Dreikönigstreffen 2.0 im LOFT
NU RISM - Lüdemann - Landfermann - Burgwinkel
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
NU RISM, ein Trio der besonderen Art, konzertiert am Dreikönigstag im ausverkauften LOFT. Hans Lüdemann , einer der großen Jazz Pianisten, spielt mit den beiden Ausnahmemusikern Robert Landfermann am Bass und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug. Genau vor zwei Jahren am 6.1. spielten sie mit diesem Trio im ebenfalls ausverkauften LOFT zusammen. Zwei ungewöhnliche Stücke waren 2017 im Programm, Bearbeitungen von Arnold Schönbergs spätromantischen Gurre Liedern. Diese Stücke waren so spannend und interessant, dass Hans Lüdemann sich weiter in die Gurre Lieder vertiefte und nun mit dem NU RISM Trio ein ganzes Konzertprogramm ausschließlich mit Gurre Liedern gestaltet.
Der Titel bezieht sich auf das dänische Schloss Gurre, der Ort an dem der Legende nach eine Liebestragödie um den mittelalterlichen Königs Waldemar Atterdags spielt.
Alban Berg hat von diesem groß besetzten Orchesterwerk eine Fassung für Klavier geschrieben, auf die sich Hans Lüdemann im Wesentlichen stützt.
Für Hans Lüdemann und sein Trio sind die Melodien der Lieder und die spätromantische Harmonik Ausgangspunkt für eigene Interpretationen und Improvisationen, die in neue Bereiche vordringen. Er verwendet die musikalische Sprache des Jazz und erweitert sie.
Schönberg verwendet Leit- und Erinnerungsmotive, die sich in verschiedenen Kombinationen durch das ganze Werk ziehen. Die Lieder sind nicht aneinander gereiht, sondern durch melodische und harmonische Verknüpfungen miteinander verbunden. So macht es viel Sinn, dass das Trio die Stücke in den beiden Sets ohne Pause ineinander übergehen lässt. Lüdemann betont, dass dies nicht geplant sei, sondern sich ergeben habe. Es hat sich aus dem musikalischen Material ergeben.
Der Beginn des Konzerts mit der Bearbeitung des ersten Liedes Nun dämpft die Dämm'rung ist noch von kontemplativer Naturerfahrung geprägt. Aber in den nächsten Liedern Roß! Mein Roß! Was schleichst du so träg! und Sterne jubeln, das Meer, es leuchtet geht es guter romantischer Manier um stürmische Gefühlsausbrüche. Das äußert sich in emphatischen Pianofiguren, aber vor allem Jonas Burgwinkel setzt mit seinem intensiven Schlagzeugspiel diesen Sturm der Gefühle um. Burgwinkel setzt mit seinem Schlagzeug alle Nuancen der romantischen Gefühle großartig um, von filigranen zarten Liebensgefühlen, über stürmische Leidenschaft, bis hin zu düsterer Todesvision. Und dies gilt nicht nur für ihn sondern auch für Robert Landfermann am Bass. In einem Moment spielt er Rhythmusbegleitung und im nächsten Moment spielt er Unisono mit dem Piano. Hans Lüdemann meistert die technischen Herausforderungen am Klavier, die in Schönbergs Komposition liegen, sehr souverän. Nicht nur die Einzelleistung der Musiker, sondern auch ihr Zusammenspiel ist vorbildhaft.
Das zweite Set beginnt mit einem Basssolo zu dem unheilschwangeren Lied Es ist Mitternachtszeit. Dieses wunderbare Solo zeigt nicht nur das Können von Landfermann, sondern auch den hervorragenden Klang des neuen Kontrabasses. Das LOFT hat nämlich nun einen eigenen Kontrabass und Robert Landfermann weiht ihn mit diesem Konzert ein. Der Tontechniker, der das Konzert mitschneidet, ist begeistert vom Klang des Instruments.
Das letzte Stück ist das Lied der Waldtaube. Was als Klagelied über den Tod der Geliebten ansetzt steigert sich dann zu einem dramatischen Höhepunkt, einschließlich wildem Schlagzeug Solo.
Hans Lüdemann hat mit der Bearbeitung der Gurre Lieder für ein Jazztrio große Musik geschaffen, die einfach für sich steht. Auch unvoreingenommene Hörer*innen, ohne Kenntnis von Schönbergs Werk, können großartige Musik erleben. Nicht zuletzt auch Dank des NU RISM Trios in dieser Besetzung. Selbst Zuhörer, die Klassikadaptionen im Jazz eher kritisch gegenüberstehen, sind von der Musik angetan.
Bereits 2007 hat Hans Lüdemann , zu der Zeit schon ein renommierter Pianist, mit Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel , die beide noch Studenten waren, ein Trio gebildet und die erfolgreiche CD Reihe Die Kunst des Trios begründet. Nun 2019 spielt er mit zwei Weltklasse Musikern zusammen.
Auch dieses Konzert im Loft ist mitgeschnitten worden, bleibt zu hoffen, dass auch daraus eine CD entstehen wird. Sie ist auf jeden Fall ebenso hörenswert, wie die Die Kunst des Trios.
Siehe hier den Bericht über das Konzert 2017: http://nrwjazz.net/jazzreports/2017/luedemannlandfermannburgwinkelnurismloft/)