Festival des europäischen Jazz
Impressionen vom Multiphonics Festival
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Mit dem beeindruckenden Clarinet Summit im alten Pfandhaus Köln mit Perry Robinson, Gianluigi Trovesi, Theo Jörgensmann, Baby Sommer u.a. ging das 3. Multiphonics Festival in Köln zu Ende. Der Clarinet Summit war eine Neuauflage des 1979 von Joachim Ernst Berendt initierten Klarinetten Projektes. (Siehe auch Review von Ingo Marmulla ).
Große europäische Musiker des Jazz, der Weltmusik und der Improvisierten Musik spielten auf dem Festival. Über denAuftakt im Stadtgarten mit dem großartigem Solokonzert von Frank Gratkowski und dem Konzert von Three Seasons feat. Annette Maye haben wir bereits berichtet.
Ein besonderer Höhepunkt war Ernesto Molinari, der ursprünglich eine neue halbakustische Kontrabassklarinette vorstellen wollte, deren Entwicklung sich aber leider verzögert hat. Er benutzte stattdessen seine alte Selmer Kontrabassklarinette, auf der er vier Stücke der zeitgenössischen Komponisten Giacinto Scelsi, Gerard Grisey, Georges Asperghis und György Kurtag spielte. Zwischen diese Stücke setzte er kürzere Eigenkompositionen und Improvisationen auf Bassklarinette und Klarinette. Molinari nahm das Publikum auf eine inspirierende Klangreise mit, auf der es viele unterschiedliche Landschaften zu erfahren und erkunden gab. Ein großartiges Konzert.
Nicolai Pfeffer, der mit dem Alinde Quartett Johannes BrahmsKlarinetten Quintett spielte, wirkte nach der Neuen Musik von Molinari, trotz seiner hervorragenden Spielleistung, wie ein Fremdkörper.
Am dritten Abend trat der achtzigjährige Michel Portal mit dem Pianisten Bojan Z auf. Portal (und Bojan Z natürlich auch) war von beeindruckender Vitalität und spielte Stücke die sich zwischen spätem Miles Davis und Fusion bewegten.
Der Soundcheck von Michel Portal verzögerte sich, da am Nachmittag das Meike Goosmann Quartett sich so ins Spiel vertiefte, dass der Auftritt über zwei Stunden ohne Pause dauerte. Das Publikum quittierte dies mit stürmischem Beifall.Am Sonntagabend war Ivo Papasov mit seiner Wedding Band und das Taksim Trio zu Gast im ausverkauften Sendesaal des WDR. Einige hundert türkische und bulgarische ZuschauerInnen feierten die Musiker. Ivo Paposov wurde leider manchmal von S. Ali am Schlagzeug an die Wand gespielt, auch die Gastsängerin ging zeitweise in der lauten Begleitmusik unter. Erst in einem längeren Solo konnte Papasov seine Virtuosität zeigen. Das Taksim Trio war der Höhepunkt des Abends, drei Musiker, die miteinander improvisierten und spannende türkische Musik spielten.
Ebenfalls ausverkauft war der Abend im Stadtgarten mit Vinograd Express und Louis Sclavis, Aldo Romano und Michel Benita (der für den verhinderten Henri Texier eingesprungen war). Sclavis und Romano sind feste Größen in der europäischen Jazzszene und stellten dies mit ihrem Auftritt auch wieder unter Beweis.
Besonders kreativ und spannend war Vinograd Express, das Ensemble der Festival Leiterin Annette Maye . Das Programm “Remembering Massada“ war der Musik von John Zorn gewidmet. Vinograd Express stellte ihr gleichnamiges pressfrisches Album vor. Udo Moll an der Trompete,steuerte seine Komposition „Rubidium 37“ zum Konzert bei. Als zweiter Klarinettist spielte Gianluigi Trovesials Gast in der Band. Neben all den anderen Großen des Jazz, war das Vinograd Express Konzert ein besonderes Highlight des Festivals.
Das 3. Multiphonics Festival hat vor allem europäischen Jazz und daneben auch Weltmusik und Improvisierte Musik der Spitzenklasse geboten. Ein gelungenes europäisches Jazzfestival mit dem Instrument Klarinette im Mittelpunkt. Mit dem 3. Multiphonics in Köln hat sich das Festival einen festen Platz in der Musiklandschaft gesichert.
Bilder und Infos:https://www.facebook.com/multiphonics.festival