Furioser Start des 48. Moers Festivals
Erste Eindrücke vom Festival
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Die Musik des expressiven kanadischen Schlagzeugers Franklin Kiermeyer und seiner Band Scatter The Atoms That Remain lässt den Geist von John Coltranes A Love Supreme wieder aufleben. Der geniale Saxophonist Mike Troy erzeugt mit seinem Tenorsaxophon eine ungeheure Intensität und Dichte und Franklin Kiermeyer treibt die Musik in der Art eines Elvin Jones voran. Mit Otto Gardner am Bass und Davis Whitfieldam Piano erschafft die Band einen furiosen Sound. Das erste Konzert in der Festivalhalle ist gleich ein besonderes Highlight. Wer die vier Musiker in Hippie-Kleidung sieht, fühlt sich in die frühen Moers Tage zurückversetzt. Franklin Kiermeyer sagt, dass er schon als junger Mann vom Moers Festival gehört habe und es immer sein Wunsch gewesen sei, einmal in Moers zu spielen. Solche wunderbaren Festivals seien so selten. Angesagt hat die Band Bürgermeister Fleischhauer. Auch das zeigt wie Moers heute tickt.
Einiges ist neu, die Bühne ist nun seitlich angelegt – neue Perspektiven? Auf der Bühne steht ein riesiger Holzpanzer, der zum Nachdenken anregen soll.
Altbewährtes ist geblieben, wie das Festivaldorf mit eigener Bühne und Multikulti Ständen von Afrika bis zur heimischen Bergbau Nostalgie. Vor allem der künstlerische Leiter Tim Isfort hat einen verlängerten Vertrag bekommen und Geld gibt es auch, vom Land und vom Bund.
Das nächste Konzert vereinigt die alten Free Jazz Legenden Günter Baby Sommer am Schlagzeug und Altsaxophonist Marshall Allen (Leiter des Sun Ra Arkestra) mit dem brasilianischen Spoken Word Performer Rodrigo Brandao und dem japanischen Elektronikmusiker Toshimaru Nakamura. Brasilien mit Sao Paulo und Tokyo sind auch Schwerpunkte des Festivals. Die vier haben noch nie zusammen gespielt. Aber das ist Programm in Moers Ungewöhnliches und Noch-Nie-Gehörtes auf die Bühne zu bringen. Es entstehen Improvisationen von lyrisch bis a la Peter Brötzmann. Die Musik gruppiert sich um die Spoken Words von Brandao, der auch das Publikum mit einbezieht und ruft: Make some Noise!
Sao Paulos brodelnde Musikszene stellt sich mit dem Clube da Encruza vor. Ein Septett, das eine Erweiterung der Gruppe Meta Meta ist.
Diese Gruppe ist einer der kreativen Zentren der brasilianischen Metropole, um die sich Musiker, Poeten, Schauspieler und bildende Künstler scharen.
Zeitgenössische Musik aus Brasilien, in der von Jazz bis Tropicala, die verschiedensten Einflüsse zum tragen kommen. Kiko Dinucci (g,voc), Rodrigo Campos (g,cavaquinho), Thiago Franca (ts,fl) und Thomas Rohrer (rebeca) bilden den Kern des Bandprojektes, das mit unterschiedlichen Besetzungen von Septett bis Quartett spielt.
Es geht nahtlos weiter, mit einem Solokonzert des Ausnahme Trompeters Peter Evans. Mit erweiterten Techniken lässt Evans teilweise vergessen, das die Klänge mit einer Trompete produziert werden.
Dieser kurze Bericht über einige Schlaglichter des ersten Tages des Moers Festivals zeigt wohin die Richtung geht: Neues, Unerwartetes, Ungehörtes, einfach gute spannende kreative Musik aus aller Welt, natürlich auch aus NRW.
Die ersten Eindrücke zeigen, für Kurzentschlossene lohnt sich unbedingt noch ein Besuch des Festivals. Von Samstag bis Montag wird ein breites Musikangebot zu Gehör gebracht. Sonntag ist der amerikanische Starsaxophonist Joshua Redman zu Gast und spielt mit der WDR Bigband und dem Ensemble Musikfabrik unter Leitung von Vince Mendoca. Die herausragenden Musiker aus Brasilien werden in verschiedenen Besetzungen spielen. Improviser Emilio Gordoa spielt mit seiner Band Move. Elisabeth Niescier wird mit dem New York Trio auftreten. Hayden Chisholm spielt mit Musikern aus Belgrad und viel viel mehr.
https://www.moers-festival.de/programm/programmuebersicht-2019/