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Gigantisch

"La Brass Banda" und "Bukahara"

Bonn, 29.03.2017
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski

Francis Gay, Moderator des Senders Cosmo und des Abends, versprach den Gästen im Bonner Telekom-Forum lokale Poesie von zwei Bands, die sich kennen und sehr schätzen. Wobei – Poesie ist ja eher etwas Stilles, Leichtes. Aber Poesie bezeichnet im übertragenen Sinn eine bestimmte Qualität. Eine über das Normale hinausgehende Wirkung, die sich entfaltet. Und das erreichten beide Bands weit über gewöhnliche Konzerterlebnisse hinaus. Sowohl die Rheinländer „Bukahara“, als auch die Bayern „LaBrassBanda“ sind musikalische Grenzgänger. Beide spielen wahrhaftig nicht die Musik ihrer Region – es gibt Reggae, Jazz, Gypsy, Swing, Folk, Arabic-Balkan und vieles mehr. Die Musik und die Kombination von Bukahara und LaBrassBanda sind auf jeden Fall äußerst spannend.

Die Konzerte von Bukahara mit den vier Multiinstrumentalisten aus drei verschiedenen Kontinenten sind gespickt mit Eigenkreationen, aber auch mit Interpretationen traditioneller "Klassiker“, wie dem arabischen Song "Bint El Shalabiya". Wie ein Herzschlag beginnt „Grotta delle Ninfe" und bringt das Herz der Gäste zum Klopfen. Bukahara ist eine Kölner Neofolk- und Balkanfolk-Band, die 2009 erstmals zusammenspielten. Drei der Musiker kannten sich aus Studienzeiten.

Ihre Virtuosität ist schlichtweg beeindruckend. Tief versunken spielt Daniel Avi Schneider auf der Geige und mutiert zwischenzeitlich zum Teufelsgeiger. Ahmed Eid singt inbrünstig auf arabisch und zupft seinen Bass in Perfektion. Dazwischen der blondgelockte Sonnyboy Max von Einem, der ebenso brillant seine Instrumente beherrscht: von Posaune über Snare-Drum bis zur imposanten Tuba. Er erklärt dem Publikum die Hektik auf der Bühne: „Wir müssen halt ständig die Instrumente wechseln“ – es sind eben alles Multiinstrumentalisten! Sänger und Gitarrist Soufian Zoghlami zeigte sich erst noch etwas verhalten. Seine Stimme hat etwas soulig-dreckiges und bei „No“ riss er dann alle mit. Dieses Stück haben sie gerade auf dem just erschienen dritten Album „Phantasma“ verewigt und es ist ein Statement für Freiheit, Akzeptanz und Respekt. Es hat viel Ohrwurm- und Hymnencharakter – und das Publikum sang dementsprechend laut mit. Auch bei „Eyes Wide Shut“ gab es viele textsichere Gäste. Mit ihrem Album gehen Bukahara jetzt auf Tour und werden da sicher auch so eine gute Stimmung verbreiten.

Gerade von einer Tour kamen LaBrassBanda. Sie schenkten sich zum zehnjährigen Bühnenjubiläum eine Weltreise. Die bayrische Blaskapelle hat bereits vor kleinem und großem Publikum auf fünf Kontinenten ihren Mix aus Volksmusik, Ska, Jazz, Techno, HipHop, Reggae und Dance präsentiert.
Dazu passend gibt es jetzt ein neues Album: "Around the World". Natürlich bayrisch gesungen. „Verstehts ihr bayrisch?“ fragte LaBrassBanda-Kopf Stefan Dettl die Gäste im ausverkauften Telekom-Forum. „Net? Is auch wurscht!“. Und das war es, denn zum Einen erzählte Dettl etwas zu den Stücken und zum Anderen war die Geschwindigkeit von Musik und Gesang kaum zu toppen. Das Publikum war begeistert. Von Jung bis Alt war eine bunte Mischung im Saal und Dettl stellte fest, dass nicht nur „Party-People“ sondern auch „Hochkultur-Leute“ da waren.

Für letztere präsentierten sich die fünf Bläser –Frontmann Stefan Dettl (Trompete), Manuel Winbeck (Posaune), Stefan Huber (Tuba), Jörg Hartl und Korbinian Weber (beide Trompete) - mal ohne die Rhythmusgruppe Fabian Jungreithmayr (Bass) und Manuel Da Coll (Schlagzeug) mit einem fast klassischen Bläserstück. Das hätte gar nicht sein müssen – auch wenn es brillant war -, denn dass die sieben hochkarätige Musiker sind, die so ziemlich alles spielen können, merkte man auch so. Selbst Japaner konnten sie überzeugen mit ihrer Musik. Vor allem bei „Alarm“ sang das Publikum bei einem Japan-Auftritt kräftig mit – in Bonn natürlich auch. „Mei wia schee“, heißt es da ja auch. Spaßig auch das Stück „Cadillac“, bei dem es um einen bunten Vogel geht, der immer auffallen will und eben dieses spezielle Auto fährt.

Auch zu ihren Anfängen gehen sie musikalisch zurück, denn bei „Indian Explosion" geht es um ihre Vergangenheit, als die Band noch niemand kannte. Was natürlich nicht fehlen durfte: „Nackert“, das Lied, mit dem sie beinahe zum Eurovision Song Contest nach Schweden gefahren wären – barfuß mit dem Trecker war das geplant. Die bayerische Bläsercombo hatte mit dem Song den Vorentscheid aufgemischt. Mit ihnen wäre es bestimmt nicht auf die aller hintersten Ränge gegangen. Aber was solls, mit ihrer Welttournee haben LaBrassBanda klargestellt, dass der Sound der bayerischen Blaskapelle sich überall auf der Welt hören und sehen lassen kann - auch in Bonn und auch da hatten die Gäste ihren Spaß. Das konnte keiner mehr toppen.

Nur die Musiker selber, denn gemeinsam fusionierten sämtliche Musiker des Abends schließlich zu einer Big-Band, spielten zusammen Bukaharas „Wein a Rhamalla“ mit Orient Groove und bayrischer Brass Power, sprangen von der Bühne und zogen als große Marching Band quer durch die hochgradig begeisterte Menge im Saal.

„Over the border“ eben, denn sie gehen über Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes. Und da war es dann wieder, was Poesie ausmacht – die Leichtigkeit, die Lebensfreude, mit der die Musiker förmlich ansteckten – und die auch nach so einem grandiosen Konzert noch lange nachklingt.

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