Die Leichtigkeit des Seins
Maya Fadeeva bei FineArtJazz
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Maya Fadeeva räumt im Gespräch ein, dass sie sich nur dann produktiv entfalten kann, wenn Spaß bei der Sache und Leichtigkeit im Spiel sind. Der künstlerischen Ernsthaftigkeit tut dies aber keinen Abbruch. Beim Konzert im Rahmen der Reihe „FineArtJazz“ wusste die in Russland geborene Sängerin ihre phänomenale Stimme und ihr Grenzen sprengendes Talent einzusetzen – ob es dabei um Jazz, Pop, Soul oder Reggae geht, ist fast schon wieder sekundär!
Denn Maya Fadeeva ist auf der Bühne und auf ihren bisher erschienenen Alben vor allem ganz sie selbst! Da kommt ihr natürlich die Liebe zum Jazz zugute. Die daraus resultierende Flexibilität haben auch die Musiker ihrer aktuellen Band im Blut, als da wären Mike Roelofs, Piano und Keyboard, Bassist Nico Brandenburg und Tim Dudek am Schlagzeug.
Es swingt und groovt entspannt im Gemeinschaftshaus, auch wenn im ersten Set des Abends noch eine gewisse Verzagtheit dominiert. Immerhin liegt der letzte Auftritt schon ein halbes Jahr zurück, was für Musiker, die livespielen als Nahrung betrachten, eine wahre Ewigkeit darstellt. Doch das aufnahmebereite Publikum, die Behaglichkeit der Venue und eine stimmungsvolle Lichtregie treiben das Auftauen stetig voran. Die Folge ist eine Ausdrucksvielfalt, mit der Maya Fadeeva der Sängerinnen-Zunft mal zeigt, wo der Hammer hängt, wo vor allem pure Emotion und eine authentische Bühnenpräsenz den Raum füllen. Maya Fadeevas Stimme hat Soul und Pop-Appeal, macht gehörig Druck und kann auch ganz schön in die Tiefe des Blues hinein versinken - aber zugleich beherrscht sie in allen Facetten die jazzig- feinnuancierte Linie.
So viel abgeklärte Reife mit pop-affiner Leichtigkeit zu vereinen, das hat Maya Fadeeva in spektakulärer Weise drauf. Was sie und ihre Band können, offenbaren nicht zuletzt einige überraschend vielseitige neue Stücke von ihrem künftigen, im nächsten Jahr erscheinenden Album: Wie ein funkelnder Stern aus vergangenen goldenen Zeitaltern des amerikanischen Jazz strahlt die Ballade „Can`t thank you enough“ in die Jetzt-Zeit. Das rockige, einen leidenschaftlichen Refrain freisetzende "Freaking Out" treibt mächtig voran - ebenso wie so manche weitere, absolut dancefloor-taugliche Nummer. Wie tief Maya Fadeeva den Blues verinnerlicht hat, demonstrierte sie in Randy Newmans „You`ve got a friend in me.“
Bei alldem sind wohl auch viele künstlerische Anregungen durch die Band „Club des Belugas“ im Spiel, mit der Maya Fadeeva seit einigen Jahren und auf ihre eigene Initiative hin kollaboriert. Man kann sagen, diese Sängerin kann alles und darf alles, verströmt und weckt zusammen mit ihrer Band einen unglaublichen Spaß an der Sache. Deswegen konnten alle Beteiligten, Zuhörer und Ausführende schließlich alle im Gemeinschaftshaus ein Fazit nur unterschreiben: „What a wonderful world!“ - denn eine solche Welt ist vorhanden, so lange Konzerte wie diese die Seele wärmen. Dass Maja Fadeeva und ihre Band auch bei diesem nostalgischen Armstrong-Kulthit in einer coolen Reggae-Bearbeitung nichts anbrennen ließen, verstand sich von selbst.
Maya Fadeeva hatte im übrigen viel neues Publikum zu einem Konzert der FineArtJazz-Reihe gebracht, die teils von weit her angereist waren. Denn neben dem Musik machen ist die aktuell in Hürth lebende Künstlerin eine nimmermüde Networkerin, die ihre Videos in Eigenregie produziert und fleißig die Kontakte zu ihrem Stammpublikum pflegt: „Ich möchte gerne mein Publikum kennen lernen. Das ist doch ein selbstverständliches Nehmen und Geben“ - charakterisiert sie, worauf es beim Musik machen nicht zuletzt ankommt.