Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen

Gipfel der Generationen

Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen

Ratingen, 28.01.2023
TEXT: Bernd Zimmermann und Stefan Pieper | FOTO: Gerhard Richter

Man braucht nicht darüber diskutieren: Joachim Kühn ist einer der größten Pianisten im deutschen Jazz. Michael Wollny, fast 35 Jahre jünger als Kühn, kann dieses Prädikat nicht minder für sich beanspruchen. Beide schöpfen aus dem europäischen Kulturerbe und sind zugleich in allen improvisatorischen Idealen des Jazz ganz tief drin. Künstlerische Seelenverwandschaft ist also zuhauf da. Und so war es natürlich ein Ereignis, als die Friedenskirche in Ratingen ein Doppelkonzert mit Kühn und Wollny angekündigt hatte.

Keine Frage: Da ist der Kirchenraum an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. Von Menschen geht nur durch ihr Vorhandensein viel Energie aus – und das schien auf die entfesselten spielerischen Kräftefelder von Joachim Kühn und Michael Wollny an diesem Abend so unmittelbar zu wirken, dass sich das schiere Powerplay auf die Dauer dann doch etwas zu sehr verselbstständigte.

Beide sind Giganten am Klavier und demonstrieren dies mit heftigstem Klang- und Tonmassen in durchgängig ohne Pausen gespieltem Set. Wie zwei zum Bersten aufgeladene Gegenpole, die sich nur noch aneinander reiben brauchen, damit das Klanggewitter explodiert. Konzertflügel sind genial erdachte Konstruktionen, dass sie bei einer solchen Beanspruchung überhaupt heile bleiben, mag so mancher denken. Aber man hätte sich vielleicht doch etwas mehr ruhige Momente und Verinnerlichung gewünscht, denn dadurch entsteht jene Transparenz, um in die geniale kompositorische und improvisatorische Finesse dieser beiden Ausnahme-Pianisten noch besser einzutauchen.

Joachim Kühn feiert Abschied von seinem Konzertpublikum

Keine Frage: Struktur lebt in der Interaktion der beiden allemal, wie sich die beiden Bälle zuspielen und flexibel zwischen Rollen hin und her switchen. Themen bleiben dabei Sprungbretter für immer neue entfesselte Tastenstürme. So erbebte die Friedenskirche, als wenn es kein Morgen geben würde. Und das stimmt ja gewissermaßen auch: Joachim Kühn spielt aktuell diverse Konzerte (wenige Tage zuvor hatte er einen Auftritt zusammen mit Matthias Schriefl im Stadtgarten….), um sich von seinem Livepublikum allmählich zu verabschieden. Von solchen Emotionen dürfte auch das eigene Spiel genährt gewesen sein. Mit der Musik an sich habe Kühns kommender Rückzug von den Livebühne nichts zu tun. Im Gegenteil. Nach eigenem Bekunden möchte er in noch tieferer Kontemplation darin aufgehen. Und da kann das aufreibende Drumherum, vor allem das viele Reisen, auf die Dauer auch mal zur Belastung werden. Eine Entscheidung, die man respektieren muss gerade angesichts des einflussreichen Lebenswerkes dieses Jahrhundertpianisten. Dass das Feuer weiter lodert, dafür steht ja - hoffentlich für viele kommende nächste Jahrzehnte – der 34 Jahre jüngere Kollege Michael Wollny bereit, ein ebenso phänomenaler Tausendsassa auf den Tasten.

Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Bild für Beitrag: Gipfel der Generationen | Joachim Kühn und Michael Wollny in Ratingen
Suche