Doppelkonzert beim Jazzfest Bonn
Matthieu Mazué Trio & Olivia Trummer Trio
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Lutz Vogtländer
Das Jazzfest Bonn findet wieder in gewohnter Fülle statt, mit internationalen Stars, Musikern aus der Region und jungen Nachwuchskünstlern. Ein großer Teil der 2021 ausgefallenen Konzerte wurde nachgeholt. Auch in diesem Jahr finden die Konzerte des Jazzfests Bonn an unterschiedlichen Orten der Stadt Bonn statt, vom Post Tower bis zur Brotfabrik. Die meisten Konzerte sind auch wieder ausverkauft. Ein besonderes Merkmal des Festivals sind die Doppelkonzerte. Es finden immer zwei Konzerte an einem Abend statt und oft von sehr unterschiedlicher Art.
Matthieu Mazué Trio aus der Schweiz
Am 19. Mai gastierte das Jazzfest im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Der Saxophonist Peter Materna , der künstlerische Leiter, hob hervor, dass der Saal im Landesmuseum eine so gute Akustik habe, wie ein Jazzclub, man höre alles was auf der Bühne passiere.
Und auf der Bühne passierte viel. Wie immer auf dem Jazzfest Bonn gab es zwei Konzerte.
Den Anfang machte eine junge Band aus der Schweiz, das Mattieu Mazué Trio. Die Band um den französischen Pianisten Mattieu Mazué besteht erst seit 2020. Aber bevor Mazué die Band gründete, spielte er bereits auf internationalen Festivals und veröffentlichte ein Soloalbum.
Das junge Trio gewann 2021 den internationalen Wettbewerb JazzBeet des Jazzfests Bonn und damit auch einen Auftritt im Hauptprogramm des Festivals.
Zum Trio gehören neben Matthieu Mazué, Piano und Komposition, Xaver Rüegg, Bass und Michael Cina, Schlagzeug. Xaver Ruegg stammt aus Zürich, wo er auch studiert hat und als Mitglied verschiedener Bands auch fester Bestandteil der Jazzszene ist. Michael Cina hat in Bern und New York studiert und ist ebenfalls Mitglied unterschiedlicher Jazz Ensembles.
Die junge Band spielte einen zupackenden, rhythmusbetonten Jazz mit lyrischen Anteilen. Piano und Schlagzeug standen deutlich im Mittelpunkt, wurden aber vom Bass hervorragend unterstützt und getragen. Das Pianospiel von Matthieu Mazué war oft sehr perkussiv und wurde dabei unisono vom Schlagzeug begleitet. Dadurch entstand ein mitreißender Klang, der sich sofort auf die Zuhörer*innen übertrug. Diese stark rhythmischen Motive, die besonders am Beginn der Stücke standen, wurden von lyrischen Passagen flankiert, die der Musik Wärme gaben. Inspiriert sind Mazués Kompositionen von Alltagserlebnissen oder auch von Literatur. So wurde ein Stück von Hermann Hesses Steppenwolf angeregt. Die Band war ein echtes Erlebnis und man wird in den nächsten Jahren sicher noch mehr von ihr hören.
Olivia Trummer Trio, featuring Kurt Rosenwinkel & Fabrizio Bosso
Während die jungen Schweizer am Beginn ihrer Karriere stehen, ist die Pianistin und Sängerin Olivia Trummer bereits ein internationaler Star, mit einem Vertrag bei Warner Music. Und nicht nur Olivia Trummer wird gefeiert, auch ihre Band besteht aus international erfolgreichen Musikern. In ihrem Trio sind die renommierten italienischen Musiker Rossario Bonaccorso am Bass und Nicola Angelucci am Schlagzeug. Gastmusiker waren der Ausnahmegitarrist Kurt Rosenwinkel und der italienische Trompeter Fabrizio Bosso.
Olivia Trummer stellte ihr neues Album For You vor. Die ersten Stücke wurden im Trioformat gespielt und dann kam Fabrizio Bosso hinzu und erweiterte das Klangspektrum der Band. Neben der großartigen Pianistin Olivia Trummer war Fabrizio Bosso der Star des Abends. Wobei der Anteil von Kurt Rosenwinkel, der später dazu kam, als Bosso sich wieder zurückzog, nicht geschmälert werden sollte. Rosenwinkel ist ein einfach einer der weltbesten Gitarristen, der mehrfach mit Eric Clapton, der ihn sehr schätzt, gespielt hat.
Kurt Rosenwinkel ist kein Mann der großen Gesten, er brilliert einfach mit seinem Gitarrenspiel. Der Höhepunkt des Konzertes war denn auch letzte Teil als sowohl Fabrizio Bosso als auch Kurt Rosenwinkel das Olivia Trummer Trio verstärkten. Das Publikum war völlig aus dem Häuschen und feierte die Band mit frenetischem Beifall. Olivia Trummer hat bei allen Stücken eigene Songtexte gesungen, mit einer Ausnahme, dort hat sie nur gescattet. Dies fand ich besonders gelungen. Die Texte drehten sich um die ewigen Themen von Liebe, Enttäuschung und Hoffnung. Ihr Klavierspiel war fantastisch. Von lyrischen impressionistisch geprägten Passagen, die an Debussy geschult waren, bis zu boppigen Rhythmusfiguren, kann diese Frau alles spielen, mit Leichtigkeit und auf allerhöchstem Niveau. Manchmal hätte ich mir weniger Gesang gewünscht, aber das Publikum war begeistert.
Großartige, internationale Musiker mit ganz viel Spielfreude
Zwei sehr unterschiedliche Konzerte, bei denen jeweils eine Pianistin und ein Pianist im Mittelpunkt standen. Bei beiden Bands haben die/der Pianist*in, den Mitmusikern viel Raum gegeben und immer den Bandsound in den Mittelpunkt gestellt. So waren beide Konzerte alles andere als Piano plus Begleitung. Die junge französisch-schweizerische Band hatte ihren ganz individuellen Sound, den drei Instrumentalisten auf Augenhöhe gebildet haben. Und Olivia Trummer, hatte keinerlei Star- oder Divengehabe, sondern war sichtbar voller Spielfreude, auch bei der Musik ihrer Mitspieler. Nun hatte sie auch großartige international anerkannte Musiker an ihrer Seite, die ihre Kompositionen hervorragend umsetzten und darüber kreativ improvisierten.
Die beiden Konzerte lieferten Musik für unterschiedliche Geschmäcker, auf höchstem Level. Eine gelungene Konzertkombination des Bonner Jazzfestes.
Weitere Konzerte siehe:
jazzfest-bonn.de