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Expeditionen auf einer weiten Landkarte

Stefan Bauer und Michael Heupel im Emil-Schumacher-Museum

Hagen, 11.10.2021
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Museen machen Dinge anschaulich - umso schöner, wenn in Museen manchmal auch die Musik anschaulicher wird. So etwas geschah im Rahmen des „Take 5“- Festivals im Hagener Emil-Schumacher-Museum und zwei Tage später im Bochumer Kunstmuseum. Zwei begnadete Musiker machten ihre Erfahrungen transparent: Stefan Bauer, der in New York lebende Vibrafonist und der Flötist Michael Heupel sind schon weit gereist in ihrem Leben. Rein physisch, aber auch auf der musikalischen Ebene - und davon legte das Duokonzert Zeugnis ab.

Allein die Klangwelt, die sich im Spiel der beiden ausbreitet, ist weltumspannend und farbenprächtig: Stefan Bauer sorgt auf Marimba und Vibrafon für harmonische Vielfalt und raumfüllende Klangwärme. Michael Heupel hat die beste Umgebung für seine lebendige Improvisation auf der Quer- und manchmal auch auf der tiefen Bassflöte. Jazz heißt auch, den Moment abzubilden, also eine Empfindung in Töne zu gießen. Stefan Bauer erläutert in seiner Moderation diesen schöpferischen Prozess: Gerne erinnert er sich an eisig-klare Wintertage im kanadischen Winnipeg, wo er einst lebte. Unmittelbar setzt sich das Funkeln der Eiskristalle in den Intervallsprüngen der Instrumente im Emil-Schumacher-Museum fort - wie Heupel jetzt noch seine Luftströme zum Klingen bringt, hat das mindestens ebenso viel mit Impressionismus zu tun. Viel haben die beiden auch mit fernöstlicher Pentatonik im Sinn: Indien, dieses „Mutterland komplexer Rhythmen“ (Stefan Bauer) hat bei beiden Musikern tiefe Spuren hinterlassen. Hinter den Musiken des Subkontinents steht ein umfassendes Prinzip aus Rhythmik, Rhetorik und noch vielem mehr. Die improvisierten Räume, die das Duo auskostet, sind so weitläufig wie dieser riesige Subkontinent. Oft übernimmt bei den Duo-Improvisationen auch die Flöte den perkussiven Part.

Manchmal gerät man ins Rätseln: Da setzt sich ein Stück dermaßen originell, fast etwas ironisch zwischen die Stühle von Klassik und Jazz. Michael Heupel breitet auf der Flöte ein melodisches Wunderwerk aus, das unmittelbar dem galanten Stil der Wiener Klassik entstammen könnte. Stefan Bauer stößt das ganze aber wieder vom ehrwürdigen Klassik-Sockel herunter, wenn er die Melodie mit aberwitzigen Improvisationsattacken konterkariert. Stefan Bauer löst das Rätsel auf, von wem das stammt: Der Brasilianer Hermeto Pascal war ein Meister des schrägen Humors.

Reisen, sich forttragen lassen - diese Devise gilt im Emil-Schumacher-Museum auch in den weiteren Nummern. Eine traumverlorene Bossa-Nova-Improvisation gibt einmal mehr Gelegenheit dazu. Zum Abschluss folgt nochmal eine spektakuläre Inszenierung musikalischer Möglichkeiten: Da baut das Vibrafon aus neutönerischen Intervallen eine ostinate Struktur, verdichtet und verändert sie, bis dann ganz verblüffend das Thema von Duke Ellingtons Caravan - jetzt hat die Flöte ihren Bravourpart - verblüffend logisch daraus hervor geht.

Dass diese Begegnung so ausbalanciert vonstatten ging, war wohl noch einem anderem Umstand geschuldet: Mehrere Tage waren Stefan Bauer und Michael Heupel auf dem Kulturgut Haus Notbeck in Klausur gegangen. Auf die Kuratoren des Jazzfestivals „Take 5“ ist eben auch Verlass, wenn es den auftretenden Artists schon im Vorfeld der Konzerte beste Bedingungen in die Hand gibt, um Großes zu entwickeln.

Alle weiteren Termine beim Festival Take 5- Jazz am Hellweg unter

https://www.jazz-am-hellweg.de/alle-konzerte/

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