„Fly now“

Jazz vom Feinsten hat Olivia Trummer auf ihrer neusten CD zusammengestellt. Geschichten und Stimmungen musikalisch beflügelt. Es sind Songs, die sie an New York und Berlin erinnern, erzählt sie dem Publikum im Kölner Loft bei ihrem jüngsten Konzertabend in der Rheinstadt.

Sie entführt mit ihrer Musik in andere Sphären, und der Zuhörer fühlt sich förmlich zum „Fly now“ aufgefordert. Ganz besonders ist ihr „Precious Silence“. In Köln präsentiert sie es erst kurz nach der Pause – auf der CD ist es direkt das erste Lied. Und bei jedem Hören hat es einen „Wow“-Effekt. Diese wertvolle Stille – „precious silence“ - hat eine ganz besondere Melodie. Die titelgebende Ballade "Fly Now" erzählt von einem Menschen, der hoch hinaus will – wie auf einen Berggipfel oder ein Hochhaus in NY. Und dann? Wieder hinunter oder sich Flügel wachsen lassen? Hinab ins Tal oder weiter aufsteigen? Mit ihren Musikern Daniel Schröteler (Schlagzeug) und Josh Ginsburg (Kontrabass) sei sie am Konzerttag morgens auf den Kölner Dom gestiegen, erzählt sie. Oben angekommen. nach 532 Stufen. befand sie: „Heute spiele ich den Song anders“. Sehr emotional kam dieses Stück im Kölner Loft. Für die Singer-und Songwriterin ist dieses Bild, das sie mit „Fly Now“ vermitteln möchte, so emotional stark mit ihrer eigenen Situation verknüpft, dass sie den Text innerhalb von nur 30 Minuten niederschrieb. Zu dem Stück „Sharing my heart“ sagt sie: „Mein Herz ist eine Zwei-Raum-Wohnung – mit zwei Bewohnern, die sich nie begegnen“.

Olivia Trummer verleiht ihren Stücken Flügel auf vielerlei Art - durch den Anschlag ihres Pianospiels und in der Modulation ihres Gesangs. Zudem hat sie nicht nur mit Schlagzeug und Bass eine Rhythmusgruppe, sondern auch mit dem Absatz ihrer Stilettos trägt sie rhythmisch bei. Sie webt mit ihren Musikern einen Teppich, bei dem das Abheben mit der Musik nicht zum freien Fall führt. Olivia Trummer strebt eine „konstante Bewegung des Loslassens“ an, die ihr immer wieder Raum für Neues eröffnet – und das spürt man als Zuhörer. Treibende und ruhige Songs spielt sie. Die Wechsel – auch in der Rhythmik - sind facettenreich und nehmen immer wieder neu mit in die musikalische Welt der Olivia Trummer. Und das bei gut hörbarem, melodiösem Jazz.

Ihre Ausbildung fand teilweise an der Manhattan School of Music statt. Anschließend baute Olivia Trummer sich dann ihre deutsche Karriere auf – aber ab dem Sommer 2012 reiste sie immer wieder nach New York, um musikalische Freundschaften zu erneuern und in die aufregende zeitgenössische Musikszene einzutauchen. In den Clubs werde sie „durch die einmalige, herausfordernde Energie“ von New York beeinflusst, sagt Olivia Trummer, „die intensive Art zu leben“ fasziniere sie stark. Und so intensiv sind auch ihre Stücke. Das englischsprachige Album enthält ausschließlich Eigenkompositionen - diesmal in Form von neun Songs, die sie hauptsächlich als Retrospektive ihrer New Yorker Zeit versteht. Seit 2005 veröffentlichte die zierliche Musikerin bereits fünf Alben, beim letzten „Poesiealbum“ bewies sie, dass Jazz mit deutschen Texten durchaus funktionieren kann. Seit Herbst 2013 ist sie „stArt“-Jazz-Künstlerin von Bayer Kultur in Leverkusen, deren Förderung ihr unter anderem die Aufnahme der CD „Fly now“ ermöglicht hat. Ihre Klasse als Jazz-und Klassikpianistin, Vokalistin und Komponistin führte sie bereits auf die Bühnen in New York (Carnegie Hall, The Jazz Standard), Wien, London, Dublin, Paris sowie nach Schloss Elmau, ins Konzerthaus Berlin, die Laeiszhalle Hamburg und auf zahlreiche Festivals im In- und Ausland.