Erdquintett

Ein eisiger Wind wehte am Samstag, im Kunstmuseum spielten die ‚Ruhrjazz-Joined Forces‘, und dennoch war auch das Konzert im Gerther Kulturrat fast ausverkauft, denn das hier aufspielende Erdquintett ist im Ruhrgebiet wohlbekannt. Bei der informativen, gar nicht ‚redundanten‘ Einführung des Pianisten Martin Theurerwurde klar, dass der Anspruch diesmal recht hoch war, denn es ging vor allem um die Musik von Bobby Watson, aber auch um Stücke von Charlie Parker, Herbie Hancock und Wayne Shorter.

Bobby Watson hatte Ende der 70er Jahre zunächst als Nachfolger von Shorter Altsax bei Art Blakey‘s Jazz Messengers gespielt. Seit den 80ern leitete er eigene Bands, z. B. das Quintett ‚Horizon‘, und gilt als Vertreter des späten Hard Bop.

Das ErdQuintett präsentierte Watson-Stücke aus den 80ern in einer ähnlichen Besetzung wie in Horizon (Moonrise,No Question About It, Beatitudes, Heckle and Jackle). Neugierig war ich darauf zu hören, wie man mit der Musik eines solchen Vorbildes umgeht; will man sie covermäßig imitieren, will man daraus etwas Eigenes entwickeln?

Ich muss gleich sagen, dass ich hier etwas enttäuscht war. Das Quartett spielte oft im Stil einer Bigband, die durchkomponierte einstudierte Stücke vorträgt. Es herrschte eine ernste, aber nicht coole Atmosphäre, die kaum Kommunikation innerhalb der Band erkennen ließ.

Lebendiger wurde es durch Soli und dies auch eher bei den Stücken, die nicht von Watson waren. Bass und Schlagzeug, die sich von Anfang an gleichberechtigt neben den Melodieinstrumenten einbringen konnten, waren dabei mit vielen Soli präsent.

Interessant waren die Latin-Stücke: der Bossa My Little Suede Shoes (Charlie Parker) und Mambo Inn (Count Basie), die einen interessanten Kontrast zu den anderen Stücken boten.

Bei HancocksMaiden Voyage gab es endlich mehr Raum für Improvisation, der allerdings von den Musikern unterschiedlich genutzt wurde und beim Publikum wohl nicht so gut ankam.

Michael Erdmenger spielte insgesamt sehr virtuos in Bezug auf die detailgetreue Umsetzung der Noten. Sein sehr präzises Spiel schwieriger Tonfolgen, auch bei den schnellen Passagen, war eng am Vorbild Watson orientiert. Es fehlte mir mehr Prägnanz und eigenständige ‚Aussage‘ bei der Umsetzung. Mathias Bergmann, sehr versiert und überregional bekannt, zuletzt mit dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra beim WDR-Jazzfest, spielte meist Flügelhorn. Er spielte freier, flüssiger, manchmal mit vielen Wiederholungen von Licks und Skalen.

Martin Theurerglänzte über seine quirligen Groove-Anteile hinaus besonders bei dem Hancock-Stück durch ein längeres Solo.

Caspar van Meel , erst im Dezember im Kulturrat mit eigener Band vertreten, wirkte diesmal recht introvertiert, aber sehr konzentriert. Er ist für seine melodiösen, meist langen Soli bekannt. Sein ‚gestrichenes‘ Solo beim Bossa fiel besonders auf, da es vom gängigen Bossa-Stil abwich.

Der Drummer Bernd Gremm, äußerlich gesehen das ‚lebendigste‘ Mitglied der Band, strahlte Spielfreude aus. Ihm gelangen viele phantasievolle Einwürfe, er war mit mehreren Soli präsent, wobei er diesticks manchmal durch Besen und einmal auch durch seine Zeigefinger ersetzte.

Einen besonderen Akzent setzte die Band zum Abschluss mit Abdul Ibrahims African Marketplace. Bald wieder, im Oktober, wird das Erdquintett mit Mara Minjoli im Kulturrat gastieren.