Bild für Beitrag: Fünf Wahlverwandte im feinen Klang | Steve Swallow Quintet im Grillo-Theater
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Fünf Wahlverwandte im feinen Klang

Steve Swallow Quintet im Grillo-Theater

Essen, 18.11.2014
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Steve Swallow und Carla Bley sind in Essen wahrlich keine Unbekannten, sie hatten mehrfach in verschiedenen Konstellationen in der Reihe ‚Jazz in Essen’ und als ‚artists in residence’ in der Philharmonie Essen Auftritte, Steve Swallow weist in seiner Begrüßung darauf hin. Er hebt dabei hervor, dass sie sich immer sehr wohl gefühlt, immer ein sehr aufgeschlossenes Publikum vorgefunden haben, die Essener Bühne sehr schätzten. Alte Bekannte stellen sich also in dem Konzert im Essener Grillo vor, mit einigen eher Unbekannten bzw. mit eher Ungewöhnlichem. Dies bezieht sich zum einen auf die Instrumentierung: Carla Bley konnte von ihrem privaten und musikalischen Begleiter nach längerer Zeit dazu bewegt werden, an ihr „altes“ Instrument zurückzukehren, an die gute alte Hammond B3. Zum anderen bezieht sich das „Neue“ auf die Zusammensetzung des Swallow’schen Quintetts: Chris Cheek am Tenorsax, Steve Cardenas an der E-Gitarre und der Spanier Jorge Rossy an den Drums – drei Ausnahmemusiker der „jüngeren“ Generation zumindest im Vergleich zu dem Jazz-Altgestein, das Carla Bley und Steve Swallow repräsentieren.

Von einem „neuen“ Quintett zu reden, trifft angesichts der vielen Verbindungen der Fünf in verschiedenen Musikprojekten auch nicht so ganz zu. Und das kann man ihrer Musik unmittelbar entnehmen: Ganz entspannt spielen hier fünf Musiker zusammen, die im Stil und in ihrem Sound auf der Bühne sehr schnell zusammenfinden. In verschiedenen Medleys erlebt man, wie Bandleader Swallow einen Bass-Groove vorgibt, wie Carla Bleys Orgel einsetzt, diesen aufnimmt und organ-isch weiterentwickelt, wie dezent Jorge Rossys Schlagzeug den Rhythmus unterstützt, wie allmählich E-Gitarre und/oderTenorsax ebenfalls einsteigen und sich zu unaufdringlichem Solo verdichten, um ebenso dezent wieder den anderen Musikern Raum für ihr eigenes Spiel zu lassen.

Swallow kündigt die Stücke als Medleys an, an die einzelnen Titel vermag er sich angeblich nicht zu erinnern, er hält sie dennoch für gute. Das Publikum stimmt ihm uneingeschränkt zu und applaudiert kräftig. Geboten wird an dem Abend ein äußerst dichtes Zusammenspiel, zum großen Teil unter Verwendung von Material der Quintett-CD Into the Woodwork (2013) wie Grisly Business oder Exit Stage Left, zum Teil von älteren Kompositionen wie Now And Now Again oder dem Opener Bite Your Grandmother. Der Spielmodus ist insgesamt eher bluesig und balladesk und stellenweise hymnisch, Jorge Rossy reißt mit manchen harten Schlägen aus einem gewissen allzu routinierten ruhigen Spielablauf heraus. Nach der Pause steigert sich ein langsamer Blues aus dem Dialog von Orgel und Bass zu einer Uptempo-Nummer, die Chris Cheek Gelegenheit zu einem Solo mit wunderschön lyrischen Linien auf seinem Vintage-Selmer verleitet.

Überhaupt liegt die Stärke des Quintetts neben einer perfekten spielerischen Abstimmung auf der Ebene des Sounds: Hier kommen fünf großartige Melodiker, Wahlverwandte im feinen Klang zusammen und kreieren gemeinsam einen warmen klaren Klangkosmos, der frei ist von expressiver Kraftmeierei oder extensivem solistischen Overkill. Zu hören ist stattdessen feinsinnige Kammermusik, bei der die Musiker filigran aufeinander Bezug nehmen und eine Atmosphäre der Offenheit schaffen, einer Offenheit für ihr solistisches Können und für instrumentelle Nuancierungen. Und wirklich, es sind gerade die Orgel Carla Bleys und der typische Swallow’sche Bass-Sound, die den Stücken Fläche und Groove, und in ihrer spezifischen Art vor allem Charakter verleihen, sie geben den anderen Musikern Raum für eine eigene Entfaltung in einem eher nach Innen gewandten Stil. Chris Cheek und Steve Cardenas füllen diesen Raum perfekt mit – ja: Schönheit.

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