Frederik Köster Die Verwandlung
Präsentation des Albums "Stufen"
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Sichtlich wohl fühlte sich Frederik Kösters Band "Die Verwandlung" in der Düsseldorfer Jazzschmiede bei der Vorstellung ihres neues Albums "Stufen" . Alle vier Musiker zeigten sich auch wieder als großartige Solisten.
Im Februar letzten Jahres hat Frederik Köster mit seiner Band im Kölner LOFT zwei Konzerte gegeben, die mitgeschnitten wurden für ein neues Album. „Ich hatte schon lange geplant, ein Live-Album zu machen, weil man vor Publikum einfach anders spielt als alleine im Studio. Ursprünglich hatten wir gedacht, davor einige Aufwärm-Gigs zu spielen, um die Stücke kennen zulernen. Nachdem diese Auftritte alle durch die Pandemie geplatzt waren, mussten wir entsprechend intensiver proben, um dann an zwei Konzertabenden im Loft live mitzuschneiden.“
Mittlerweile ist das Album mit dem Titel Stufen erschienen und Frederik Köster stellt es in der Düsseldorfer Jazz Schmiede vor. Die Band Die Verwandlung ist, wie es Peter Baumgärtner in der Moderation ausdrückt, die Creme der deutschen Jazzszene. Am Klavier Sebastian Sternal , am Kontrabass Joscha Oetz und am Schlagzeug Jonas Burgwinkel .
Die Band fühlt sich sichtlich wohl in der gut gefüllten Düsseldorfer Jazz Schmiede und ist in bester Spiellaune.
Inspiriert von Hermann Hesse
Das Konzert eröffnet mit dem Titelstück des Albums Stufen, das inspiriert ist von dem gleichnamigen berühmten Gedicht von Hermann Hesse. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ Diese Zeilen hatten für Frederik Köster eine besondere Bedeutung, er schrieb das Stück in einer Zeit des Umbruchs, in der u.a. eine langjährige Beziehung zu Ende ging. Musikalisch waren es vor allem Einflüsse der Klaviermusik der Spätromantik die in das Stück einflossen.
Mit dem Stück Rhyme or Reason geht es dann weiter. Hier tritt besonders das kraftvolle Spiel von Jonas Burgwinkel hervor.
Der Titel Your Silence Is Killing Me ist diesmal nicht von Literatur, sondern von dem Film Call Me By Your Name angeregt worden.
Während diese Stücke während des Lockdowns entstanden sind, hat Köster das nächste Stück vor vielen Jahren in New York geschrieben. Viele Musiker, so bemerkte er ironisch, schrieben ein Stück in New York, mit dem Ziel, dies in einem Konzert ansagen zukönnen. House of the Eye ist aus dem Album Zeichen der Zeit von 2009. Es hat einen wuchtigen Beginn, mit kraftvollem Bass, hartem Schlagzeug Beat, druckvoller Trompete und einem treibenden Klavier.
Der Titel Further In Summer, ein Gedicht von Emily Dickinson, wird von Frederk Köster gesungen. Dabei wird er nur von Joscha Oetz am Bass begleitet, dann greift er zur Trompete und alle Instrumente setzen ein, das wiederholt sich bei der nächsten Strophe noch einmal.
Ein anderes sehr vorwärts treibendes Stück ist Roadtrip, das eine sehr lange Triophase ohne Trompete hat. Die arabischen Einflüsse machen das Stück zusätzlich spannend. Bei diesem Titel wähnt man sich in einem Auto, das mit 180 durch eine Landschaft rast.
Until I Find You ist ein Stück mit viel Bewegung und Nervösität. Rasend schnelle Pianoläufe und wilde Rhythmusgruppenaktivität treffen auf Elemente der Minimalmusic von Steve Reich. Als Köster nach einem Titel für dieses unruhige Stück suchte fiel im der Roman Until I I Find You von John Irving ein.
Das lange gemeinsame Zusammenspiel zahlt sich aus
Auf dem Konzert zeigt sich wieder, welch herausragenden Musiker in der Band Die Verwandlung zusammenspielen, allesamt großartige Solisten. Das lange Zusammenspiel der Band, die seit über zehn Jahren in dieser Besetzung besteht, drückt sich in einem Miteinander von traumwandlerischen Sicherheit aus. Frederik Köster hat im Gegensatz zu seinem letzten Album Golden Age auf jede Elektronik verzichtet. In der Zeit des Lockdowns, in der die meisten Titel entstanden sind, war Köster viel im Wald, in der Natur. So sollte auch seine Musik eher natürlich klingen, ohne elektronische Effekte.„Ich wollte einen Kontrast zum Vorgängeralbum, zudem standen schon beim Komponieren alle Zeichen auf Natur“, erklärt Frederik Köster.
Die Musik des neuen Albums Stufen, die auf dem Konzert vorgestellt wird, ist poetisch und persönlich und gleichzeitig dicht und druckvoll. Das vital forcierte Trompetenspiel von Frederik Köster im Zusammenspiel mit dem lyrischen Piano von Sebastian Sternal , dem kraftvollen Bass von Joscha Oetz und dem rhythmischen Feuer von Jonas Burgwinkel bringt eine spannungsgeladene Musik hervor, voller sensibler und überraschender Interaktionen der Musiker.
https://www.frederikkoester.de/home-german.html
https://www.jazz-schmiede.de/veranstaltungen/
Link zum Bericht über die Aufnahmesession im LOFT:
https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2022/Die_Verwandlung_im_Loft/