Die Energie der Musik
Harlem Gospel Singers im Konzerthaus Dortmund
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Siebzig Jahre alt wird sie in diesem Jahr. Doch Queen Esther Marrow ist noch lange nicht müde. Wer sie jetzt wieder erlebt hat im Dortmunder Konzerthaus, der weiß: die Gospelmusik hält sie jung, gibt ihr Kraft und Lebensfreude. Das spürt man sofort und das transportiert die Amerikanerin auch mit ihrem Harlem Gospel Singers.
Die Energie der Musik ist nämlich ansteckend. Wenn die vie Sängerinnen und fünf Sänger und die vierköpfige Band um den einmal mehr fabelhaften Pianisten Anthony Evans bei "I Was Born To Sing the Gospel" mit Schwung und Inbrunst loslegen, glaubt man den Text diesen singenden Gottespredigern sofort.
Auch wenn längst nicht nur Gospelsongs erklingen in der bunten Show. Die Grenzen zu Rhythm&Blues, Soul und kurzzeitig sogar Klassik sind fließend. Wenn die ausgebildete Sopranistin Rebecca Cummings Scales ihre Stimme in Opernsängerin-Manier erhebt in dem alten Broadway-Song "You´ll Never Walk Alone", der heute als das Fussball-Lied schlechthin nicht nur in Liverpool verehrt wird, oder das Ensemble den alten O´Jays-Klassiker "Love Train" in klassisch soulige Bewegungen versetzt, optisch noch mit einer schnaufenden Dampflok auf einer Leinwand unterlegt, dann zeigt das die musikalische Offenheit der Truppe aus New York.
Stimmlich der Star ist dabei immer noch die Chefin selbst, die 1990 die Harlem Gospel Singers gründete. Das kraftvolle Solo von Queen Esther Marrow in dem traditionellen Spiritual "Elijah Rock" ist ein absoluter Höhepunkt der Show.
Ein Medley von spirituellen Songs zu Beginn des zweiten Konzertteils oder ein zweites mit Stücken von Ray Charles, den Eurhythmics oder aus der guten alten Motown-Zeit ein wenig später sind weitere memorable Momente. Schwungvolle Lebensfreude wechselt sich gekonnt mit gefühlvoller Zurücknahme ab.
Um am Ende von gut zwei Stunden bester Unterhaltung wartet bei der Zugabe wie immer bei den Harlem Gospel Singers das in der Post-Hippie-Ära in den 1970ern weltweit populär gewordenen "Oh, Happy Day" – ein übrigens passendes Motto für einen Abend mit den Amerikanern