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Experimentale im Kunsthaus Troisdorf

Festival für experimentelle Musik

Troisdorf, 23.09.2020
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam, Frank Baquet (Enjuti)

Jens Düppe lädt zu einer Reise ein. Emely Wittbrodt und Hanna Schörken improvisieren frei. Das Philip Zoubek Trio bringt Abenteuerlust mit. Future Jesus & The Electric Lucifer geben die Futuristen. ENJUTI ist auf dem Trip.

All das erlebt man drei Tage lang auf der Experimentale im Kunsthaus Troisdorf 2020. Frank Baquet, der Leiter des Kunsthauses Troisdorf, hat wieder ein gehaltvolles Programm zusammengestellt.

Nach einer Grußrede der Vize-Bürgermeisterin, geht es gleich mit einem Highlight los. Der Schlagzeuger Jens Düppe hat den Pandemie Lockdown genutzt, um ein Soloprogramm zu entwickeln. Etwas völlig Neues. Jens Düppe hat ein Quartett, spielt im Fuchsthon Orchestra und ist in verschiedenen Projekten als Sideman tätig. Aber nun spielt er allein. Das Besondere ist, das er nicht nur ein Schlagzeugsolo spielt, sondern Schlagzeug, Klavier und Elektronik für sein Programm einsetzt. Seine Komposition besteht aus acht Teilen, die ein fortlaufendes Ganzes bilden, eine innere Reise. Die Reise beginnt mit einem

Gedicht. “In the beginning was the beat…“ Eine Liebeserklärung an sein Rhythmusinstrument, das Schlagzeug. Mit einer Hand spielt er auf einem Klavier, mit der anderen auf dem Schlagzeug. Begleitet wird die Musik von einer Videoprojektion von Frank Baquet. Das Solowerk von Jens Düppe führt das Publikum auf eine Reise durch unterschiedliche Klanglandschaften. Von Beats auf Klavier und Basstrommel, über furioses Klavierspiel bis zu subtiler Perkussion mit den Händen. Wir besuchen dabei auch den Mond, der Funkverkehr der Mondlandung wird dabei eingespielt. Das Klavier und das Schlagzeug, unterstützt von wohl dosierter Elektronik, bilden während des Konzerts eine Einheit. Mit geschlossenen Augen vergisst man völlig, dass nur eine Person an den Instrumenten sitzt. Jens Düppe ist ein herausragendes Werk gelungen. Eine musikalische Reise der besonderen Art.

Nach dem Solo von Jens folgt das Duo Emily Wittbrodt & Hanna Schörken, mit Cello und Gesang. Beide Musikerinnen sind in verschiedenen Formationen und Projekten aktiv. Ihr Programm besteht aus freier Improvisation. Der Gesang von Hanna Schörken reicht von Geräuschen, Gurgeln, Kieksen bis zu formalen Songs. Emely Wittbrodt entlockt dem Cello ein breites Spektrum an Klängen, von schrillen Tönen bis zu tiefen Pizzicatos. Die beiden Musikerinnen hören sehr genau aufeinander und entwickeln ihre Tonsprache immer in Bezug zueinander. Dabei lassen sie sich gegenseitig Raum, so hat Hanna ebenso wie Emely ihre Soli. Wilde Klänge wechseln mit ruhigen Passagen, Stille hat ebenso wie Noise ihren Platz.

Auf der vorjährigen Experimentale war Jens Düppe ein amtierender WDR Jazzpreisträger, dieses Jahr ist es der Pianist Philip Zoubek. Das Philip Zoubek Trio, mit David Helm am Bass und Dominik Mahnig am Schlagzeug eröffnen den zweiten Tag des Festivals. Philip Zoubek spielt Klavier und Keyboard. Seit Januar hat das Trio nicht mehr öffentlich gespielt und geht mit großer Spielfreude an das Konzert. Es werden eine Reihe neuer Kompositionen vorgetragen. „Wir waren nicht untätig,“ wird dies von Dominik Mahnig kommentiert. Die drei Musiker erweitern die Sprache des Klaviertrios mit ihrer Musik ungemein. Sie spielen alle drei gleichberechtigt, es gibt keine Sidemen in diesem Trio. Auch wenn die Kompositionen von Philip Zoubek stammen, lädt er doch seine Mitspieler zur Improvisation ein und beteiligt sie so am Kompositionsprozess. Drei Musiker die miteinander interagieren und sich gegenseitig stützen und inspirieren. Ruhige Passagen gehen nahtlos in erruptive Klangkluster über und umgekehrt, aus furiosem Gruppenklang entstehen subtile individuelle Klänge der einzelnen Musiker. Das Konzert des Philip Zoubek Trios ist ein Erlebnis.

Der zweite Konzertabend wird von Future Jesus & The Electric Lucifer beschlossen. Dahinter verbergen sich Florian Hoheisel an Gitarre und Synthesizer, Richard Eisenach am Bass und Elektronik und Tamon Nüßner am Schlagzeug. Ein Trio aus Düsseldorf, das den Synthesizern futuristische Klangteppiche entlockt, über die das Schlagzeug seinen Beat legt und Gitarre und Bass ihre Linien legen. Es entstehen dichte Klanggebilde, die das Publikum wegtragen. Auch dieses Trio spielt viele neue Stücke, die noch unveröffentlicht sind. Die Zuhörer*innen können nicht genug bekommen und so spielt die Band weit über die eingeplante Zeit hinaus.

Am letzten Tag spielt die Band ENJUTI um den Gitarristen Andreas Völk aus Köln. Am Piano ist Laurenz Gemmer, Kenn Hartwig am Bass und Thomas Sauerborn am Schlagzeug. Die Band nennt die Idee eines Trips, als ihr Grundgerüst. Sie wollen emotionale Zustände in Musik umsetzen und dort ausleben. Die Musik ist dementsprechend psychedelisch. Aus einzelnen Tönen, entwickeln sich langsam Klangräume, die sich immer mehr erweitern. Mit flirrenden Gitarrenklängen, Loops, griffigen Riffs und melancholische Klavier kreieren ENJUTI eine dunkle trippige Klangästhetik mit kreisenden Melodien. Es gibt Anklänge an die Musik von Syd Barret, Amon Düül oder Goospeed You! Black Emperor. Aber Musik von ENJUTI passt in keine Schublade: Dark Wave trifft auf Krautrock, Acid Jazz auf Trip Hop und einiges mehr. Komposition geht in Improvisation über. Eine unglaublich atmosphärische Musik, in die man eintauchen und sich verlieren kann. Ein weiterer Höhepunkt der Experimentale.

Drei Tage Experimentale im Kunsthaus Troisdorf, das sind drei Tage gefüllt mit einer Bandbreite an spannender, abenteuerlicher und ungewöhnlicher Musik auf hohem Niveau, beyond mainstream.

Musikkonzerte in Mitten von Kunstausstellungen, gibt es ein passenderes Ambiente?

Vielen Dank an Frank Baquet für dieses Festival. Der Weg zum Kunsthaus Troisdorf lohnt sich immer wieder.

www.kunsthaus-troisdorf.de

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