Gratkowski, Hübsch, Schubert
Evergreens des Unvorhersehbaren
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Frank Gratkowski (Altsaxophon), Carl Ludwig Hübsch (Tuba) und Matthias Schubert (Tenorsaxophon), die drei Leiter des Multiple Joy[ce] Orchester geben ein Konzert im Loft Köln. Es ist das letzte von drei Konzerten. Seit ein paar Jahren treten die drei Musiker in unterschiedlichen Formationen als Trio oder größerer Besetzung auf und spielen Musik die zwischen Jazz und intuitiver Musik pendelt.
Im Loft spielt das Trio zwei längere Kompositionen von Carl Ludwig Hübsch. Das erste Werk trägt den Titel Epizykel. Epizykel wurden im alten Ptolemäischen Weltsystem die kleinen Kreisbahnen der Planeten genannt, die sie innerhalb der großen Bahn um die Erde vollführen würden.
Hübsch hat dieses Stück vor über zwanzig Jahren ursprünglich für eine Rockband geschrieben. Er wollte, wie er sagte, ein Stück wie Frank Zappa schreiben.
Das Stück hat keinerlei Patina angesetzt und funktioniert mit seinem zyklisch wiederkehrenden Thema und den vielen musikalischen Einfällen auch heute noch. Neben den durchkomponierten Teilen, bleibt noch Raum für Improvisationen.
Nach der Pause gibt es eine weitere längere Komposition von Carl Ludwig Hübsch mit dem Titel NGC 7541. NGC ist die Abkürzung für New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars. NGC ist ein Katalog von galaktischen Nebeln, Sternhaufen und Galaxien. NGC 7541 ist eine Spiralgalaxie im Sternbild Pegasus. Hübsch war s wichtig, was da draußen im Universum noch ist. Das Thema ist im Jazz und der Gegenwartsmusik nicht neu, man denke nur an Sun Ra und auch Karl Heinz Stockhausen hat ein Werk mit dem Titel Weltraum geschrieben und beschäftigte sich mit Sternen.
Die Musik des Stückes NGC 7541 hat aber ebenso wenig wie das erste Stück etwas mit Sphärenklängen zu tun.
In dem Stück sind längere herausragende Soli von Frank Gratkowski und Matthias Schubert.
Als letztes Stück spielt das Trio ein Stück von Ernst Mosch, ja der Mosch aus dem Egerland,
dessen Musik eher im Umfeld der Volksmusik erklingt. Mosch hat in frühen Jahren als Posaunist in verschiedenen Jazzbands gespielt. Das Stück von Mosch wird schon ein bisschen dekonstruiert, aber seine Herkunft ist noch gut zu hören. Und es hört sich nicht schlecht an.
Etwas Augenzwinkern gehört allerdings dazu. Matthias Schubert sorgt mit der mehrmals eingeworfenen Frage „Habe ich meinen Herd ausgeschaltet?“ für eine kleine DaDa Einlage, die gut zum dadaistischen Titel der Veranstaltung passt.
Ein sehr anregendes Konzert mit drei Musikern, die zu festen Größen der Jazz -und Improvisationsszene gehören, die sich nicht auf Genre und Stil festlegen lassen. Es wurde mitgeschnitten, vielleicht entsteht aus den Konzerten ein Tonträger, der auf jeden Fall hörenswert ist.