Ein Duo-Konzert der Sonderklasse
Uwe Kropinski und Michael Heupel in Bochum
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Am Vorabend absolvierten sie einen Auftritt in Mailand, am Folgetag sind sie im Kunstmuseum Bochum zu Gast: Die Rede ist von dem Gitarristen Uwe Kropinski und dem Flötisten Michael Heupel, die eine über 30-jährige Zusammenarbeit verbindet. Anlässlich der Veröffentlichung ihrer neuen CD A Kind Of Now gibt das Duo mit einigen Titeln dieser CD wie Hallo Paul, African oder Flirromat, aber auch mit einer Reihe von Stücken aus ihrem Repertoire einen Einblick in ihr Oeuvre. Getrost kann man ihr Musizieren als „eingespielt“ bezeichnen: Jeder Takt, jede Wendung ihrer Musik wirkt stilistisch, klanglich und atmosphärisch passgenau und doch nicht von Routine abgenutzt. Im Gegenteil: Die elf Titel einschließlich der Zugabe, die sie an dem Abend spielen, sind gekennzeichnet von einem hohen Maß an Spielfreude und Energie, von einer virtuosen Kunst und einer großen Bandbreite an Klangfarben. Das Bild des Fließens passt auf die Charakteristik ihrer Musik in besonderer Weise: Unterschiedliche Stilistiken verbinden sich ebenso miteinander und sind kunstvoll verwoben wie der Dialog der beiden Musiker und die von ihnen eingesetzten Spieltechniken. In ihren Stücken mischen sich die unterschiedlichsten Idiome aus Klassik, Jazz, zu hören sind spanische und afrikanische Einflüsse, die bei Kropinski/Heupel wohltuend frei von „weltmusikalischer“ Vereinnahmung sind und in eine eigene musikalische Sprache überführt werden. Die akustische Gitarre spielt Uwe Kropinski stilübergreifend mit allen Finessen eines Saitenzauberers, gleichzeitig nutzt er den Korpus für ein ganzes Spektrum von perkussivem Einsatz. Als Zuhörer hat man mit geschlossenen Augen den Eindruck, einem Trio-Konzert mit einem virtuosen Perkussionisten beizuwohnen, so sehr gelingt es Uwe Kropinski, seine Gitarre gleichzeitig als Perkussions- und Saiteninstrument zu spielen – so organisch und bruchlos, als ob die Gitarre eben für einen solchen multifunktionalen Zweck konzipiert wäre. Fußstampfen oder auch einmal eine Fußrassel unterstützen die rhythmische Arbeit. Seine für diesen Zweck optimal verstärkte Gitarre aus der Edelgitarren-Schmiede von Theo Scharpach mit 39 Bünden (!) kommt ansonsten ohne Effekt-Schnickschnack aus, den hat Uwe Kropinski auch mit seiner überbordenden Spieltechnik bis in die höchsten Tonlagen hinein absolut nicht nötig. Die puristisch anmutende Konzentration auf die akustische Gitarre erlaubt eine solistische Performance der Sonderklasse. Melodielinien, Akkorde und Rhythmik sind unglaublich flink und in stupender Dichte miteinander verwoben, flamenco-artige Eruptionen, harte Akkordanschläge, Tapping, obertonreiches und gedämpftes Saitenspiel und lyrisch-besinnliche Verspieltheit wechseln in selbstverständlich wirkender Organik. Die Fingerartistik des Ausnahmegitarristen korrespondiert dabei in besonders gelungener Weise mit Michael Heupels Einsatz von Quer-, Alt- oder Bassflöte. Der – übrigens an der Hochschule für Musik und Tanz Köln das Hauptfach Jazzflöte unterrichtende – Flötist versteht es, mit seinen drei Instrumenten eine ausgesprochen virtuose und subtile Stimme mit reichen Klangfarben und Variationen einzubringen. Einfühlsam nehmen beide Musiker aufeinander Bezug, hochpräzise wird der spielerische Hochseilakt des Duos etwa in dem superschnellen Unisono in A Major Thing ausgeführt. Angenehm fällt dabei auf, dass es beiden nicht auf eine Zurschaustellung ihrer Virtuosität ankommt, sondern um eine atmosphärisch stimmige, dichte Musikalität ihrer Stücke. Ein rundum gelungenes Konzert der Sonderklasse!
Die CD A Kind Of Now von Uwe Kropinski und Michael Heupel ist gerade bei der Wuppertaler jazzwerkstatt erschienen. (jazzwerkstatt 196)