Die Kunst des Arrangierens
Jazzsession Altstadtschmiede im Großformat
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Entsprechend voll ist es auf der Bühne an diesem langen Abend mit dem neunköpfigen Schmiede-Syndikat. Dass es auch vor der Bühne zu diesem allwöchentlichen Termin voll ist, zeigt, welch ein langjähriger Selbstläufer diese Veranstaltungsreihe durch jahrzehntelange Kontinuität geworden ist.
Die gestandenen Jazzprofis haben an diesem Abend den Trompeter Klaus Osterloh als herausragenden Gastmusiker in ihren Reihen. Unter den engen Bedingungen des lauschigen Szenelokals ist ein kleines Orchester, ja fast eine Bigband am Werk. Ingo Marmulla hat dafür gut „vorgearbeitet“ und viele seiner eigenen Lieblingsstücke und so manches „ewige“ Standard neu arrangiert. Die Noten werden kurz vorm Auftritt verteilt. Man probt eine Weile, schon läuft alles rund! So funktioniert die verbindende Sprache des Jazz. Da stehen Stücke von Billie Hollieday Pate oder eine Ballade von Cassandra Wilson erstrahlt im neuen Glanz eines modernen, spielfreudigen Arrangements. Klar ist, diese Musiker sind wie ein gut geöltes zuverlässiges Ganzes aufeinander eingeschworen. Mit intensiven Bläsersätzen von bis zu drei Trompeten, feinfühligen Saxophonparts und einer unermüdlich schweißtreibenden Rhythmusarbeit von Bernd Gremm am Schlagzeug sowie dem Recklinghäuser Bassisten Stefan Werni. Über allem liegen die feinnervig swingenden Gitarrenläufe von Ingo Marmulla . „Bridge over Troubled Water“ von Simon and Garfunkel mochte der Recklinghäuser früher gar nicht so sehr, verrät er. Aber der Gitarrist, Arrangeur und Musikpädagoge beherrscht die hohe Kunst, aus den musikalischen Grundideen eines Stückes etwas ganz neues zu machen. Weiter geht es in der Schmiede mit pulsierenden Ska-Rythmen - das Spektrum, aus dem diese gestandenen Musikprofis schöpfen, ist groß!
Alt und doch ganz neu“ charakterisierte Ingo Marmulla eines seiner Arrangements. Und damit hat er mal eben die Leitidee für die legendären Jazzsessions in der Altstadtschmiede auf den Punkt gebracht. Seit nunmehr 30 Jahren kommen in Recklinghausens Szenelokal Jazzmusiker spontan zusammen - diese Sessions sind längst in ganz NRW und auch darüber hinaus wohlbekannt.
Groß gefeiert wird Ende August in der Altstadtschmiede. An diesem Datum jährt sich die Geburtsstunde der Recklinghäuser Jazzinitiative zum 30. Mal. Bestimmt wird auch dies mit einer exquisiten Besetzung einher gehen.