Ein Füllhorn an Ideen
Biondini - Godard - Niggli
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Ein kühler, regnerischer Aprilabend. Und drinnen, im eigentlich heimeligen kleinen Theater der Flottmann-Hallen, bläst die Lüftung auch nur kühle Luft in den Raum. Die Rahmenbedingungen sind also eher ein wenig ungemütlich, doch wenige Augenblicke nach Konzertbeginn ist das alles schon egal.
Denn auf der Bühne stehen drei Virtuosen, drei Improvisatoren, drei Musiker mit großem Herz, Spielwitz und einem ganzen Füllhorn an Ideen und Einflüssen.
Der italienische Akkordeonist Luciano Biondini, der französische Tubist Michel Godard, der in Herne auch zum E-Bass und zum historischen Vorgänger der Tuba, dem Serpent, greift, und der Schweizer Schlagwerker Lucas Niggli verwöhnen mit einer Klangreise, die Musikstile und geografische Orte in einen Strudel an Rhythmen und Melodien schüttet.
Heraus kommen zauberhafte Klänge, die von den Alpen bis zum Mittelmeer reichen; schnelles, überbordendes Spiel mit starken Melodien, aber auch ganz gefühlvolles Einbinden bekannter Themen, etwa John Coltranes „Naima“.
Von Jazz inspirierte Improvisationen lugen rüber zur imaginären Folklore oder zum druckvollen Rockbeat. Die Drumsticks splittern gar, wenn Lucas Niggli so richtig draufhaut. Und Michel Godard, der die so träge wirkende Tuba als vollfertiges Melodieinstrument zu spielen weiß und der die Seele so massierende Luciano Biondini auf dem Knopfakkordeon – sie alle drei lassen an einem wunderbaren Abend in Herne mit ihrer so leichtfüßigen Musik Regen und Kühle vergessen.