Bild für Beitrag: Geschmeidig und entspannt | Till Brönner in Bochum
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Geschmeidig und entspannt

Till Brönner in Bochum

Bochum, 10.12.2012
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese (Archiv)

Viel bunter als an diesem Sonntagabend in der gut gefüllten Bochumer Zeche kann ein Publikum kaum sein. Man wundert sich schon, wer hier alles zum Jazz gekommen ist. Auf dem Programm des Abends steht nämlich Till Brönner, Jazztrompeter. Aber Deutschlands wohl populärster und prominentester Jazzer ist eben auch mehr als nur das.

Brönner hat Galas moderiert, trat als Juror in der Castingshow „X Factor“ im Fernsehen auf, hat die Knef produziert und selbst Musik gemacht mit Kuschelpop oder Bossa Nova.

Seine neue CD hat er schlicht „Till Brönner“ getauft. Eitelkeit? Selbstbewusstsein? Es ist jedenfalls eine famose Platte geworden. Eine, auf der er glücklicherweise nicht singt, denn sein Gesang ist eher ein wenig blass.

Aber Trompete spielen kann der gebürtige Viersener. Auch wenn er auf der CD und live in der Zeche meistens zum weicher klingenden Flügelhorn greift. Aber das passt eben prima zum Konzept der neuen Produktion, die sich an Einspielungen der späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre mit elektrischem Soul-Jazz und Hardbop orientiert.

Geschmeidig und entspannt musiziert Brönners Quintett dann auch in Bochum. Wohlig die Fender Rhodes-Klänge von Jasper Soffers und die Basstöne von Christian von Kaphengst, sanft anschiebend das Schlagzeugspiel von Wolfgang Haffner.

Mit dem schwedischen Saxofonisten und Flötisten Magnus Lindgren hat Till Brönner einen exzellenten zweiten Bläser neben sich auf der Bühne, mit dem er wunderbare instrumentale Gespräche führt.

Auch wenn die Musik dann immer wieder anzieht, das entspannte und lässige einem schnellen, treibenden Bop weicht und die beiden Bläser mit elektronisch verfremdeten Klängen und Echos experimentieren und Dampf machen. Die fünf Musiker spielen schön mit den Kontrasten. Im Vordergrund steht der Gruppenklang, auch wenn genug Räume für expressives Solieren da sind.

Till Brönner hat sichtlich Spaß an dieser Clubtour, wo er sonst ja mehr in schicken Konzerthäusern auftritt. Der Mann weiß eben, sich auf vielen Parketts stilsicher zu bewegen.

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