Die Talentschmiede des deutschen Jazz
BuJazzO in Essen
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Für einen Kalauer ist sich Jiggs Whigham nicht zu schade. Seine Unterhose sei viel älter als die Jungs hinter ihm auf der Bühne, meinte der renommierte Posaunist, Bigband-Leiter und Dozent über das Bundesjazzorchester (BuJazzO) zum Publikum. Verhaltenes Gelächter nur gab es dafür in der Philharmonie.
Schließlich war der Essener Musentempel mit vielen Ehrengästen besetzt beim Abschlusskonzert des diesjährigen, höchst erfolgreichen Klavier-Festivals Ruhr. Mehr als 50.500 Besucher konnte das Festival bei seinen insgesamt 61 Konzerten begrüßen. Eine Zahl, die zuletzt 2006 erreicht wurde, damals aber noch mit 72 Konzerten.
Dem BuJazzO, der Talentschmiede des deutschen Jazz, die schon heutige Stars wie Till Brönner oder Roger Cicero hervorgebracht hat, war es vorbehalten, den musikalischen Schlusspunkt unter das Festival zu setzen.
Und das taten die jungen Musiker mit Bravour. Solistisch und im Ensemblespiel überzeugte das Orchester, das direkt am Morgen nach dem Essener Auftritt auf eine USA-Gastspielreise ging.
Ob beim harten Swing mit fliegenden Taktwechseln in der Nummer „Shine“, einem alten Song bekannt aus dem Filmklassiker „Casablanca“, oder ob beim eleganten Swing – das „BuJazzO“ unter der Leitung des Amerikaners
Jiggs Whigham
machte viel Spaß.
Als Gastsolist saß Gwilym Simcock am Konzertflügel. Der Brite, der sich vor vier Jahren schon solo beim Klavier-Festival Ruhr vorstellte und seitdem eine beachtliche Karriere hingelegt hat, erwies sich als stilsicherer und geschmackvoller Interpret der bekannten Jazzliteratur.
Und er brachte drei eigene, anspruchsvolle, weil vielschichtige Kompositionen mit nach Essen, in denen sowohl seine jazzigen Vorbilder Chick Corea und Keith Jarrett als auch seine Liebe zur Klassik durchschimmerten.
So wurde es ein bunter Abend in der prächtig besuchten Philharmonie, die bei der Zugabe Jiggs Whigham nach Aufforderung von Gwilym Simcock auch noch zu seiner Posaune greifen ließ.