Etwas besonders ging vor sich im domicil
David Liebman und Ellery Eskelin
TEXT: Walter Jonat | FOTO: Walter Jonat
Gäste sind gekommen, aus den USA, aus New York, dem Big Apple, haben sich die Mühe gemacht, den weiten Weg auf sich genommen und ihre Musik mitgebracht. David Liebman, Ellery Eskelin, Tony Marino und Jim Black, - das Ellery Eskelin Quartett. Musikfans sind dankbar und die roten Stuhlreihen im domicil fast nicht mehr zu sehen.
David Liebman, ein Mann in seiner zweiten Lebenshälfte, hat sichtliche Probleme die Bühne zu besteigen. Ein Rückenleiden? Hoffentlich keine Schmerzen, so geht es mir durch den Kopf. Locker gekleidet nimmt er dankbar auf dem braunen Holzhocker Platz. Der Lehrer und sein Schüler spielen zusammen. Doch wer wird heute der Lehrer und wer der Schüler sein?
Ellery Eskelin, ein markantes Gesicht, mit schwarzem Hut und schwarzer Jacke, gesellt sich dazu, äußerlich eher der ruhige Typ, mit sparsamer Gestik. Zwischen den Einsätzen zieht er sich auf seinen Stuhl zurück, überlässt Liebman die Führung, der immer wieder mit seiner linken Hand mitgeht. Und während im Laufe des Abends die Vier ihre Musik erschaffen, erahne ich, das gerade im Augenblick etwas ganz Besonderes vor sicht geht.
Tony Marino, ein Mann und sein Bass. Hingebungsvoll, in zärtlicher Umschlingung bespielt der graubärtige, hoch gewachsene Mann sein Instrument, seinen Partner. Versinkt und lebt in ihm, erweckt Verzückung musikalischer Art. Liebt und leidet mit der Musik. Höre ich da eine Chinesische Harfe? Es gibt keine Grenzen. Das gilt ebenso für Jim Black an den Drums; zaubert mit den Werkzeugen in seinen Händen. Verzaubert den Zuhörer und auch den Seher.
David Liebman, Ellery Eskelin - Tenorsaxophon im Doppelpack. Welche Töne fließen aus den Instrumenten. Sind das nicht orientalische Klänge? Stop und Go in einem Yellow Cab in New York. Überfallartig, Scheinschluss. Die Seele der Musik, Herzen schlagen zusammen. Alle vier absolute Könner; Solisten jeder für sich, mit einer erkennbaren Routine, die jedoch nicht die Empfindlichkeit für den jeweils anderen Musiker vermissen lässt. Vier Lehrer auf der Bühne und sehr viel mehr Schüler davor.