Fragiles Gitarrenspiel zum Auftakt
24. Wiehler Jazztage
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Die Gitarre stand am Eröffnungsabend der 24. Internationalen Wiehler Jazztage in der Wiehltalhalle im Mittelpunkt. Rafael Cortés und „Assembled Moods“ widmeten sich grandios diesem Instrument.
So schnell konnte man gar nicht gucken, wie Rafael Cortés die Saiten seiner Gitarre bespielte. Nicht erst bei der Zugabe „Tico Tico“ war es ein Wunder, dass die Saiten dies aushielten – und er lächelte mit steigender Geschwindigkeit umso mehr. Gleich zum Auftakt seines abwechslungsreichen Auftritts eine fingerflinke Solo-Nummer. Rafael Cortés formt die Tradition des klassischen Flamencos mit Jazz-Einflüssen zu eigenständigen Klanggemälden. Mit viel Melodiegespür entstehen hinreißende musikalische Explosionen. Der souveräne Gitano stößt damit ganz entspannt neue Türen im Flamenco des 21. Jahrhunderts auf.
Ganz in sein Spiel versunken sitzt Cortés auf der spärlich ausgestatten Bühne – ein Cajón, zwei Stühle, drei Mikrofone – und öffnet nur ab und zu für ein Zwinkern die Augen. Gitarre spielen ist sein Leben. Selbst hinter der Bühne erklingt sein Instrument ohne Pause – ab dem Soundcheck, während des Auftritts von „Assembled Moods“, in der Pause und auch nach dem Konzert. Er ist Meister der Flamenco-Gitarre und spielt, und spielt und spielt. Der spanisch-stämmige, in Essen geborene Gitarrist spielt modernen Flamenco, bei dem der Rhythmus im Vordergrund steht. Flamenco beinhaltet wirklich alle Formen von Emotionen. Und das können auch die Gäste in der Wiehltalhalle erspüren.
Rafael Cortés liebt die Improvisation und so kündigt er dem Publikum ein neues Stück an und fügt hinzu:“ Das Ende haben wir noch nicht – aber das machen wir schon.“ Und natürlich ist es wieder ein grandioses Musikstück, das die drei auf der Bühne präsentieren und zelebrieren. Der in Essen geborene Flamenco Gitarrist mit spanischen Wurzeln begeistert sein Publikum mit atemberaubender Spieltechnik und mitreißenden, emotionalen Melodien. Rafael Cortés entdeckte früh seine Liebe zur Gitarre. Sein Großvater schenkte ihm das erste handgefertigte Instrument im Alter von drei Jahren und übernahm gleichzeitig die ersten Lehrstunden. Und auch sein Sohn – Rafael Cortés junior – gerade mal 16 Jahre alt fing mit vier Jahren an, die Flamenco-Gitarre zu spielen. In der Wiehler „Guitar-Night“ behielt der Senior die Oberhand und blieb der Kopf des Trios, aber sein Sohn und Cajón-Spieler David Huertas brillierten neben ihm und zauberten mit ihrem musikalischen „Flamenco-Feuerwerk“ eine Klang-Reise in die Sonne nach Spanien.
Auch Ben Papst entwickelte schon in frühen Jahren eine tiefe Leidenschaft für sein Instrument, die Gitarre und auch für den Gesang. 2008 gründete er die Band „Assembled Moods“, die in ihrer Kombinationsfreude spanische Elemente mit afro-kubanischen verbindet, und darüber hinaus Bossa mit Soul und Latin-Jazz kunstvoll vereint. Mit Emilio Pavollini (Saxophon und Querflöte), Daniel de Alcalá (Gitarre), Mic Thieme (Bass) und Antonius Grützner (Drums und Percussion) demonstrierte Ben Papst viel Spielfreude und ein einstündiges Konzert mit vielen beeindruckenden musikalischen Facetten. Ob die Eigenkomposition „Like Rain“, bei der Gitarrist Daniel de Alcalá das Instrument wechselte und auf den Kongas spielte, oder das berührende „La Ranja“, das Papst für eine Frau geschrieben hat, die ihm sehr viel bedeutet – ihr Spiel faszinierte.
„Assembled Moods“ bedeutet „Vereinte Stimmung“. Die Idee zur Namensgebung entstand, weil die Musiker aus unterschiedlichen Stilrichtungen und Ländern kommen. Aber sie verbinden sich hervorragend zu einem besonderen Ensemble. Bei „Spain“ zeigen insbesondere Saxophonist Emilio Pavollini und Bassist Mic Thieme ihre Spielfreude. Nicht nur grandioses Spiel vereinigte die beiden Parts dieses Abends. Strings berührendes Stück „Fragile“ erklang gleich zweimal in zwei hervorragenden Versionen. Bei „Assembled Moods“ nah am Original und im zweiten Teil gesungen von David Huertas Bravo in einer Improvisation mit viel Flamenco-Gitarren-Klängen dazu. Beide Bands beeindruckten mit ihrem Spiel und bescherten den 24. Wiehler Jazztagen mit der „Guitar-Night“ einen gelungenen Auftakt.