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Feuerwerk auf der B 3

Brian Auger in der Kulturbrauerei Eickel

Herne, 14.10.2013
TEXT: Ingo Marmulla | FOTO: Ingo Marmulla

Es ist unglaublich, aber wahr. Brian Auger spielt in der Kulturbrauerei Eickel. Trat er mit seiner Band noch am Abend zuvor in Dresden auf, so war es ihm nicht unmöglich am nächsten Tag über 500 km zurückzulegen und dem Wanner Publikum einzuheizen. Ja, sogar ein Interview für NRWJazz durfte ich vor dem Auftritt noch mit ihm führen. Dieses dauerte dann tatsächlich noch eine halbe Stunde, denn Auger hat viel zu erzählen. (Das Gespräch wird im Übrigen in der nächsten Zeit hier zu lesen sein.)

Der Mann ist 74 Jahre jung und man sieht das Alter diesem stattlichen Herrn nicht an. Er ist energiegeladen und musikalisch immer noch auf der Höhe seines Könnens: ein Powerpaket, wie man es nur selten erlebt. Die Band, mit der er in fünf Wochen 40 Gigs abzieht, besteht neben ihm aus drei jungen Musikern und einem alten Weggefährten. Es spielen Alex Ligertwood (vocals),sein Sohn Karma Auger (drums), Leslie King (bass) und Yarone Levy (guitar).

Natürlich ist der Sound der Band geprägt durch die Orgel Augers. Aber die Begleitung durch die Rhythmusgruppe erweitert und bereichert das Klangspektrum. Ligertwood besticht zudem durch seine Stimmakrobatik, aber auch durch seine unterhaltende und verschmitzte Art, mit dem Publikum zu arbeiten. Dekaden musikalischen Zusammenspiels u.a. mit Jeff Beck und Santana kommen bei ihm zur Entfaltung. Der Sound der Band ist angenehm laut und er trifft das Mark der Zuschauer, da wird sofort jeder mitgenommen.

Das erste Stück - „Straight ahead" - verdeutlicht die Groovebetontheit . Aber wir haben es hier mit Entertainment auf höchstem Niveau zu tun. Körper und Geist werden gemeinsam eingeladen sich an der Musik zu erfreuen. Und Auger beherrscht die Bühne. Im ersten und auch in den folgenden Stücken kann das Publikum seine Virtuosität erleben. Der Meister schafft es, aus dem Instrument alle Facetten des Ausdrucks herauszuholen. Ihm eigen ist dabei die häufige Steigerung seiner Soli, hin bis zum „Schreien" der Hammondtöne. Ja, er ist diesem „analogen" Instrument treu geblieben. Er spielt es ohne Lesliebox direkt in den Verstärken und begleitet sich mit der linken Hand auf dem E-Piano. Das ist sein unverkennbarer Stil. Und Auger hat Musikgeschichte geschrieben. Er war Teil der Londoner Bluesszene in den frühen Sechzigern, trat mit Jimi Hendrix auf, hatte mit Julie Driscoll etliche Hits und machte später unzählige Aufnahmen mit Billy Cobham und anderen Jazzgrößen. Er muss sich nichts mehr beweisen. Aber dennoch erfindet er sich selbst in jedem Song aufs Neue, und so erleben wir ein wahres Feuerwerk von Hammond-Sounds.

Nach dem Eingangsstück kommt der Eddie Harris Klassiker „Freedom Jazzdance", dann Wes Montgomerys „Bumpin' on Sunset", und auch Marvin Gayes „Make me wanna holler". Es sind dies alles Stücke, die schon seit langem in Augers Repertoire sind, die aber trotzdem frisch und vital klingen. Die Anwesenden danken es ihm und der Band mit lang anhaltendem Applaus. Für das Publikum spielt er mit seiner ganzen Musikalität und seine persönlich Größe beweist er, als er zum Beginn der Pause auf einen Rolltuhlfahrer zugeht und ihm persönlich für sein Kommen dankt.

Wir danken der Kulturbrauerei Eickel für diesen Musikgenuss und dürfen uns hoffentlich auf weitere Musik-Highlights freuen. Ein unvergesslicher Abend!

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