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Die Kunst, auf den Punkt zu kommen

Speeddating im Bochumer Theater der Gezeiten

Bochum, 04.12.2024
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Claudius Reimann hat mit seinem Label Tonkunstmanufaktur für freie Improvisation ein Netzwerk geschaffen, das in dieser Form wohl ohne Beispiel ist. Die hohe Kunst, in zum Wesentlichen vorzudringen, wurde noch einmal zugespitzt im aktuellen Speed-Dating-Projekt, das sich in diesem Sommer schon bei den Aufnahmesessions einer regen Resonanz erfreute. Daraus ergab sich in logischer Konsequenz ein Live-Event – und der sollte auf einen Abend wie keinen anderen hinauslaufen.

Das fängt schon bei der Location an, die dafür gewählt wurde: das Bochumer Theater der Gezeiten. Vermutlich war der Raum einst eine kleine Eckkneipe oder Ähnliches. Heute betreibt ein Verein mit viel Herzblut zahlreiche freie Kulturveranstaltungen, was mitten im Ruhrgebiets-Großstadtdschungel wie eine Insel der Kreativität und Geistigkeit wirkt. Zum Programm gehören Theater, Performance, Puppentheater und eben auch Musik-Events weit jenseits des Allzu-Üblichen. Und so lag schon vor Beginn viel Kreativität in der Luft, bevor überhaupt die Musik losging.

Illustre Gäste in Dreierkonstellation

Claudius Reimann und seine illustren Gäste drehen abwechselnd die Sanduhr und fungieren als Zeremonienmeister im Speed-Dating der freien Improvisation. Drei Musiker*innen mit unterschiedlichen Instrumenten – darunter auch die Stimme – reichen sich das Staffelholz, weiter, sofort und ohne Anlauf. Schweißtreibend, spontan, wild, laut und immer wieder theatralisch geht es zur Sache. Weitschweifigkeit bleibt außen vor. Jeder Ton hat seinen Platz, es ist keine zufällige Geräuschkulisse, sondern ein dezidiert artikulierender Austausch, in den sich alle in wechselnden Kombinationen einbringen. Uwe Juchum lässt seine Bassklarinette brummen und röhren, während Katharina Bohlen und Andreas Wagner mit ihren Klarinetten schneidende Glissandi durch den Raum schicken. Thorsten Töpp schlägt mit den Händen auf die Saiten seiner E-Gitarre, erzeugt metallische, scharfe Klänge. Brigitte Küpper und Axel Zajac setzen ihre Stimmen ein. Christopher Warner reagiert mit schrillen Posaunenklängen, deren hohe Flagoletts wie ein Echo durch den Raum fliegen, später sogar unter Zuhilfenahme eines Schlagzeugbeckens als „Ersatz“ für einen Posaunendämpfer. Matthias Kaiser nutzt seine Violine als Schlaginstrument, hämmert auf die Saiten, reibt den Bogen, erzeugt verzerrte, rohe Klänge. Die Bassklarinetten von Bohlen und Juchum setzen tief brummende Töne gegen die schneidenden Geräusche von Warner, dessen Posaune zwischen gewaltigen, verzerrten Geräuschen und feinen Höhenoszillationen oszilliert. Die Energie des Publikums auf der kleinen Tribüne ist spürbar, sie wird zur treibenden Kraft für die wechselnden Trios. Hier ist Live-Improvisation kein esoterischer Elfenbeinturm, sondern läuft als pure, rohe Energie zur Höchstform auf. Befreites Zuhören verbindet dabei Ausführende und Publikum als gemeinsamen Nenner.

Showdown mit allen

Nach den vielen Dreierkonstellationen kam schließlich der Showdown, der logisch auf der Hand lag. Jetzt vereinten sich noch einmal alle auf der kleinen Bühne zum großen, mächtigen, fröhlich lärmenden Tutti.
Man war inspiriert und fühlte sich belebt von diesem Abend, der eine unglaublich belebende Energie auch im Nachhinein produzierte. Und er inspirierte ebenso dazu, das Theater der Gezeiten künftig noch häufiger aufzusuchen – es dürfte auf weitere Überraschungen Verlass sein an diesem Ort.



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