Bild für Beitrag: Ein wenig Entertainment und viel brillianter Jazz | Chick Corea & Herbie Hancock
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Ein wenig Entertainment und viel brillianter Jazz

Chick Corea & Herbie Hancock

Essen, 14.07.2015
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Zbyszek Lewandowski

Dass der eine 75 Jahre alt ist, der andere nur ein Jahr jünger, man mag das einfach nicht glauben. Optisch nicht und auch nicht, wenn man Herbie Hancock und Chick Corea jetzt in einem Nachschlag des bereits am letzten Wochenende zu Ende gegangenen Klavier-Festivals Ruhr in der Essener Philharmonie erlebt.

Da stehen die beiden Amerikaner vor ihren beiden Konzertflügeln, halten aber kleine Mini-Keyboards in den Händen und klimpern ein wenig darauf herum. Das ist mehr Gimmick als ernsthaft gestaltete Musik. Auch dass sie noch prima rückwärts laufen können, demonstrieren sie als Teil ihres Verständnisses von gutem Entertainment.

Darauf hätte man gut verzichten können an einem Abend, der zwei Legenden des Jazzpiano nach 37 Jahren erstmals wieder gemeinsam auf Tour gehen lässt. Ende der 1970er Jahre, als sowohl Hancock wie auch Corea zuvor jeweils erfolgreiche elektrische Jazzbands geleitet hatten, dann aber nach einer Neuororientierung suchten, entstand die Idee, es mal gemeinsam nur an zwei Klavieren zu probieren. Zwei Doppel-LPs sind Dokumente jener Periode.

Jetzt also hieß es zurück in die Vergangenheit. Und in der waren immer auch Keyboard und Synthesizer für beide Protagonisten wichtig. So experimentiert Herbie Hancock in Essen gleich zu Beginn des Konzertes ein wenig mit gesampelten Stimmen und entlockt den Tasten elektronische Beats. Und auch Chick Corea spielt auf einem Keyboard ein paar Töne. Richtig packend ist das freilich nicht. Das wird es erst, wenn beide am Konzertflügel agieren und über Improvisationen sich zu den Themen etwa von Miles Davis´ „Solar“ oder Hancocks Klassikern „Cantaloupe Island“ und „Maiden Voyage“ spielen.

Da weiß man dann manchmal gar nicht, wie sie plötzlich dahin gelangen. Dafür blitzt jetzt die Magie der beiden Tastenkünstler auf, ihre Kunst, dem anderen genau zuzuhören, um mitzugestalten, auszuschmücken oder einen neuen Aspekt hinzuzufügen. Das kann man kaum souveräner, eleganter und harmonisch interessanter spielen als Herbie Hancock und Chick Corea in diesen Momenten.

Dass die beiden dann in der stürmisch geforderten Zugabe bei Chick Coreas ziemlich ausgedehnt vorgetragenem Ohrwurm „Spain“ das Publikum als mehrstimmigen Chor die ganze Zeit lang mitmachen lassen – da schimmern dann wieder die beiden Entertainer durch. Die zuvor jedoch mit großartiger Musik verwöhnt hatten..

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