Die Verwandlung
Haffner und Wesseltoft im Konzerthaus
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Bugge Wesseltoft findet die Konzertreihe „JAZZnights“ klasse, kann der umtriebige Musiker und Labelbetreiber aus Oslo doch in den schicken Konzertsälen Deutschlands gerade zeigen, was seine Plattenfirma Jazzland so alles im aktuellen Katalog hat. Beim langen Dortmunder Doppelkonzert gehörte die erste Hälfte den Norwegern.
War der Labelchef einst ein Pionier an der Schnittstelle von Jazz und Elektronik, setzt er sich derzeit lieber an den akustischen Konzertflügel und spielt ganz verspielt zwei Jazzstandards. Die Elektronik haben seine Landsleute im Gepäck. Wie Mari Kvien Brunvoll, die im Halbdunkel auf dem Boden hockend ihre Stimme zu Chören loopt, Sounds und Beats hinzufügt und doch nur selten bietet, was man nicht schon kennt von auf Loops basierender Musik.
Auch Saxofonist Hakon Kornstad nutzt für Mehrstimmigkeit Loops und Sample-Technik, arbeitet mit Überblastechniken und Klappergeräuschen, überrascht im Konzerthaus aber am meisten als gedrosselter, lyrischer Operntenor. Der Mann studiert derzeit Operngesang und hat da schon einiges gelernt.
Schließlich das Trio des Geigers Ola Kvernberg, dessen Spiel man anhört, das er mit der Jazzhistorie und der Musik des Geigenstars Stéphane Grappelli ebenso aufgewachsen ist wie mit nordischer Folklore.
Nach der Pause gehört die Bühne Deutschlands wohl profiliertestem Jazzdrummer Wolfgang Haffner. Und jetzt wird nichts mehr riskiert. Smoothen, relaxten, aber auch qualitativ hochwertigen Fusionjazz spielt sein Quartett, bei dem neben Haffner selbst Trompeter und Tastenmann Sebastian Studnitzky immer wieder zu glänzen weiß.
Zur Zugabe treffen sich alle Musiker auf der Bühne – und Bugge Wesseltoft hat doch noch sichtlich Spaß daran, mit pumpenden Elektronik-Beats das feine Konzerthaus in einen coolen Club zu verwandeln.