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EDUCATION PROJEKTE BEIM NEW COLOURS FESTIVAL

Die hohe Kunst, für offene Ohren und große Augen zu sorgen...

Gelsenkirchen, 12.09.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Wenn ich hier jetzt schreibe, das New Colours Festival „kann“ Education, dann kräuseln sich vermutlich schon wieder die Zehennägel höherer Gymnasialpädagogen angesichts von zu viel modischer Sprachverstümmelung. Deswegen mal sofort ein idealistisches Bekenntnis zur Besänftigung: Kultur ist Bildung und damit diese nicht immer weiter zum elitären Luxusgut verkommt, muss sie aktiver zu den Menschen gebracht werden. Zwei Veranstaltungen beim New Colours Festival widmeten sich einer solch verdienstvollen Pionierarbeit.

Susanne Pohlen, Kuratorin des New Colours Festivals und Michael Scharnowki, Schulleiter am Buerschen Leibniz-Gymnasium ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, ästhetische Aufklärung zu vermitteln. Regelmäßig - und unterstützt von den regionalen Sparkassen - laufen seit einiger Zeit hochkarätige Konzertveranstaltungen in der schmucken Schulaula des Leibniz-Gymnasiums – unlängst gab es ein Klavier-Recital mit Rainer Maria Klaas, wohl einem der idealistischsten Klassik-Vermittler im Lande – und jetzt während des Unterrichts, wurde eben „einfach mal Jazz“ gemacht.

Education Volume 1

Wenn es schon an diesem sonnigen Vormittag kein Hitzefrei gab, dann war eine Stunde kultiviertes Musikhören doch ein würdiger „Ersatz“. Dabei liefern die lyrischen, virtuosen Klangwelten des Trios Jaggat mit ihren prächtigen arabischen, mediterranen, andalusischen und persischen Elementen ein imaginäres Flugticket in exotische, südliche Gefilde. Aber es braucht trotzdem eine Weile, bis beide Seiten miteinander warm werden. Marcus Conrad (Gitarre), Caspar van Meel (Kontrabass) und Afra Mussawisade (Percussion) weben dafür einen wunderbaren, spielfreudigen Klangteppich, wirkten aber in der ersten Phase noch etwas introvertiert.

Das Eis bricht, als Caspar van Meel zum ersten Mal sein junges Publikum anspricht und Fragen stellt. Ob sie die Länder kennen, aus denen die gespielte Musik kommt, was recht kenntnisreich beantwortet wird. Ob sie selber Instrumente spielen und welche. Genannt werden vor allem Klavier, Schlagzeug, Gitarre und irgendwer bezeichnet auch Fußball als sein „Lieblingsinstrument“. Jetzt ist alles locker und lustig – atmosphärisch durchaus vergleichbar mit den beliebten Theaterdarbietungen vor Schülerpublikum. Das Spiel von Jaggat legt spürbar zu an flottem Drive und druckvollen Impulsen – und das wieder quittiert die junge Zuhörerschaft schließlich mit enthusiastischem Beifall. Gegen Ende des Konzerts führt Caspar van Meel noch eine weitere „Erhebung“ beim jungen Publikum durch: Ja, eine gute Handvoll (ausschließlich männlicher) Schüler bekundet, regelmäßig Jazz zu hören. Hier schlummern noch viel Chancen zum Weiteraufbau. Ein Anfang ist gemacht. Das zeigte auch die Tatsache, dass niemand aufsprang, um den Raum zu verlassen, als der Pausengong vernehmlich dazwischen funkte.

Education Volume 2:

Wieder morgens, wieder strahlender Sommer, diesmal im Dorstener LEO, auf dessen Boden jetzt Sitzmatten ausgebreitet sind. Kleinkinder wuseln auf den Sitzmatten rum, aber dann werden sie in Bann gezogen von einem lustigen großen Mann und seinem Kumpel. Ein riesiger seltsamer Koffer wird nach und nach ausgepackt. Was da wohl drin ist? Eigenartige Metall- und Plastikteile, verschiedene komische Rohre, die ein riesiges Instrument bilden, welches dieser Mann später als „Bassklarinette“ bezeichnen wird. Mehr Worte braucht es ansonsten nicht, wenn Christoph Pepe Auer und Speedy alias Thomas Mauerhofer für große Augen und offene Ohren bei ihrem ganz kleinen und manchmal auch etwas älteren Publikum sorgen. Es reicht doch, lustige Gesichter zu machen und immer neue komödiantische Gimmicks vom Zaune zu brechen. Reicht das wirklich? Pepe und Speedy demonstrieren auf denkbar unmittelbarste Weise, dass es um viel mehr geht. Die beiden können (!) Musik machen – und wie. Christoph Pepe Auers Spiel auf Bassklarinette, Saxofon und dem aus bunten Spielzeugteilen selbstkonstruierten „Pepephon“ kommt aus tiefster Seele und geht durch Mark und Bein. Mauerhofer als Gitarrist haut ebenso beherzt in die Saiten. Vielleicht werden sich einige aus dem Publikum, wenn sie mal groß sind, später noch an diesen Morgen erinnern, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben Dave Brubecks „Take 5“, Astor Piazollas "Libertango" oder das hymnische Saxofonsolo in Gerry Raffertys „Baker Street“ gehört haben. Danach dockt er mit dem „Biene-Maja“-Thema wieder an vertraute Kindermusik-Gefilde an. Der feine Unterschied ist, dass es zuvor darüber hinaus ging. Und weiterhin keine Worte. Nur Blicke und hintergründige Albernheiten und immer neue Gegenstände aus dem Zauberkoffer. Der Neugier verlässlich Nahrung geben, darum geht es. Auch ein leerer Koffer schweigt nicht. Als alle Gegenstände ausgeräumt sind, wird er eben zum voluminösen Schlaginstrument. Sind das alles „einfache Mittel“? Es steckt viel mehr dahinter und es ist kein Zufall, dass die beiden Österreicher in ihrer Kunst zu international anerkannten Profis avanciert sind und in Hamburgs Elbphilharmonie, aber auch auf internationalen Tourneen unterwegs sind. Was die beiden ausmacht, ist ein tiefes Verständnis von Improvisation, was weit mehr beinhaltet, als einfach nur sportlich versiert die Instrumente zu spielen. Vor allem, weil Kinder mit ihrem Humor und ihrer Offenheit für alles Unangepasste offen sind. Je früher, desto besser - und vor allem, bevor die ganze Konditionierungsmacht des „Gutgemeinten“ die Sinne vernebelt.

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