Facettenreich
32. Leverkusener Jazztage 2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese, Bernd Zimmermann
So hat man diese Nummer wohl noch nie gehört. Was Raphael Gualazzi am späten Mittwochabend bei den 32. Leverkusener Jazztage mit dem Song „Caravan“ so anstellte, war bezeichnend für den Pfiff und den Humor dieses wirbelnden Italieners, der beim diesjährigen Eurovision Song Contest für sein Heimatland antrat und prompt Zweiter wurde.
Erst startete Gualazzi bei Juan Tizols berühmten Jazzstandard mit rasend schnellem Stride-Piano, dann überführte er ihn mit Cha Cha Cha auf die Tanzfläche, um das Stück als laute, spacige Nummer irgendwo im Weltall enden zu lassen.
Herrlich und nur ein Beispiel für den Auftritt des Klaviertasten drückenden und singenden Italieners, der als fingerflinker, jazziger Cantautori zusammen mit seiner Klasse-Band äußerst schwungvoll aufspielte. Dabei war Raphael Gualazzi nur ins Programm gerutscht, weil US-Diva Cassandra Wilson mal eben ihre komplette Europa-Tour absagte.
Einer, der hierzulande eher selten live zu erleben ist, wusste im Forum in Leverkusens Stadtmitte ebenfalls sehr zu gefallen. Kurt Elling ist eben mit einer Wahnsinnsstimme gesegnet. Ein wenig herb, tief, voluminös. Dazu ist der Amerikaner charmant und sang Nummern wie Joe Jacksons „Steppin´ Out“, Stevie Wonders „Golden Lady“ oder „After The Love Has Gone“ von Earth, Wind & Fire wunderbar im Tempo verschleppt, aber nie schleppend und so, als wären diese Songs schon immer Jazznummern gewesen.
Ein den Fusion-Klängen gewidmeter Abend präsentierte Legenden, die immer noch erfreulich frisch klingen. „Mezzoforte“ aus Island, die mit ihrer geschmeidig funkigen Musik zeigten, dass sie viel mehr als eine smoothe „Garden Party“ zu feiern wissen, und natürlich George Duke.
Der füllige US-Amerikaner und seine Band durchstreiften die eigene lange Karriere, groovten gnadenlos, erwiesen Miles Davis und Frank Zappa musikalisch die Ehre oder schauten lässig beschwingt in Brasilien vorbei. Und Big George weiß noch immer als Soulsänger zu berühren.
Kyle Eastwood, Sohn von Hollywood-Ikone Clint, verwöhnte dagegen mit seinem Spiel auf dem akustischem und elektrischen Bass und das in einem Programm mit recht vielen Facetten.
Facettenreich gehen die Leverkusener Jazztage auch weiter. Am heutigen Freitag warten auf die Gitarren- und Bluesrockfreunde unter anderem Popa Chubby und Walter Trout mit ihren Bands. Und am morgigen Samstagabend kommen mit „The Manhattan Transfer“ und den „New York Voices“ zwei a-cappella-Gruppen von Weltrang an den Rhein. Tickethotline: 02171-767959 sowie an allen VVK-Stellen.