Evolving Pictures -über die Zeitlichkeit

Acht Jahre lang hat der Schlagzeuger und Komponist Jens Düppe die Konzertreihe Kommunikation 9 organisiert, die letzten zwei Jahre gemeinsam mit dem bildenden Künstler Walter Padao.

Kommunikation 9, das waren interdisziplinäre Veranstaltungen, auf denen Musik auf Tanz, Literatur oder Malerei traf, oft an ungewöhnlichen Orten. Man suchte und forschte nach gemeinsamen Ausdrucksmitteln in den Künsten. Nun pausiert Kommunikation 9 und Jens Düppe hat das spannende Format Blind Date entwickelt, bei dem Musiker*innen zu einem Konzert zusammenkommen ohne vorher zu wissen mit wem sie spielen werden.

Walter Padao veranstaltet mit Jens Düppe und einer Tänzerin und einem Tänzer unter dem Titel Evolving Pictures – über die Zärtlichkeit eine Art von “Sonderausgabe“ von Kommunikation 9.

Im Weltkunstzimmer, einem Veranstaltungsort in Düsseldorf, malt Walter Padao, als Auftakt einer Ausstellung, drei großformatige Bilder live vor Publikum. Jens Düppe am Schlagzeug ist einer der Impulsgeber, die beiden anderen sind die Tänzerin Birgit Gunzel und der Tänzer Jean Laurent Sasportes.

Alle beteiligten Künstler haben komplexe Erfahrungen mit interdisziplinären Performances: Birgit Gunzl - ehemals Anouk van Dijk Company, zahlreiche Performances und Kollaborationen | Jean Laurent Sasportes - Tänzer, Pina Bausch Ensemble, Choreograph, Festival-Organisator | Jens Düppe - Komponist und Schlagzeuger, Initiator der interdisziplinären Plattform KOMMUNIKATION 9 | Walter Padao - Maler, interdisziplinäre Kooperationen, u.a. KOMMUNIKATION 9, Atelier Padao/ provisionärer Salon).

Das zahlreiche Publikum sitzt auf Klappstühlen in dem alten Fabrikgebäude und an einer Wand sind drei großformatige leere Leinwände. An anderen Wänden im Raum hängen einige fertige Malereien von Padao. Eine leere Leinwand ist beleuchtet, einige Malereiutensilien, Farbe, Pinsel usw. liegen vor der Leinwand. Hinter einer Plastikfolie, für das Publikum nicht sichtbar sitzt Jens Düppe an seinem Schlagzeug.

Walter Padao stellt sich vor die Leinwand, sammelt sich, rührt etwas Farbe an, taucht einen Pinsel ein, hält ihn vor die Leinwand, verharrt einen Moment in Stille. Dann tupft er mit dem Pinsel auf die Leinwand, Jens Düppe antwortet mit einem behutsamen Schlag. Dann entsteht eine Interaktion, bei der die Initiative der beiden Künstler immer wieder wechselt. Jens spielt einen Rhythmus und Walter reagiert mit dem Pinsel auf der Leinwand. Walter macht kräftige Pinselstriche und Jens antwortet mit dem Schlagzeug. Ein Call and Response, das sich immer mehr zu einem Ganzen formt.

Dann ist die erste Leinwand fertig. Walter Padao hat hier nur Schwarz benutzt. Das Publikum muss nun umziehen, eine andere Leinwand wird beleuchtet und der Raum davor wird mit Tape am Boden zur Tanzfläche. Birgit Gunzel beginnt zu tanzen. Ihr Tanz ist sehr invasiv, sie greift in den Malprozess ein, hindert Padao, verwickelt ihren Körper mit dem von Padao, so dass Malen nur bedingt möglich ist. Padao ergreift die Hand der Tänzerin und führt sie mit Pinsel an die Leinwand. Birgit Günzel setzt Sprünge ein, aber geht auch immer wieder in ausdrucksstarke nach innen gekehrten Körperpositionen in denen sie kurz verharrt.

Bei dem zweiten Bild benutzt Walter Padao neben Schwarz auch Blau und Rot.

Dann bereitet sich der letzte Szenenwechsel vor. Jean Laurent Sasportes reißt die Plastikfolie herunter, hinter der Jens Düppe sitzt. Das Publikum muss abermals mit allen Stühlen umziehen, in den hinteren Bereich des Raumes, zur dritten Leinwand. Jens Düppe s Schlagzeugspiel ist nun dem Publikum sichtbar.

Birgit Gunzel tanzt voller Temperament mit schnellen Bewegungen, Sprüngen und Drehungen, mit vollem Einsatz durch den Raum.

Jean Laurent Sasportes bewegt unter Stöhnen einen roten Holzstuhl durch den Raum. Ein Schmerzensmann, der an traurige Figuren aus französischen Filmen erinnert. Es fehlte ihm nur, die dort obligatorische Zigarette im Mundwinkel.

Während Walter Padao malt, wird die Performance gefilmt und auf die Leinwand projiziert. Es entsteht eine Form von paralleler Realität, ähnlich der Loop Technik im Klangbereich.

Die Performance findet in drei Stufen statt. Zu erst ist nur der Maler an der Leinwand, das Schlagzeug ist hinter einer Folie unsichtbar. In der zweiten Stufe kommt die Tänzerin ins Spiel und im dritten Teil kommt ein zweiter Tänzer und die Projektion hinzu.

Walter Padao sieht nun die Tänzer, die Projektionen auf der Leinwand und hört Jens Düppe spielen, all diese Aktionen geben Impulse, die sich im Malvorgang niederschlagen.

Die Tänzerin und der Tänzer schaffen Bilder mit ihren Körperbewegungen, Jens Düppe schafft Klangbilder und Walter Padao malt auf der Leinwand. Für das Publikum ein Fest für alle Sinne.

Aber nicht nur die Performance ist reizvoll, es ist auch spannend die fertigen Bilder etwas länger anzuschauen und zu entdecken, wo Klangimpulse oder Tanzbewegungen in das Bild eingeflossen sind, oder besser gesagt, wo die Betrachter*innen Gemaltes mit dem Gesehenen und Gehörten assoziieren.

Sehr interessant ist es, die Live Bilder mit den älteren Werken, die auch im Raum hängen in Beziehung zu setzen. Ändert die Performance unseren Blick auf die Gemälde?

Ganz in der Tradition von Kommunikation 9 gibt es wieder reichlich Food for Thought.

Solche interdisziplinären Kunstaktionen erreichen das Publikum auf unterschiedlichen Ebenen simultan und entfalten so ihre ganz eigene Energie.

Die Bilder von Walter Padao können noch bis zum 13. Mai besichtigt werden.

Öffnungszeiten Do-So 14-18 Uhr.

Weltkustzimmer, Ronsdorfer Str. 77a, 40233 Düsseldorf

padao.de

https://weltkunstzimmer.de/details/article//zu-gast-w-1.htmlhttp://

www.jensdueppe.de/home.html