„Ein guter Song muss eine Geschichte erzählen“
Johanna Schneider und Band in Recklinghausen
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Was einen guten Song auszeichnet? Die Jazzsängerin Johanna Schneider muss nicht lange überlegen, um diese Frage zu beantworten: „Er braucht eine starke Melodie. Und er muss eine Geschichte erzählen!“ Im Laufe ihrer Karriere sind bei ihr schon einige Favoriten zusammen gekommen. Von denen brachte die in Essen lebende Musikerin eine beachtliche Kollektion mit in den Willy-Brandt-Park – und konnte auf eine bestens eingespielte Band vertrauen!
Der Willy-Brandt-Park ist ein idyllisches, naturbelassenes Kleinod mitten in der Recklinghäuser Altstadt - ein idealer Ort, um die beliebte Freiluft-Konzertreihe „Sommer im Park“ bei erfreulich großem Zulauf zu eröffnen! Zwar hätte der Auftritt von Johanna Schneider , Mark Brenken (Klavier), Stefan Werni (Bass) und Schlagzeuger Bernd Gremm sicherlich noch mehr konzentrierte Zuhörerschaft verdient – aber wenn guter Jazz dazu beiträgt, eine anregende, kommunikative Gesamtatmosphäre zu schaffen, ist dies allemal viel wert!
Egal ob in einem herrlich swingenden „Up jumped spring“ von Freddie Hubbard, einem souligen „You are the sunshine of my life“ von Stevie Wonder - Johanna Schneider verleiht großen Songs eine große Stimme. Ihr Gesang ist tief geerdet und wandlungsfähig bis in hohe Regionen hinein und auch in rasanten Scat-Passagen wirkt alles unangestrengt-authentisch bei ihr. Die Band, die ihr an diesem Abend zur Seite steht, unterfüttert und beflügelt all dies mit ihrer beweglichen Spielfreude und zahlreichen eloquenten Improvisationen. Johanna Schneider ist nicht einfach nur „Interpretin“ unsterblicher Jazzstandards, sondern schreibt auch selbst Songs, die mit vielen großen Klassikern auf Augenhöhe rangieren – da begeisterte zum Beispiel eine hinreißende Eigenkomposition namens „Pride Time“. Und sie rückt auch gerne mal einer alten Bossa-Nova-Nummer zu Leibe, wenn sie Antonio Carlos Jobims „Chega de Saudade“ in ein neues, vibrierendes Samba-Format transferiert. Was natürlich zu diesem warmen Sommerabend vortrefflich passte...
Weiter geht es im Recklinghäuser Willy-Brandt-Park am Freitag, den 12. Juli mit der Band „Pink Pony in Danger“. Am 19. Juli spielen an diesem Ort die Jazzer des Jugendsinfonieorchesters. Zeitgleich startet im Stadtgarten des Ruhrfestspielhauses das Weltmusikfestival „Odyssee“. Auftakt ist am 18. Juli mit der mexikanischen Rapperin Niña Dioz. Die kreolische Sängerin und Banjospielerin Morgane Ji tritt am 25. Juli auf. Den Abschluss bildett das brasilianische Quartett Rosa Neon am 1. August.