Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025

Für fast jeden Geschmack

Eindrücke vom NUEJAZZ 2025

Nürnberg, 01.11.2025
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Helene Schütz

Im Z-Bau steht man meistens vor den Bühnen. Sitzplätze: Fehlanzeige. Im Großen Saal spielt das Bill Laurence Trio, ein Klaviertrio um den britischen Tastendrücker Bill Laurence, der als Mitbegründer der US-Band Snarky Puppy bekannt wurde. Klaviertrio und Stehkonzert? Bei diesem Trio funktioniert auch das. Ohnehin ist das Publikum an diesem Abend durchweg ein erfreulich junges, und die Musik von Laurence, Bassist Menelik Claffey und Schlagzeuger Oscar Ogden irgendwie pop-kompatibel, wenn auch im Jazz verankert. Eingängig sind die Songs, regelrecht kleine Ohrwürmer mit tänzelnden Melodien. Aber auch kraftvoll sind sie, groovy, erst recht wenn Laurence vom Konzertflügel zum Fender Rhodes wechselt. Da schwingt man als Zuhörer gerne mit, wenn man sowieso schon steht. Ein Konzert zum Genießen, für beide Seiten, Künstler und Publikum.

Pure Wohlfühlmusik

Nächster Festivalabend. Wieder im großen Kulturhaus Z-Bau, das die Nazis einst als Kaserne erbaut haben. Zunächst spielt das Kollektiv Àbáse, das Bandprojekt des ungarischen Tastenmannes Szabolcs Bognár. Spiritueller Jazz trifft bei dieser Truppe auf Afrobeat, Afro-Percussion, knackige Drumbeats vom fantastischen Ziggy Zeitgeist und ordentlich Groove. Eine sicher nicht neu erfundene Mischung, aber sehr gut zusammengerührt und gespielt. Lässig-betörende Klänge, die einfach Spaß machen. Das gilt auch für die NuJazz-Pioniere von Jazzanova. Vor fast 30 Jahren als DJ-Kollektiv gestartet, unterhielt in Nürnberg nun eine achtköpfige Liveband, angeführt von Pianist Christoph Adams und vokal besetzt mit dem nigerianischen Sänger Wayne Snow. Mit zeitlosen Klängen aus Soul, Jazz, Funk, HipHop oder Broken Beats. Elegant, smooth, wohltemperiert groovend, pure Wohlfühlmusik. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Starke, klangliche Kontraste

Das erste Mal überhaupt in Deutschland unterwegs mit ihrem Trio ist die israelische Pianistin Sharon Mansur, ein neuer Fixstern am Jazzhimmel. Und was die Anfangdreißigerin zusammen mit Bassist Alon Near und Drummer Aviv Cohen so servierte, das war schon eine gewagte Mixtur aus klassischen Motiven, akustischem Pianotrio-Jazz, nahöstlichen Melodien, Jazzrock und Fusion. Und das alles mit starken klanglichen Kontrasten. Denn gerade noch zieht der Nahe Osten fein intoniert durch akustisch gespielten Jazz, da verwandelt ein fetziges Synthesizer-Solo mit arabesker Melismatik das Klanggeschehen sofort in eine andere, lautere, rockigere Richtung. Am Ende kulminiert der Auftritt in der von Energie strotzenden Fusionnummer „Big Dreams In Kadikoy“. Sharon Mansur spielt mit diesen Brüchen, provoziert und unterhält gleichzeitig großartig damit.

Und NUEJAZZ selbst setzt schöne Kontraste. Während in Clubatmosphäre in der Galerie des Z-Baus die serbische Sängerin Jelena Kuljić in ihrem neuen Projekt „Fundamental Interactions“ anlässlich des 30. Jahrestages des Kriegsendes in Bosnien Texte und Gedichte von Poeten aus Bosnien, Kroatien oder Serbien mit ihrer mit internationalen Top-Freigeistjazzern wie dem deutschen Drummer Christian Lillinger oder dem finnischen Gitarristen Kalle Kalima besetzten Band in einen lauten, aggressiven Soundkosmos integriert, gibt es nur einen Raum weiter seelenvolle, leise Klänge zu hören. Auf der Bühne des intimen Roten Salons steht die Mongolin Enji, die eigentlich Enkhjargal Erkhembayar heißt. Und singt, lediglich begleitet von Kontrabass und einer zart gespielten E-Gitarre, engelsgleich ihre Lieder. Auf Mongolisch. Und es macht überhaupt nichts, dass man die Texte nicht versteht. Zwischendurch erklärt die Sängerin worum es im kommenden Song geht. Aber man spürt ihre Lieder auch so. Im Roten Salon ist es mucksmäuschenstill. Muss es auch sein. Denn der sehnsuchtsvolle Downtempo-Gesang von Enji ist ruhig, weich, voller Seele und Liebe. Einfach traumschön.

Und mit einem Auftritt wie dem des belgischen Duos Lander & Adriaan, das auf einer 360 Grad Floor Stage auftrat, zeigte das NUEJAZZ einmal mehr wie orientiert am Puls der Zeit dieses Festival programmiert. Keyboarder Adriaan Van de Velde und Schlagzeuger Lander Gyselinck spielten ein energiegeladenes Set, irgendwo zwischen Crazy-Jazz und Clubkultur der 1990er-Jahre, Breakbeats und synthetischen Melodien. Muss man vielleicht nicht, aber kann man ruhig mal auf einem Jazzfestival dabei haben. Offene Ohren sollte man sowieso zum NUEJAZZ mitbringen. Dann gibt es in Nürnberg immer einiges zu entdecken.

Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Bild für Beitrag: Für fast jeden Geschmack | Eindrücke vom NUEJAZZ 2025
Suche