Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus

Experimentale in Troisdorf

Improvisationsmusik im Kunsthaus

Troisdorf, 03.10.2021
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Das Experimentale Festival im Kunsthaus Troisdorf findet nun im dritten Jahr statt. Frank Baquet lädt jedes Jahr Musiker*innen aus der experimentellen Musikszene, von Jazz bis Elektronik, nach Troisdorf ein. Drei Tage lang ist nicht Köln der Nabel der experimentellen Musik, sondern Troisdorf. Auch dieses Jahr hat Frank Baquet renommierte, wie auch junge aufstrebende Musier*innen, eingeladen. Erkan Zorlu, der Stellvertretende Bürgermeister von Troisdorf, sprach zur Eröffnung einige Grußworte.

Am ersten Tag gibt es zwei Konzerte in Triobesetzung. Saxophonist Jan Klare, Cellistin Elisabeth Coudoux und der Elektroniker Achim Zepezauer eröffnen den Abend. Der Münsteraner Musiker Jan Klare, einer der wichtigen Improvisations- und Avant Garde Jazzmusiker aus NRW, bekannt durch sein anarchisches Bandprojekt The Dorf, hat schon häufiger mit Elisabeth Coudoux zusammengespielt. Etwa auf dem Moers Festival, auf dem Klare die Jam Sessions leitet. Elisabeth Coudoux gehört zum IMPAKT Kollektiv in Köln und ist im Musikelite Förderungsprogramm NICA, das vom Kölner Stadtgarten ausgeführt wird. In Troisdorf hat sie u.a. mit ihrer Band Emißatett gespielt. Sie ist eine hervorragende Cellistin, die mit erweiternden Techniken aus ihrem Instrument ungeahnte Töne hervorzaubern kann. Als Dritter im Bund ist Achim Zepezauer mit einem “Tischlein Elektrisch“, einer Oldschool Elektronikanlage, in die er noch Kassetten einspeist, Hörspiele, selbst aufgenommene Geräusche und Musik. Diese Klänge werden dann in kleine kurze Schnipsel zerlegt und eingespielt, auch Live Sampling setzt er ein. Seine Arbeit bereichert die ideenreichen Improvisationen von Jan Klare an Klarinette und Saxophon und Elisabeth Coudoux am Cello. Ein spannendes Trio, in ungewöhnlicher Besetzung.

Als nächstes spielt das Trio False Associations mit Raissa Mehner an Elektro Gitarre und Elektronik, Salome Amend am Vibraphon und Georges Paul an Kontrabass und Saxophon.

Raissa Mehner lebt in Köln wo sie klassische Gitarre, Jazzkomposition und Arrangement studiert hat. Die Schlagwerkerin Salome Amend lebt in Wuppertal. Sie spielt vor allem im Bereich der zeitgenössischen Musik, als Solistin und in Kammermusikbesetzungen. Georges Paul, der in Thessaloniki geboren ist, hat neben seiner musikalischen Ausbildung auch Philosophie und Theologie studiert. Er hat klassischen Kontrabass und verschiedene Blasinstrumente studiert, insbesondere Saxophon. Er ist einer der Gründer der In Situ Art Society in Bonn. False Associations ist ebenso ungewöhnlich besetzt, wie das vorangegangene Trio. Anfangs improvisiert Georges Paul am Bass und wechselt zwischendurch zum Saxophon. Die elektrische Gitarre von Raissa Mehner bringt eine ganz besondere Klangfarbe zu den akustischen Improvisationen an Bass/Saxophon und Vibraphon. Sowohl Salome Amend, wie auch Georges Paul setzen erweiternde Techniken an ihren Instrumenten ein. Raissa Mehner spielt teilweise rockige Passagen, setzt Bottleneck Technik ein oder lässt ihr Instrument nach Surfgitarre klingen. Die Kombination dieser drei Musiker*innen bringt einen ganz ungewöhnlichen, frischen und jungen Sound hervor. Ein äußerst viel versprechendes Trio, das unbedingt weiter zusammen spielen sollte.

Am zweiten Tag ist Elisabeth Coudoux noch einmal zu Gast, aber dieses Mal in einer anderen spannenden Besetzung mit dem Bassisten und Leiter der Jazzabteilung der Kölner Hochschule Dieter Manderscheid und Stephan Schönegg am fünfsaitigen Bass, der auch Mitglied im IMPAKT Kollektiv Köln ist. Er hat im September noch mit seiner Band Enso auf der Cologne Jazzweek gespielt.. Sehr leise entwickelt sich die Musik des Trios und wird dann kraftvoll und dicht. Dieter Manderscheid setzt Korken ein, die an den Saiten befestigt und benutzt Klöppel und geriffeltes Holz um seine Saiten zu bearbeiten. Der Sound des Trios lebt vom Wechsel der Dynamik, aus energetischem Spiel geht es zu ganz zarten und leisen Passagen über. Ein hörenswertes Streichertrio der besonderen Art.

Das zweite Konzert am Abend ist eine Duo Besetzung, Burkhard Beins am Schlagzeug und Georg Wissel an Altsaxophon und Klarinette. Ebenfalls zwei herausragende Improvisationsmusiker, die vielerlei seltsame Dinge mit ihren Instrumenten anstellen. Georg Wissel setzt Plastikflaschen als Dämpfer ein, spielt sein Saxophon mit und ohne Mundstück, oder setzt ein Oboenmundstück ein. Er erzeugt sehr subtile Klänge mit federnden Stäben am Mundstück des Saxophons. Mit der Klarinette spielt er in unterschiedlich präparierte Plastikbecher. Burkhard Beins steht dem mit seiner Perkussion nicht nach. Er reibt Steine aneinander oder über die Trommelfälle. Streicht mit einem Bogen an seinen Becken oder benutzt einen Pappkarton als Resonanzkörper für eine Saite. So entsteht eine wunderliche dichte und kohärente Klangcollage, voller poetischer Momente.

Am dritten Tag, an dem ich leider nicht dabei war, gab es noch zwei Konzerte mit weiteren hervorragenden Musikern: Coatlicue mit Andreas Wagner an Saxophon und Klarinette, Wolfram Schurack an der Posaune, Joscha Oetz am Bass, Israel Flores Bravo am Schlagzeug und das Duo Janus, mit Laurenz Gemmer an Klavier/CP 70 und Andreas Völk an der Gitarre. Die beiden sind Teil der Band Enjuti, die psychedelische trippige Indie Musik macht.

Die Auswahl der Musiker*innen, die Gast auf der Experimentale waren, spricht für sich. Die Konzerte an den beiden Tagen, die ich besucht habe, waren Improvisationsmusik auf hohem Niveau. Das Publikum erlebte Echtzeit Komposition, Musik, die aus dem Moment der Interaktion entstand.

Dank an Frank Baquet für dieses kleine, aber wirklich feine Festival mit seiner besonderen Athmosphäre, Musik in Mitten bildender Kunst. Georges Paul brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass es spannende Musikkonzerte nicht nur in den Metropolen gäbe, sondern auch an der Peripherie.

Alle Infos:

www.kunsthaus-troisdorf.de

Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Bild für Beitrag: Experimentale in Troisdorf | Improvisationsmusik im Kunsthaus
Suche