Grandiose Verbindung der Kulturen
Bugge Wesseltofts „OK World“ im „Alten Pfandhaus“
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski, Gerhard Richter
Drei Percussionisten, ein Bassist, ein Gitarrist und – Bugge Wesseltoft. Gemeinsam sind sie „OK World“, ein Musik-Projekt über Grenzen und Nationen hinweg. Am Dienstagabend begeisterten sie ihr Publikum im „Alten Pfandhaus“ durch die Besonderheit ihres Zusammenspiels. Die rührt aus der Idee für dieses Projekt – jeder der sechs Musiker bringt 100 Prozent seines kulturellen und musikalischen Hintergrundes mit ein, um eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Musik zu schaffen. Und das gelingt ihnen auf grandiose Weise. Der norwegische Jazzpianist Bugge Wesseltoft und der indische Bassist Shir Sriram wollten ein Musik-Projekt über Grenzen und Nationen hinweg initiieren – das ist ihnen perfekt gelungen.
Shri Sriram stammt aus Bombay und ist ein Multiinstrumentalist – nicht nur den Bass beherrscht er exzellent, auch mit seinem Flötenspiel beeindruckt er. Vivek Rajagopalan kombiniert traditionelle und elektronische Elemente mit seiner Musik. Auch er passt perfekt in dieses Ensemble. Der Percussionist aus Mumbay/Indien begann als Neunjähriger auf dem Mridangam zu spielen, acht Jahre später entdeckte man ihn auf dem „International Jazz Festival – Thailand”. Khaled Yassine ist Autodidakt, der sein Spiel auf ein internationales Level gebracht hat. So performt der Libanese mit Künstlern wie Al Di Meola oder Charbel Rouhana. Aus Maputo/Afrika stammt Schlagzeuger und Percussionist Amade Cossa. Und um die Mischung der musikalischen Kulturen noch mehr zu erweitern, bringt Flamenco-Gitarrist Josemi Carmona aus Madrid sein brillantes Gitarrenspiel mit in die Musikstücke des Ensembles. Er kommt aus der berühmtesten Dynastie von Flamencogitarristen, der Familie Habichuela aus Granada und begann bereits mit vier Jahren Gitarre zu spielen. Dazu noch Bugge Wesseltoft, der bekannt dafür ist, dass er klassischen Jazz mit elektronischer Musik verschmilzt: eine Synthese aus Live-Elektronik und den Mitteln des improvisierten Jazz.
Seit zwei Jahren treten sie gemeinsam mit diesem Projekt auf – in jedem einzelnen Land der Ensemble-Mitglieder. Sie waren damit in Indien, Beirut, Afrika und nun geht es nach Norwegen. Dazwischen ein einziges Konzert in Deutschland: im „Alten Pfandhaus“ in Köln. Da gab es sogar ein Battle zwischen Flügel und Schlaginstrument um die schnelleren Anschläge auf dem jeweiligen Instrument. Bugge Wesseltoft animierte das Publikum zu einer wahren Klatsch-Orgie und zauberte mit seinem Instrument und einem Tablet harmonische, elektronische und sphärische Klänge. Bugge Wesseltoft ist unverkennbar ein visionärer und innovativer Musiker. Sein Verständnis von Musik hat keinen Respekt vor der Zukunft. Sie wird pure, intensive Magie. Und so bekamen die Gäste im „Alten Pfandhaus“ eine wunderbare Mischung aus traditioneller und moderner Musik. Jeder einzelne Musiker mit seinem großartigen Talent. Dazu die besondere Leichtigkeit mit der sie die Rhythmen beherrschten. Das war bewundernswert, einfach nur perfekt. Denn das Programm von „OK World“ ist voller positiver Energie und Kraft. Es ist eine geniale Kombination aus traditioneller Musik und Jazz - interpretiert von sechs großartigen Musikern, die das Publikum mit deren Improvisationen, Virtuosität und Musikalität begeistern. Das Konzert war ein unvergessliches Erlebnis für alle, die sich von der Spielfreude und der Sympathie der Künstler anstecken ließen.