Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey

Ein Festival voller Entdeckungen

Brussels Jazz Festival Flagey

Brüssel, 16.01.2025
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Patrick Van Vlerken & Olivier Lestoquoit

Schon mal von Bram De Looze gehört? Okay, man könnte den Mittdreißiger von der belgischen Nordseeküste schon kennen von dem einen oder anderen Projekt, bei dem er mitwirkt, wie etwa dem LABtrio. Aber bei der zehnjährigen Jubiläumsausgabe des Brussels Jazz Festival Flagey steht der Pianist in diesem Jahr als „Artist in Residence“ nun so richtig schön im Mittelpunkt. In jedem Jahr wählt Festivalleiter Maarten Van Rousselt einen Brüsseler oder zumindest in Brüssel lebenden belgischen Musiker aus, der sich dann an mehreren Abenden mit unterschiedlichen Projekten präsentieren darf. Bram De Looze tat das am ersten Festival-Wochenende vor allem mit einem Traum-Quartett. Drei Amerikaner an der Seite des Belgiers. Und Kontrabassist Thomas Morgan, Schlagzeuger Joey Baron und der sehr präsente Cellist Hank Roberts zaubern gemeinsam mit De Looze in dessen starken Kompositionen und auch großartigen Stücken von Hank Roberts einen feinsinnigen, zumeist ruhig fließenden, zeitgenössischen Kammerjazz, bei dem sich zarte improvisatorische Gespräche untereinander im Rahmen des komponierten Materials wunderbar entspinnen können. Beseelt, mit einer Intimität gespielt, am Schluss dann sogar groovig. Ganz großes Ohrenkino! Und das nach nur zwei gemeinsamen Probentagen.

Liebt sie den Jazz? Oder den Soul? Amy Gadiaga liebt beides und verbindet deshalb swingende, pfiffig arrangierte Jazzstandards mit neosouligen eigenen Stücken. Die französische Bassistin und Sängerin mit Wohnsitz in London liefert im allerdings noch nicht perfekt zusammen agierenden Trio mit Pianist und Bassist im intimen Studio 1 des Art Déco-Festivalspielortes Flagey ein sehr unterhaltsames Set, legt dabei ihre Wurzeln im klassischen Jazz ebenso offen wie sie klarmacht dass sie eine junge Künstlerin im Hier und Jetzt ist. Starke Stimme, schönes Programm. Eine Künstlerin, bei der man auf die weitere Entwicklung gespannt sein darf.

Minimalistisch entrückte Klangbilder

In diesem Jahr gab es in Brüssel eine intensive Zusammenarbeit mit dem Londoner Label jazz re:freshed. Amy Gadiaga war so eine Kooperation, die beiden Konzerte mit den UK-Bands Jake Long und Flock ebenfalls. Das Solo-Debüt des Drummers Jake Long mit dem Klasse-Album „City Swamp“ wird in Belgiens Hauptstadt zu einer schillernden Fusion-Reise durch Grooves und Beats, mit griffig-rockigen Gitarrenriffs und spacigen Orgelsounds und eindringlichen Saxofonlinien. Saxofonistin Tamar Osborn und Tastenmann Al MacSween sind nur ein Viertelstündchen später wieder auf der Bühne, beim Auftritt von Flock im großen Studio 4. Diese aus fünf namhaften Musikern der britischen Jazzszene bestehende Band aber spaltet durchaus ein Publikum. Denn mancher wird sich gefragt haben: Was soll das was da auf der Bühne passiert? Denn es passiert gar nicht so viel. Im Kollektiv wird behutsam improvisiert und geschaut wo die Reise hingeht. Und da entwickelt sich vieles in Zeitlupe. Man muss sich auf dieses Konzept minimalistischer, entrückter Klangbilder einlassen, die einen dann vielleicht doch irgendwann reinziehen in den spacigen Flock-Kosmos. Oder eben auch nicht.

Jungen Künstlern ein Podium bei seinem Festival zu geben, das ist Maarten van Rousselt wichtig. Und so darf sich zur für den Jazz sicher ungewohnten Mittagszeit am ersten Festival-Freitag mit Simon Comté ein junger belgischer Saxofonist im Quartett mit dem gefeierten tunesischen Pianisten Wajdi Riahi live vorstellen. Was Comté an Individualität jetzt noch fehlt, gleicht er schon mal aus durch seine beeindruckende Technik und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten auf seinem Saxofon.

Coole Bands zum Chillen, Mitwippen und Plaudern

Dann sind beim Brussels Jazz an mehreren Abenden zu später Stunde noch coole Bands in der Lobby des Flagey zu erleben. Musik zum Chillen, Mitwippen oder Plaudern mit Freunden. Mit Bands wie dem Quartett Y-Otis um den schwedischen Saxofonisten Otis Sandsjö oder dem belgisch-niederländoschen Trio KVR, die beide clubtaugliche, elektronisch verzierte, groovige und treibende Sounds im Angebot haben, die einfach Spaß machen. Und einen Festivalsonntag am Mittag mit einem leckeren Büffet in der Lobby vom Flagey zu beginnen um danach im Studio 4 mitten auf der Bühne für eine Stunde bequem auf Kissen zu liegen um den sphärischen, minimalistischen, elektronisch bearbeiteten Soundgebilden des belgischen Quartetts The Rising Moon um den Gitarristen Willem Heylen zu lauschen, das sich in einem Quadrat um die Zuhörerschar positioniert hat – auch so etwas hat das Brussels Jazz Festival im Angebot.

Das Festival läuft noch bis zum 18. Januar.

Infos unter: https://www.flagey.be/brusselsjazzfestival

Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Bild für Beitrag: Ein Festival voller Entdeckungen | Brussels Jazz Festival Flagey
Suche