Bild für Beitrag: Eingesprungen | Iiro Rantala und Lars Danielsson

Eingesprungen

Iiro Rantala und Lars Danielsson

Dortmund, 09.02.2012
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Vor einer Woche klingelte bei Iiro Rantala in Helsinki das Telefon. Sein Münchner Label ACT war in der Leitung und hatte ein Problem. Der israelische Pianist Yaron Herman, der die mehrtägige Clubtour mit ACT-Künstlern unter dem Titel „Piano – Piano“ in fünf deutschen Städten anlässlich des 20. Geburtstages der Plattenfirma in Dortmund eröffnen sollte, war erkrankt.

Nun sollte Iiro Rantala einspringen, auch er ein Mitglied der ACT-Familie. Mit Lars Danielsson wollte Rantala ohnehin auf seiner nächsten CD zusammenarbeiten – so brachte er den schwedischen Bassisten und Cellisten gleich mit. Man hatte sich gegenseitig ein paar Stücke vorab gemailt und in Köln einen Tag vor dem Auftritt im Jazzclub „domicil“ erstmals gemeinsam musiziert.

Man spürte es kaum. Der Finne und der Schwede fanden erstaunlich gut zueinander, brachen die Themen ihrer jeweiligen Eigenkompositionen geschickt auf, um sich selbst und dem anderen Räume für Improvisationen und Ausschmückungen zu öffnen. Dezent geschieht dies beim getragenen, kirchlich anmutenden „Hymnen“ von Danielsson, forscher bei der aberwitzigen, weil rhythmisch so spritzig hin und her purzelnden „Final Fantasy“ aus der Feder von Iiro Rantala.

Rhythmische Abenteuer sind die Spezialität des Finnen, der den Schalk im Nacken hat beim Spielen. Da musste selbst Lars Danielsson öfters lächeln. Der Schwede betörte mehr mit atmosphärischen Tönen. Wie er Joni Mitchells „Both Sides Now“ solo auf dem Kontrabass interpretierte, mit elektronisch nachhallenden Klängen, das ging unter die Haut.

Die ACT-Tage im „domicil“ enden am Samstag mit einem Doppelkonzert. Dann wird der Pianist Jens Thomas seine neue Platte „Speed Of Grace“ vorstellen, auf der er mit Unterstützung des Trompeters Verneri Pohjola Stücke der australischen Hardrocker AC/DC in dunkle, schleppend langsame und verträumte Balladen umwandelt. Anschließend stellt der Finne mit dem markanten Trompetenton sein eigenes, sehr hörenswertes neues Werk „Ancient History“ mit seinem Quartett vor.

Auch am Freitag erwartet den Jazzfreund ein Doppelkonzert. Mit dabei: der polnische Tastendrücker Leszek Mozdzer, der mit seiner im letzten Sommer erschienenen Platte „Komeda“ dem lange schon verstorbenen polnischen Kult-Komponisten Krzysztof Komeda eine fantastische musikalische Hommage widmete.

Suche