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Ein Park voller guter Musik

Funchal Jazz Festival 2016

Funchal, 21.07.2016
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Renato Nunes

Für seine Musik für den Film Birdman, wo er das Schlagzeug total in den Mittelpunkt rückt, erhielt er zu Recht den Grammy. Und auch sein ambitioniertes Projekt The Meridian Suite könnte der Soundtrack zu einem imaginären Film sein. Was schon auf dem Tonträger beeindruckt, ist in der ausgedehnten, anderthalbstündigen Live-Version wirklich aufregend. Der mexikanische Schlagzeuger Antonio Sanchez und seine Formation Migration lieferten am Eröffnungsabend des diesjährigen Funchal Jazz Festivals ein starkes Konzert ab. Teils abgefahrene Sounds von John Escreet auf dem Fender Rhodes, intensivste Linien auf Saxofon und EWI von Seamus Blake oder die oft textlosen Lyrics der Sängerin Thana Alexa im Verbund mit pushenden, aber auch mal sensibel streichelnden, immer spannenden Rhythmen des Bandleaders schufen eine durchlaufende Suite zwischen experimentellem Jazz, modernem Rock und Elektronik, mit sich kreuzenden und auch wiederkehrenden Linien, die den Zuhörer wirklich packte. Auch wenn der Uhrzeiger irgendwann Mitternacht längst schon hinter sich gelassen hatte.

Der indischstämmige US-Saxofonist Rudresh Mahanthappa blies ebenfalls bis weit nach Beginn der Geisterstunde in sein Horn unter freiem, sternenklaren Himmel im wunderschönen Parque de Santa Catarina in Funchal. Und was für eine Energie verströmten sein fabelhaftes Quintett und vor allem er selbst auf dem schneidend scharfen Altsax. Dabei müde zu werden – fast unmöglich. Auch wenn so ein fast durchgängig hoher Energielevel irgendwann auch ein wenig anstrengt. Aber sein Projekt Bird Calls ist live einfach unglaublich erregend. Die Musik Charlie Parkers als Ausgangspunkt, als meist kaum zu erkennende Referenz eines brodelnden Klangkosmos, die auch Mahanthappas Wurzeln nicht verleugnen. Bebop als Grundidee für verschlungene Linien und lustvolle Improvisationen. Die großartige, fantasievolle Rhythmusgruppe mit Pianist Bobby Avey, Bassist Thomson Kneeland und Drummer Rudy Royston, dazu der junge Klasse-Trompeter Adam O´Farrill als zweiter, aussagekräftiger Bläser-Solist – dieser Auftritt war einfach heiß!

Vielleicht nicht heiß, aber unglaublich individuell und verrückt im positiven Sinne präsentierte sich einmal mehr die große Maria João mit ihrem kongenialen Partner Mário Laginha am Klavier und einer Band mit dem jungen Akkordeonisten João Frade. Der Portugiesin mit einer Art Krone auf dem Kopf scheinen die Ideen für unvorhersehbare vokale Abenteuer jeglicher Art einfach nicht auszugehen. Ja, man kennt ihren auf kleines Mädchen getrimmten Gesang. Und ist dann doch wieder davon fasziniert, vor allem wie sie sich in wildeste Silben- und Geräuschfantasien stürzt, ohne sich dabei jemals zu verheddern. Köstlich, höchst unterhaltsam, voller echter Emotionen, aber eben auch musikalisch mit viel Inhalt.

Den kann auch das Sexteto de Jazz de Lisboa für sich reklamieren. Die 1984 gegründete Band mit Kultfaktor, die nach sechs gemeinsamen Jahren fast zweieinhalb Jahrzehnte ruhte, ist inzwischen in veränderter Besetzung wieder aktiv. Und brillierte in Funchal mit zeitlose,, exzellent gespielten Akustikjazz. Mit Gregory Porter setzte der künstlerische Leiter Paulo Barbosa zum Abschluss seines dreitägigen Festivals dann auf eine absolut sichere Karte. Der derzeit populärste Jazzsänger weltweit lockte nicht nur einmal mehr viel Publikum in den Park, sondern ließ alle selig und mit viel Soul im Herzen nach Hause strömen.

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