Eine Insel voller Musik
Zeitinsel Michael Wollny
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Petra Coddington
Als deutscher Jazzmusiker gleich eine ganze „Zeitinsel“ im Konzerthaus zu bekommen, das ist schon was. Aber der Pianist Michael Wollny hat es längst geschafft, nicht nur hierzulande ein Aushängeschild von Jazz Made in Germany zu sein.
Drei Tage durfte sich der in Schweinfurt geborene Tastenkünstler nun im Konzerthaus mit insgesamt sechs Programmpunkten präsentieren. Mit seinem um den französischen Akkordeonisten Vincent Peirani erweiterten Trio etwa. In einem Duo mit „Get Well Soon“-Frontmann Konstantin Gropper; mit einem Blick auf Bach mit seinen Goldberg-Tangenten.
Oder zum Auftakt mit der Vertonung des alten Stummfilms „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“. Der schaurigen Vampirgeschichte von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1922, mit ihren gequälten Seelenzuständen und ihrer überspitzten Dramatik, setzte Michael Wollny zusammen mit seinem langjährigen Schlagzeuger Eric Schaefer und dem von Geir Lysne geleiteten Norwegischen Bläserensemble einen ebenso dichten wie atmosphärischen und dramatischen Soundtrack entgegen.
Mit improvisierter Musik, die nicht eine Sekunde vom Geschehen auf der Riesenleinwand ablenkte, sondern das Geschehen auf der Leinwand farbig untermalte und dabei auch mal überraschend konterte.
Mit dem britischen Soundkünstler Leafcutter John ließ Michael Wollny eine gute halbe Stunde nach diesem audiovisuellen Erlebnis das zuvor Gehörte in einem herrlich abstrakten Remix auf der Konzerthaus-Bühne noch einmal ganz anders nachklingen. Und unterstrich damit noch einmal, wie offen er doch für Momente des spontanen Ausprobierens ist.