Bild für Beitrag: Fulminanter Saisonstart | FineArtJazz 2019/2
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Fulminanter Saisonstart

FineArtJazz 2019/2

Dorsten, 17.09.2019
TEXT: Barbara Seppi | FOTO: Barbara Seppi

„We are back“, so begrüßte Bernd Zimmermann am Samstag im soziokulturellen Zentrum „Das Leo“ das „FineArtJazz“-Publikum und läutete damit in Dorsten den Auftakt der neuen Saison der renommierten internationalen Konzertreihe im nördlichen Ruhrgebiet ein.

„Wir haben in diesem Halbjahr eine unfassbare musikalische Klammer vorbereitet, von dem, was Sie heute hören bis zu Swinging Christmas“. Wie breit der Spagat zu Tom Gaebels flockigem Weihnachtsprogramm (am 07.12. in Gladbeck) wirklich ist, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand im LEO. Drei Namen auf dem Papier, Manuel Hermia (Saxofon), Valentin Ceccaldi (Cello), Sylvain Darrifourq (Drums) und Zimmermanns Ansage „bitte mutig sein und sitzenbleiben“ standen am Anfang des Abends. Ohrenstöpsel hatte Organisatorin Susanne Pohlen schon am Einlass verteilt. Wirklich notwendig? Eigentlich nicht.

Nachdem Tags zuvor dieses ungeheuer energetische Trio das Publikum im Bielefelder Bunker Ulmenwall restlos begeisterte war es nun das Publikum aus dem nördlichen Ruhrgebiet, dass sich dieses Trio vornahm.

Darrifourq peitschte mit seinem unglaublichen Rhythmusgefühl das Schlagzeug zwar häufig auf Maximallautstärke (die Base-Drum musste in der Pause geflickt werden) und Ceccaldis „basso ostinato“ drohte zeitweise die Saiten zu sprengen, aber nur ohne Schalldämpfer lässt sich diese Musik wirklich körperlich erfahren. Das französisch-belgische Trio ist ein Gesamtpaket, das den Zuhörer mit Haut und Haaren verschlingt, sich tief in Magen und Herz eingräbt. Die Titel der Stücke „On a brule la tarte“, „Du poil de la bete“ oder „Les flics de la police“ stehen einzeln gedruckt auf der CD der aktuellen Tour, im Konzert reihen sie sich aneinander wie ein sinfonisches Gesamtwerk oder eine Suite aus allegro, andante, moderato und allegro assai. Ein kontinuierliches Aufbauen von Klangwelten, kurze Kadenzen, abrupte Schläge auf die Becken, abgerissene Töne aus dem Saxofon verdichten sich ins Unvorstellbare. Melodien entfalteten sich zu einer tickenden Frequenz, die wie ein Zeitzünder unermüdlich auf eine Explosion hinzählte. Dann wieder kosmische Leere im Mut zu unglaublich langen Pausen, in denen für den Zuhörer das stete Pulsieren des eigenen Blutes zum musikalischen Bestandteil der Performance wurde. Kein Atem war im Saal zu hören, kein Klatschen bei wahrlich virtuosen Passagen, eine knisternde Gespanntheit lag über der gesamten Szenerie. „You guys are ok?“, Leute geht´s Euch gut?, fragte Manuel Hermia schmunzelnd nach den letzten Tönen. Die Gesichter lockerten sich, entluden die gesamte Energie in einen rasenden Applaus. „Das ist das Erstaunlichste, was ich seit langem gehört habe“, erklärte Jazz-Fan Wolfgang Schäfer und nahm, wie alle anderen des Abends, den kompletten Sound im Kopf mit nach Hause, wahrscheinlich noch für einige Tage lang.

Nach einem Konzert auf dem Nordsternturm in Gelsenkirchen Ende September mit Pascal Schumacher kommt FineArtJazz am 16. Oktober zurück nach Dorsten. Diesmal geht es im Rahmen des Münsterland-Festivals in die Traumfänger-Galerie im Creativ-Quartier Fürst Leopold. Es gastiert der norwegische Jazz-Trompeter Nils Petter Molvaer. Tickets für die gesamte Reihe gibt es unter www.publicjazz.de.

 

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