Gemeinsam vereint
Julian und Roman Wasserfuhr auf Schloss Horst
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Man muss gar nicht immer musikalische Grundlagenforschung betreiben, wenn so vieles einfach „da“ ist und aus tiefer Seele kommt – umso beglückender ist es, wenn dies sogar zwei Menschen miteinander teilen. Auf Gleichklang ist bei den Brüdern Roman und Julian Wasserfuhr auf jeden Fall Verlass. Der eine ist Pianist, der andere spielt Trompete Flügelhorn – und nach eigenem Bekunden hat beide das gemeinsame (!) Musizieren schon in der frühen Kindheit nicht mehr losgelassen. Die Verlässlichkeit blieb, als beide groß waren – das bewies einmal mehr ein Live-Auftritt der Wasserfuhr-Brüder im Gelsenkirchener Schloss Horst.
„Wir wussten gar nicht, dass es hier im Ruhrgebiet solch ein Ambiente gibt. Wir haben kürzlich auf einem etwas verwunschenen Schloss irgendwo in Rumänien gespielt. Da wirkte das Ambiente kaum anders!“ Keine Frage – die beiden fühlen sich von diesem Ort, einem kunstvoll mit Glas umbauten Burghof mächtig inspiriert, um ihren musikalischen Geschichten und Emotionen freien Lauf zu lassen. Roman Wasserfuhr s Klavierspiel mit seiner feinsinnigen Anschlagsfinesse ist die eine Säule dieses Dialogs und ein unerschütterliches Fundament für Julians Hörner. Auf seiner Trompete visiert er ausgiebig einen samtigen, die Seele wärmenden Chet-Baker-Sound an - und wechselt gerne zum Flügelhorn, wenn der Klang noch mehr Tiefe und Hintergründigkeit braucht! Der ewige Blues mit seinen pentatonischen Möglichkeiten ist die Grammatik dieser Sprache. Immer, wenn gerade mal die große Geste auftrumpft, der Flügel ins Grooven gerät und bebop-artige Trompetenfiguren aufblitzen, gibt es wieder einen „Ausweg“: Ein klardefiniertes „Wohin“ in Gestalt eines beseelten Themas. Hochkultivierter Jazz im Sinne dieses welterfahrenen, zugleich junggebliebenen Konservatismus nimmt sich bevorzugt einen gehaltvollen Song, eine beflügelnde Melodie als Wesenskern. Neben zahllosen Eigenkreationen durchweht natürlich auch einer der größten „Hits“ des Duos, Stings „Englishman in New York“ wie ein warmer Wind den umglasten Schlosshof - „durchwehen“ passt gut, denn der offene Raumhall dieser Location tut sein übriges, dass die Musik atmet. Und so sehr man dieser lyrisch-melodiös-atmosphärischen Konversation endlos zuhören mag, so lässt einmal mehr die Zugabe staunen: Da unterlegt Roman sein Klavierspiel mit zarten elektronischen Verfremdungseffekten – musikalische Bodenständigkeit und zarte Momente mit einer gewissen mystischen Aura schließen sich bei d en beiden Brüdern keineswegs aus.