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Feurige Virtuosen

Avishai Cohen Trio im domicil

Dortmund, 07.04.2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Lange schon war es ausverkauft, das Dortmunder Konzert des Avishai Cohen im Rahmen der jüdischen Kulturtage NRW. Und am Ende des Abends erklatschte sich ein völlig enthusiastisches Publikum im Jazzclub „domicil“ gleich mehrere Zugaben vom israelischen Bassisten und seinem Trio.

Was ist es, was den enormen Erfolg des in wenigen Tagen 40 Jahre alt werdenden Avishai Cohen ausmacht? Sein natürlich wirkendes Charisma? Das auch, aber es sind die packenden, starken Melodien, mit denen er den Nerv des Zuhörers trifft in seinen Songs.

Sie setzen sich aus vielen Zutaten zusammen. Aus Postbop, verspieltem, oft lyrischen Jazz, nahöstlichen Melodien, iberischen Folklorelinien, arabisch-andalusischen Untertönen. Auch wenn letztere beim Auftritt im „domicil“ nicht so durchschienen, hatte Avishai Cohen den Oud-Spieler seiner neuen Klasse-Platte „Seven Seas“ doch nicht mit nach Dortmund gebracht.

Dafür aber jede Menge Stücke dieser CD. Und Pianist Shai Maestro sowie Drummer Amir Bresler, beide wie Cohen aus Israel. Zu dritt spielt man sich durch herrlich krumme Rhythmen, wiegt sich in den Melodien, malt sie aus, steigert sie im Energielevel, um sie dann in ruhigere Phasen zurückfallen zu lassen.

Inzwischen singt Avishai Cohen auch. Etwa auf Ladino, der traditionellen romanischen Sprache der sephardischen Juden. Er setzt seine Stimme behutsam ein, im Mittelpunkt steht nach wie vor sein aufregendes Kontrabass-Spiel.

Alle drei Musiker entpuppen sich in Dortmund immer wieder als feurige Virtuosen, bei denen alle Emotionsausbrüche auf ihren Instrumenten aber nie wie pures Zurschaustellen des eigenen Könnens wirken. Eher schon als schwungvoller Ausdruck des kosmopolitischen Esprits, der die Musik stets umgibt.

Vor einiger Zeit schon ist Avishai Cohen aus New York zurück nach Israel gezogen. Man hört es seiner wundervollen, auch Nichtjazzer faszinierenden Musik immer mehr an.

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