Bild für Beitrag: Gypsy meets India | Lulo Reinhardt auf der Suche nach den Wurzeln der Sintimusik in Indien
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Gypsy meets India

Lulo Reinhardt auf der Suche nach den Wurzeln der Sintimusik in Indien

Bochum, 01.12.2018
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius

Ein buntes Bild: die Apsis der evangelischen Christuskirche in Bochum-Gerthe mit Altar und einem hohen bis an die Decke reichenden Wandbild. Links und rechts zwei Giebeldächer aus Stein und in der Mitte eine sehr ‘bunte‘ Gruppe von Musikern aus Deutschland, aus Brasilien und vor allem aus Indien.

Und bunt waren nicht nur die Hautfarben, sondern auch die Musik, die in vielen Facetten die musikalischen Kulturen sehr unterschiedlicher Länder zusammenbrachte. Denn es ging dabei um mehr als nur Musik, wie auch zu Anfang Pfarrer Johannes Romann in einer kurzen Ansprache deutlich machte. Im Rahmen der Anne Frank-Kulturwochen des Bochumer Kulturrats steht das Konzert auch für Offenheit und Vielfalt, und dafür, der „braunen Soße“ (Romann) etwas entgegenzusetzen.

Zu Beginn boten Lulo Reinhardt mit dem Percussionisten Uli Krämer und dem Gitarristen Chrystian Dozza, dem ‘special guest‘ aus Brasilien, eine gelungene Einführung. Zunächst ohne Lulo mit einem Stück von Dozza, dann bei ‘Cuban Flair‘ alle drei mit einem für Lulo typischen Mix aus Flamenco, Latin und Gypsy-Music.

Richtig los ging es dann aber, als die indischen Musiker auf die Bühne kamen. Mit Debashish Bhattacharya (Hindustan Slide Guitar), seiner Tochter Anandi Bhattacharya (vocals) und seinem Bruder Subhasis Bhattacharjee (tablas) öffnete sich eine ganz neue musikalische Welt.

Wenn man wie ich einen Zugang zur indischen Musik nur über George Harrison bekommen hat, und dann bald nicht mehr Ravi Shankar hören konnte, ist man sehr positiv überrascht, wie lebendig indische Musik sein kann.

Lulo war im Dezember 2017 nach Kalkutta gereist, um den Wurzeln der Sinti & Roma und der Sinto-Sprache in Indien nachzuspürenund um vor Ort Musik aufzunehmen. Dabei entstand die neue CD ‘Gypsy meets India‘, die an nur zwei Tagen produziert wurde. Das einzige Konzert im Ruhrgebiet dazu fand in Bochum-Gerthe statt.

Im Grunde ging es bei dem Konzert um Kommunikation, nicht nur in Bezug auf die Musiker, sondern auch im Hinblick auf die musikalischen Kulturen. Ganz deutlich wurde das bei den Doppel-Soli von Tablas und Cajón, die im Wechsel von Frage und Antwort und auch im parallelen Spiel agierten. Ähnliches gilt für die Gitarren. Oft begann Debashish Bhattacharya auf seiner ‘Hindustan Slide Guitar‘ mit einer Sequenz, die für europäische Ohren zunächst fremd klang. Wenn dann die anderen beiden Gitarristen ‘übernahmen‘, klang es wieder vertrauter, einmal erinnerte es mich an ‘Some time ago‘ von Chick Corea. Besonders spannend fand ich die Ähnlichkeit von indischer Musik und Flamenco. Beim Gesang von Debashish fühlte ich mich sofort an den ‘Cante Jondo‘ des Flamenco erinnert, wie ihn früher manchmal die alten Männer in den Bars der andalusischen Dörfer sangen. Zu diesem Zusammenhang hätte ich mir von Lulo mehr Informationen über seine Nachforschungen in Indien gewünscht.

Die Stücke waren auch in der Mischung vielfältig. War ‘Magdalena’ noch ganz dem Gypsy und Flamenco verpflichtet, so schufen Stücke wie ‘Gypsy meets Persia‘ und ‘Desert Inspiration No. 2’ die oben beschriebene Synthese.

Ungewohnt, aber sehr interessant waren auch viele Soli, die die Dynamik des Jazz hatten, in der Harmonik aber ganz anders klangen. Die Sängerin Anandi Bhattacharya schuf mit ihrer Stimmebreite Klangflächen und brachte sich später auch mit englischen Texten ein. In dem programmatischen und breit angelegten Stück‘Gypsy meets India‘kam noch einmal alles zusammen und schuf eine von mir als ‘bombastisch‘ empfundene Atmosphäre.

Letztes Stück und gleichzeitig knapp 14-minütige Zugabe in Einem bildete ‘Colours‘, das von dem Percussionisten Uli Krämer mit einer einmaligen Show eingeleitet wurde. Wasser in einem Plastikbehälter wurde zuerst effektvoll gefärbt und dann zur Klangverfremdung von Percussions-Instrumenten genutzt. Es war auf jeden Fall ein gelungenes Intro für einen ausgiebigen Abschluss, den man nicht so schnell vergessen wird. Und Lulo will ja im nächsten Jahr (‘Gypsy meets Brazil‘?) wiederkommen…

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