Grizzly Foundation Benefizkonzert
Alma Naidu u. Lars Danielsson Liberetto
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Grizzly Foundation Jürgen Seidel (re)/ Telekom Norbert Ittermann (li)
Die Grizzly Foundation, eine Stiftung zur Förderung junger Talente aus der nachwachsenden Jazzgeneration, veranstaltete ein Benefizkonzert im Konzertsaal der deutschen Telekom in Bonn. Hier wurde die erste Stipendiatin, die junge Sängerin Alma Naidu (*1995) aus München, vorgestellt und als zweiter Akt des Abends spielte die schwedische Band Lars Danielsson Liberetto.
Alma Naidu bekam von Anke Steinbeck, im Namen des Stiftungsvorstands, offiziell ihre Stipendiaten Urkunde überreicht, danach gab sie ein kleines Solokonzert. Sie hat in München und London Jazzgesang studiert, u.a. bei Norma Winstone und wurde mit dem BMW Welt Young Artist Jazz Award und dem Bayrischen Kunstförderpreis prämiert.
Alma Naidu ging mit dem Jazz-Schlagzeuger Wolfgang Haffner auf eine Asien und USA Tournee und wirkte neben ihrer Jazzlaufbahn an verschiedenen Musicalproduktionen mit. Seit 2019 ist sie Mitglied im Bundesjazzorchester, dem offiziellen Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland.
Auf dem Konzert begleitet sie selbst am Klavier und sang einige Stücke aus ihrem im Februar erscheinenden ersten Album. Die Stücke waren bis auf ein Billy Joel Cover selbst komponiert und getextet. Auch wenn es sich um kurze Stücke im Singer-Songwriter-Stil handelte, war das stimmliche Potential herauszuhören. Noch deutlicher wurden ihre Qualitäten als Lars Danielsson, sie auf die Bühne zu Liberetto bat. Nur mit Bassbegleitung sang sie den Standart You don`t know what Love is und begleitete ohne Worte, nur mit Melodielinien das Liberetto Stück Desert of Catanga. In ihren Darbietungen zeigte sich über welchen enormen Tonumfang Alma Naidu nahezu spielerisch verfügt. Ohne Mühe wechselt sie von hohen in tiefe Register, mit klarer warmer Stimme.
Der international renommierte Bassist Lars Danielsson, der vor zwölf Jahren seine Band Liberetto gründete, spielte alles Stücke aus seiner neuen CD Liberetto IV- Cloudland. In der aktuellen Besetzung hat er den jungen Jazz-Shootingstar aus Madagasgar Grégory Privat am Klavier, den ehemaligen Drummer des Esbjörn Svensson Trios Magnus Öström am Schlagzeug und Krister Jonsson, der in New York studiert hat und oft mit Bill Frisell und Marc Ribot verglichen wird, an der Gitarre.
Eine Band mit großartigen Solisten, die sowohl im Ensemblespiel als auch in den Soli ihre Stärken zeigten. Besonders prägend für das Konzert war das Zusammenspiel des leichhändigen Tastenmagiers Grégory Privat und des kraftvoll agierenden Schlagzeugers Magnus Öström, zwei scheinbar gegensätzliche Musiker, die sich wunderbar ergänzten. Der Bandname Liberetto ist ein Kunstbegriff den Danielsson erfunden hat, eine Zusammensetzung aus Libretto und dem lateinischen liber – frei. Damit will er ausdrücken, das die Musik offen und frei ist für Einflüsse der europäischen Kunstmusik, ethnischer Musik und traditionellen Jazz. Die Elemente der europäischen Kunstmusik waren besonders bei Grégory Privat, aber auch bei den Basssoli von Danielsson zu hören. Aber es ging nicht um Third Stream, sondern verschiedene Einflüsse, die die einzelnen Musiker einbrachten, verschmolzen zu einer europäischen Jazzmusik. Ein großartiges Konzert, das das Publikum im Bonner Telekom Haus mitriss und das mit lang anhaltendem Beifall und Standing Ovations endete.
Die Grizzly Foundation hat sich zum Ziel gesetzt junge Talente im Jazz zu fördern. Gegründet wurde die Stiftung von Prof. Dr. Andreas Hoeft, der 25 Jahre Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Universität Bonn war und einer der führenden Köpfe der Europäischen Gesellschaft für Anästhesiologie. Er trug den Spitznamen Grizzly.Privat war ein großer Jazzfan und die Förderung junger Talente lag im am Herzen.
Die Stiftung setzt dort an, wo talentierte und gut ausgebildete Jazzmusikerinnen und -musiker den Schritt vom Studium in die Berufstätigkeit machen. Zweck der Stiftung ist es, jungen Talenten die kontinuierliche Arbeit am eigenen Projekt zu ermöglichen und dessen professionelle Vermarktung zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage zu sichern. Dazu sollen die Sichtbarkeit der Musiker*innen hergestellt, Zugang zu Netzwerken und Auftrittsmöglichkeiten organisiert werden. Die Stiftung setzt finanzielle Förderung als Hilfe zur Selbsthilfe ein. Dazu wird mindestens alle zwei Jahre ein*e Stipendiat*in ausgewählt und mit 10 000 Euro jährlich gefördert. Die Stiftung arbeitet dazu mit dem Bundesjazzorchester (Bujazzo) zusammen, das einen Pool von jungen Talenten bildet. Der Vorstand der Stiftung besteht aus drei Personen, Dr. phil. Anke Steinbeck, die im Landesmusikrat arbeitet und viele Jahre das Jazzfest Bonn mitorganisiert hat, Dr. med. Sabine Hoeft, die Witwe des Stiftungsgründers, die seine Arbeit fortsetzt und Dr. jur. Christian Cassebaum, ein international renommierter Jurist.
Spendenkonto:
Grizzly Foundation Treuhandkonto
IBAN DE21 3816 0220 4705 0770 16
VR-Bank Bonn eG