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Heimischer Jazz ganz groß

33. Schaffhauser Jazzfestival

Zürich, 20.05.2022
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Peter Pfister

Wenn man erzählt, man fahre nach Schaffhausen, kommt als erstes: Ah, der Rheinfall. Ja, der Rheinfall, Europas größter Wasserfall, liegt nicht weit entfernt von der nördlichsten Stadt in der Schweiz. Eine Stadt mit einem wunderschönen historischen Stadtkern, über dem die Festung Munot aus dem 16. Jahrhundert thront.

Und Schaffhausen ist auch eine Stadt des Jazz, zumindest einmal im Jahr. Denn seit 33 Jahren findet in der Stadt das Schaffhauser Jazzfestival statt. Ein spannendes Event, weil es den Fokus auf die heimische, die Schweizer Jazzszene richtet. Da verwundert es ein wenig dass beim Eröffnungsduo am ersten Festivalabend im Kulturzentrum Kammgarn, einer ehemaligen Kammgarn-Spinnerei, gar kein Schweizer dabei ist. Aber beide Akteure des Obradović –Tixier Duo haben in der Schweiz studiert. Die kroatische Schlagzeugerin Lada Obradović und der französische Pianist David Tixier sind auf der Bühne und im Leben ein Paar. Ein wundervolles, denn wie sich polyrhythmisch geklopfte Grooves mit den angenehmen Harmonien von Klavier, Keyboards und gesampelten Sounds von Grillengezirpe, Regenwetter bis hin zu dumpfem Grollen zu atmosphärisch dichten Klangcollagen verbindet, das ist eigenwillig und anregend. Die weitestgehend durchkomponierte Musik wird an einigen Stellen immer wieder schön aufgebrochen. Eine Entdeckung, dieses Duo!

PEACE

Eine weitere Zweierkonstellation bot ebenfalls Ungewöhnliches für die Ohren, aber auch Augen. Während Gitarrist Manuel Troller atmosphärische, beinahe meditative und repetitive Klangfelder auf der E-Gitarre erzeugt, lässt sich Niklaus Troxler, der schon 75-Jährige Grafiker und Künstler und Gründer des Jazzfestival Willisau, dazu inspirieren, mit farbigen Klebebändern auf einer großen weißen Leinwand rätselhafte Muster zu kleben. Am Ende steht da die Botschaft „PEACE“ als klares Statement gegen das, was gerade in der Welt passiert.

Kürzlich erst gewann der in der Schweiz lebende, deutsche Posaunist Nils Wogram mit seiner neuen Band Muse den Deutschen Jazzpreis für das gleichnamige Debütalbum dieses Quartetts, das nun auch in Schaffhausen seine ernsthafte Kunst zwischen Jazz, Kammermusik und Neuer Musik aufführte - mit Obertongesang und der ungewöhnlichen Instrumentierung von Posaune, Saxofon, Viola und Harfe. Ein Musikabenteuer, das vielleicht zu gleichförmig dahinschwebte. Aber stimmig und großartig gespielt ist dieses Projekt allemal.

Mitsingen kann die Magie eines Auftritts zerstören

Florian Favre präsentierte am Konzertflügel sein Soloprogramm „Idantitâ“, in dem er alte Volksmelodien seiner Heimat in der Westschweiz neu interpretiert. Mit grollenden Bässen, aber auch zarten Melodien und präpariertem Piano schuf der Pianist weitauslaufende, schöne Klanglandschaften. Wäre er doch bloß nicht auf die Idee gekommen, das Publikum irgendwann zum Mitsingen aufzufordern. Teile des Publikums machten zwar freudig mit, der Magie seines Auftritts waren diese Einlagen aber eher nicht förderlich.

An zwei Abenden am Wochenende gab es für die Festivalbesucher am späteren Abend eine Alternative zum großen Konzertsaal in der Kammgarn. Direkt gegenüber nämlich befindet sich der Musikraum TapTab, ein cooler, kleiner Club, wo sich zu einem kleinen Eintrittspreis die „Young Generation“ vorstellte. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern-Musik zeigte das Schaffhauser Jazzfestival eine Auswahl von Bachelor- und Masterprojekten von jungen Bands der Hochschule. Und wo am bestuhlten Hauptspielort ebenfalls viele noch junge Musiker auf der Bühne standen, das Publikum im Saal aber überwiegend einer älteren Generation angehörte, stand im TapTab in der Mehrzahl junges Publikum vor der Bühne.

Mehr junges Publikum!

Dieses noch zahlreicher zum Festival zu locken, wird eine große Ausgabe des Schaffhauser Jazzfestivals sein in den kommenden Jahren, möchte man den erfreulich guten Publikumszuspruch in diesem Jahr weiterhin halten. Und wer sich dieses Mal die jungen Nachswuchsbands im Club angehört hat, der hätte vielleicht auch schon den beiden Großformationen im großen Saal etwa abgewinnen können. Denn was Sängerin Lucia Cadotsch mit Liun & The Science Fiction Orchestra und tags darauf die Saxofonistin Sarah Chaksad mit ihrem Large Ensemble zu bieten hatten, waren feine Arrangierkunst, zeitgeistige Klänge und ein bunter Strauß an Eindrücken und Klangfarben.

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