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Ein Bochumer "straigt ahead" in München

Chris Hopkins & Scott Hamilton in der Unterfahrt

München, 11.08.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: screenshots

" Chris Hopkins ` German-American-Jazz-Quartet". Live mit anwesenden Zuschauern und zeitgleicher digitaler Wiedergabe – dieses neue coronainduzierte Konzertformat fand am 21. Juli in der Münchener Unterfahrt statt. Ich war dabei, aber nur am PC.

Chris Hopkins aus Bochum und Scott Hamilton aus New York - das sind zwei internationale Jazz-Größen. Scott Hamilton spielt Tenorsax und ist extra für dieses Konzert eingeflogen worden. 6000 Kilometer und 15 Jahre Altersunterschied sind kein Hindernis, denn die beiden haben schon oft, zuletzt 2009 auf der Kemnade und 2014 in der Bochumer Zeche, zusammengespielt.

Das Konzert beginnt mit I Can't Believe That You're In Love With Me, gefolgt von Blue Skies von Irving Berlin. Den ‘blauen Himmel‘ und drei andere Stücke hat Chris selbst arrangiert. Es ist sehr schön zu sehen und zu hören wie die Band spielt. Obwohl es nur eine Probe gab, läuft alles perfekt ab. Man könnte meinen, alles sei durchkomponiert und einstudiert, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil lebt diese Musik ja gerade von den Improvisationen, die in einen harmonischen Rahmen eingebettet sind, aber jedesmal anders ausfallen können.

Scott steht in der Mitte wie ein Fels in der Brandung. Seine Spielweise erinnert mich an Coleman Hawkins: lässig, aber präzise, fordernd, warmer Ton mit viel Power. Bemerkenswert wie er die Backen aufbläst, das sieht man sonst eher bei Trompetern.

Ein Höhepunkt ist Someone To Watch Over Me, das Chris auch arrangiert hat. „My favourite song“, meint Scott dazu, Balladen sind seine Spezialität. Beide spielen nun im Duo. Nach einem langen ruhigen Intro von Chris am Steinway übernimmt Scott, hier erinnert er mich an Ike Quebec, aber was sollen die Vergleiche, es ist der unverwechselbare Sound von Scott Hamilton.

Interessant die Auswahl von Recado Bossa Nova von Djalma Ferreira. Diesen Bossa kenne ich noch nicht, er klingt wie ein 'Universal-Bossa', in der andere Bossa-Songs anklingen. Hier passt besonders gut Scott's Laid Back-Timing, mit dem er bewusst immer etwas hinter dem Takt bleibt.

Auch Montevideo ist etwas Besonderes. Dies eher unbekannte Stück von Duke Ellington (1953), dem Lieblingskomponisten von Chris, wird im Trio ohne Scott gespielt. Das klingt wieder ganz anders. Denn es wird rhythmischer und der Drummer Michael Keul, der sich sonst weitgehend auf seine Rolle als Sideman beschränkt, kommt hier ein bisschen mehr zum Zuge. Thomas Stabenow dagegen bringt sich am Bass im ganzen Konzert intensiv ein, mal en passant, mal mit explizit langen melodischen Soli.

Nach 8 Stücken und 80 Minuten dann die Zugabe How Could You Do a Thing Like That To Me. Und noch einmal hören wir den „Straight-Ahead-Jazz“, wie Chris das nennt. Der Mainstream-Sound des " Chris Hopkins ` German-American-Jazz-Quartets" klingt schon fast historisch; manche würden es vielleicht oldschool nennen. Doch im Jazz gibt es ja kein Nach-, sondern nur ein Nebeneinander verschiedener Stile. Ältere Stile können, wie der Erfolg von Snorre Kirk zeigt, auch bei jüngeren Jazzfans sehr erfolgreich sein.

Jazzclub Unterfahrt

Wer in München von Jazz redet, meint die Unterfahrt. Der Jazzclub hat in diesem Jahr im Rahmen des neu eingerichteten Deutschen Jazzpreises einen Sonderpreis erhalten. Zum Programm siehe

https://www.unterfahrt.de/

Zur Historie des Jazzclubs

https://www.unterfahrt.de/history.php

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