Die Verwandlung
Aufnahmesession im LOFT
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Frederik Kösters Band Die Verwandlung hat zwei Tage im Kölner LOFT Konzerte gegeben, die für ihr neues Album aufgenommen wurden.
In der Kriminalpsychologie heißt es, dass der Täter immer zum Tatort zurückkehrt. Das gilt offensichtlich auch für unbescholtene Musiker. Vor 14 Jahren hat Frederik Köster mit seiner Band sein Debütalbum im LOFT aufgenommen. Nun sind die Musiker zurückgekehrt und nehmen wieder ein Album auf.
Wer Frederik Köster kennt, der freut sich auf großartige Musik, die oft von Literatur angeregt ist. So ist es auch bei diesem Album. Frederik nannte die Aufnahmesession aus Spaß: Literatur-Café.
Gleich das erste Stück ist inspiriert von dem Gedicht Stufen von Hermann Hesse. Das Gedicht ist berühmt für seine Zeile: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Ein Gedicht das Mut macht Gewohntes loszulassen und mit Mut sich an Neues zu wagen. Das Gedicht ist das Motto für das ganze Album. Vielleicht auch sein Titel? Die Verarbeitung des Hesse Gedichtes geschieht rein instrumental. Ein nach vorne treibendes Stück, dem “Zauber innewohnt“.
In den letzten Jahren hat Frederk Köster immer wieder auf seinen Konzerten, das eine oder andere Stück auch gesungen. Stücke, die bekannt sind durch Chet Baker, aber auch literarische Texte.
The Aim was Song ein Gedicht von Robert Frost wird von Frederik gesungen. Eine Art Sprechgesang, der nur von Joscha Oetz mit Kontrabass begleitet wird. Nach dem Gedicht greift Köster zur Trompete und es geht in ein Bass/Trompeten Duo über. Dann kommen alle Instrumente zusammen und das Gedicht wird noch einmal gesungen.
Später vertont Köster noch ein sehr schönes Gedicht über die Natur von der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson: Further in Summer than the Birds. Auch dieses Gedicht wird gesungen.
Aber nicht nur Gedichte, auch Prosa inspiriert Köster zum Stücke schreiben. John Irvings Roman Until I find You ist ebenfalls Ausgangspunkt für ein Stück. Die Fabel des Romans zieht sich über mehrere Generationen und die Musik soll die Rastlosigkeit der Menschen in dieser Geschichte einfangen.
Bei dem Stück Your Silence is killing me ist der Film Call me by your Name die Inspirationsquelle. Eine Ballade, die eine unglückliche Liebe in Musik ausdrückt. Obwohl der Film von 2017 ist klingt die Trompete von Köster in dem Stück perfekt nach 50er Jahre und man hat diverse Filme aus dieser Zeit vor Augen, zu denen die Musik auch gepasst hätte. Das Stück enthält ein schönes Duo von Piano und Trompete.
Roadtrip dagegen ist von der Musik des mittleren Ostens geprägt. Ein schnelles, Rhythmus betontes zupackendes Stück, das das Publikum in eine Bar in den Libanon versetzt, in der getrunken und auf Tischen getanzt wird. Hier ist die ohnehin nicht zurückhaltende Rhythmusgruppe mit Jonas Burgwinkel am Schlagzeug und Joscha Oetz am Bass in voller Aktion.
Für Stella ist eine Ballade, bei der das emotionale Spiel von Frederik Köster sehr im Mittelpunkt steht.
Frederik Köster spielt viel in den hohen Registern und selbst in den leisen Passagen ist sein Trompetenspiel sehr druckvoll und eben auch höchst emotional. Jonas Burgwinkel setzt mit seinem ideenreichen und auch oft kraftvollen Spiel Akzente, die Frederik Köster hervorragend unterstützen. Auch der Bass von Joscha Oetz hat eine tragende Rolle, die weit über eine rhythmische Begleitung hinausgeht. Sebastian Sternal am Piano spielt sehr feinsinnig und betont damit die sensiblen Aspekte im Klang der Band. Die Verwandlung hat einen dichten, emotionalen und druckvollen Sound, der die Zuhörer ergreift und bis zum letzten Ton auch festhält. Und das Publikum hat alle Stücke auch bis zum Ausklang der letzten Töne gehört, denn aufgrund des Mitschnittes soll erst dann geklatscht werden, wenn der letzte Ton verklungen ist. Das ist auch unabhängig von der Aufnahmesession nicht schlecht.
Die Konzerte im LOFT machen auf jeden Fall schon jetzt Lust auf das neue Album.