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Ein Urgestein des europäischen Jazz

Tomasz Stanko

Dortmund, 27.04.2012
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Kurt Rade

Er ist keiner dieser gut aussehenden Vorzeige-Jazzer, die in schicken Klamotten für den Fotografen posieren. Tomasz Stanko wird im Juli schon 70 Jahre alt. Ein kleiner, schmaler, unscheinbarer Mann.

Aber er ist ein Urgestein des europäischen Jazz. Einer, der sich nie in den Vordergrund gespielt und den Free Jazz, aber auch den Alkohol und die Drogen längst hinter sich gelassen hat. Geblieben ist sein wundervoller Trompetenton.

Eine gewisse Schärfe hat er, aber gleichzeitig ist die Stimme auf seinem Instrument auch zerbrechlich und zart, melancholisch und schwermütig.

Im Oktober 2009 schon erschien sein letztes Album „Dark Eyes“, eine dunkel tönende Platte, die er jetzt als Tourmotto nahm, auch wenn die Live-Besetzung eine andere ist.

Aber gute Leute hat Tomasz Stanko immer um sich - auch im gut gefüllten „domicil“. Und Pianist David Virelles, Bassist Slawomir Kurkiewicz und Drummer Gerald Cleaver verstehen alle die musikalische Sprache ihres Bandleaders.

Langsam, oft durch Unisono-Einleitungen von Piano und Trompete, starten die Songs und begeben sich auf ihren vielfach langsamen Fluss durch ausgedehnte Melodiebögen, getränkt mit der Folklore der Heimat des Trompeters, in Szene gesetzt vom warmen Brummen des Kontrabasses, den pointiert gesetzten Schlagzeug-Rhythmen und den sparsamen Akkord-Voicings vom Piano.

Manches wirkt entrückt und dann sehr sinnlich und atmosphärisch. Aber das Quintett kann auch sanft swingen, freigeistig boppen und verquer markante Kontraste setzen. Immer aber bleibt diese Musik voller Emotionalität. Und da besonders der dunkle, lyrische Ton der Trompete des kleinen und doch so großen Mannes aus Südpolen.

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