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Große, beinahe spirituelle Energie

PUNKT-Festival 2022 wieder an seinem Ursprungsort

Kristiansand, 08.09.2022
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Alf Solbakken

Das PUNKT-Festival ist wohl das bedeutendste internationale Jazzfestival Norwegens. In diesem Jahr kehrte es an seinen Usprungsort zurück.

Beinahe wäre es abgerissen worden vor einigen Jahren. Doch es gab Menschen in Kristiansand die das einige Jahre unbenutzte, ehemalige Agder Teater retten wollten, was ihnen letztendlich auch gelang. Es wurde inzwischen als Teateret wiedereröffnet. Im Foyer hat sich einiges getan, mit einer schicken Bar nebst leckerer Küche. Aber im großen Konzertsaal ist noch immer die alte, schon damals ausbesserungswürdige Bestuhlung unverändert geblieben. Das Theater ist die Heimat von PUNKT. Hier fing 2005 alles an. Sieben Jahre lang fand dieses besondere Live Remix-Festival dort statt. Danach hieß es neue Spielstätten suchen und finden. Vieles wurde ausprobiert. Etwa das damals nagelneu eröffnete schicke Konzerthaus Kilden. Oder ein Musikclub. Ein Jahr war auch das örtliche Kino mit seinen Sälen Spielort von PUNKT, in Coronazeiten dann der Konferenzsaal im obersten Stockwerk des langjährigen Festivalhotels.

Doch beim jetzt wieder erstmaligen Betreten des großen Saales im Teateret sind die schönen Erinnerungen an früher gleich wieder da. Und hier gehört PUNKT auch hin! Und dann gibt es gleich zum Festivalauftakt einen Abend mit großen Gefühlen, mit einem Tribut-Konzert anlässlich des 70. Geburtstages in diesem Jahr von Sidsel Endresen. Die norwegische Sängerin hat PUNKT über die Jahre geprägt, mit unvergessenen Auftritten. Dieses Mal saß sie in der ersten Reihe im Saal und sah auf der Bühne diverse Wegbegleiter ihrer langen Karriere, wie die beiden PUNKT-Masterminds Jan Bang und Erik Honoré, Bugge Wesseltoft, Solveig Slettahjell, Nils Petter Molvær, Stian Westerhus, Django Bates oder David Toop, die in unterschiedlichen, kleineren Formationen eine berührende Hommage ablieferten.

Magische Soundscapes und sanfte Lieder

Eine spannende Premiere gab es am nächsten Abend. Das PUNKT-Team hat mit dem Punkt Editions Label jetzt ein Sublabel bei Bugge Wesseltofts Plattenfirma Jazzland gegründet um künftig PUNKT-bezogene Musik wie Solo-Aufnahmen der beiden Festivalgrüner, Liveaufnahmen oder Kollaborationen zu veröffentlichten. Das Debütalbum des neuen Labels ist bereits da: Jan Bang und Dai Fujikura stellten in Kristiansand The Bow Maker in einem großen Label Launch-Konzert vor, das im zweiten Konzertteil schon auf Bangs kommendes Soloalbum Reading the Air blickte, das im kommenden Februar oder März erscheinen wird. Die Bühne war voll mit exquisiten Musikern, die einen weiten Bogen schlugen, von magischen Soundscapes hin zu den sanften, popsongorientierten Liedern von Reading the Air, bei denen Electronic Guru Jan Bang sich das Gesangsmikro mit singenden Kolleginnen wie der Deutschen Simin Tander oder der Deutsch-Norwegerin Annelie Drecker teilte.

Noch immer faszinieren die Live Remixe bei diesem Festival. Und wie früher muss man nun wieder schnell vom großen Theatersaal in den kleinen Kellerraum laufen, wo der jeweilige Live Remix bei der Ankunft schon gestartet ist. Großartig was Eivind Aarset, Jan Bang und Erik Honoré aus dem zwar schon strukturierten, aber doch ziemlich freigeistigen Konzert der estnischen Pianistin Kirke Karja und ihrem neuen Trio machten. Langsam aufbauend verwoben sich Fragmente des Originalkonzertes geschickt mit einem elektronischen Klangkosmos, der zum Ende zu einem mitreißenden Klangozean anschwoll.

Große, beinahe spirituelle Energie

Ein ganz besonderes Projekt auf der großen Bühne war Avant Joik von Sängerin und Elektronikern Maja S.K. Ratkje, Sängerin Katarina Baaruk und Visual Artist Matti Aikio. Joik, der traditionelle Gesang der Samen, der Ureinwohner Lapplands, trifft hier auf experimentellen Gesang und elektronische Sounds und entfaltet im Zusammenspiel eine große, beinahe spirituelle Energie, auch dank der eindringlichen, kraftvollen Stimme der Schwedin Katarina Baaruk.

Was sonst noch in Erinnerung bleibt von PUNKT 2022? Das sehr belebende Schweizer Trio Heinz Herbert. Kurioser Bandname, total erfrischende Musik zwischen den Stühlen. Interessante morgendliche Seminare, etwa mit Geburtstagskind Sidsel Endresen. Und die wie immer so angenehme, familiäre Atmosphäre bei diesem einzigartigen Festival im Süden Norwegens.

https://punktfestival.no/

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