"Die bislang beste Stimmung auf meiner Tour!"
Gitarrist Lucas Imbirimba in Hürth
TEXT: Dr. Michael Vogt | FOTO: Jazzclub Hürth
Selten war der Jazzkeller Hürth in den letzten Monaten so voll wie beim Konzert von Lucas Imbiriba. Nach dem Start seiner Europa-Tournee in Finnland trat der brasilianische Meistergitarrist in der gemütlichen Spielstätte des Jazzclubs Hürth auf. Damit machte er auch den Auftakt einer Konzertreise durch Deutschland, die ihn mit einer Unterbrechung nach Rüsselsheim, Schwerin, Hoyerswerda, Dresden, Potsdam und Oldenburg führen wird.
Imbiriba selbst beschreibt seine Musik so: „Ich spreche gern von der Fusion verschiedener Elemente: Riffs aus dem Rock, Einflüsse aus Kuba, Batidas, die für die traditionelle brasilianische Musik typisch sind, Rasgueados, die dem Flamenco seinen Sound geben. Das alles gehört zu meinem Stil.“
Durchaus gewagter Stunt
Mit seinen Arrangements begeistert Imbiriba weltweit Fans. Auch in Hürth hatten sich zahlreiche Freunde seiner Kunst eingefunden, um Songs aus Imbiribas neuem Album „Epic Journey“ live zu hören. Und sie wurden nicht enttäuscht. Der Gitarrist betrat die Bühne konzentriert, stimmte seine Gitarre und legte mit Hans Zimmers Soundtrack zu „Pirates of the Caribbean“ („Fluch der Karibik“) los. Nach zart gesponnenen Arpeggien warf er sich mit Verve in einen wilden Mix aus stilistischen Elementen – vom klassischem Fingerspiel über perkussive Einlagen bis hin zu Flamenco- und Rock-Schlagtechniken.
In hervorragendem Deutsch wandte der sympathische Musiker, der in Brasilien, Barcelona und Augsburg klassische Gitarre studiert hat, sich an die Anwesenden und führte durch den weiteren Abend, in dem er nicht nur Nummern aus seiner jüngsten CD spielte. So präsentierte Imbiriba eine Gitarren-Fassung von „Smooth Criminal“ – vor einem Publikum, das die Michael-Jackson-Arrangements des New Yorkers Adam Rafferty bestens kennt, ein durchaus gewagter Stunt. Doch Imbiribas Version konnte mit ihrem klassisch fundierten, abgerundeten Klang auch im Vergleich zu Raffertys akrobatischem Ansatz punkten.
Brasilianisches Lebensgefühl
Zur großen Freude der Gäste ließ Imbiriba es sich nicht nehmen, musikalisch auch in seine brasilianische Heimat zu entführen. Mit einem Carimbó, bei dem er die für diesen Tanz typischen Trommel-Rhythmen auf dem Korpus der Gitarre nachahmte, gab er einen Eindruck der kulturellen Vielfalt des fünftgrößten Landes der Erde. Im Anschluss machte Imbiriba sich an einen der größten Bossa-Nova-Hits aller Zeiten, Antônio Carlos Jobims „Garota da Ipanema“. Dabei zeigte er sich als Sänger mit weicher und schön timbrierter Stimme und großem musikalischen Geschmack. Das hielt die Fans, von denen einige portugiesischsprachig waren, nicht davon ab, innbrünstig mitzusingen. Wer jemals in Brasilien auf einem Konzert war, weiß, dass das zum brasilianischen Lebensgefühl dazugehört.
"Der Jazzkeller ist eine tolle Location!"
Natürlich durfte „Stairway to Heaven“, eines der berühmtesten Lieder von Imbiribas Lieblingsband „Led Zeppelin“ nicht fehlen. Weitere Höhepunkte waren Mark Knopflers „Sultans of Swing“, „Mais que nada“ (Jorge Ben Jor), eine hochvirtuose Fassung von Queens „Bohemian Rhapsody“ und zwei Nummern aus „Buena Vista Social Club“. Das Publikum feierte Imbiriba nach jeder Nummer frenetisch und ließ ihn nicht eher von der Bühne, bevor er nicht noch zwei Zugaben gespielt hatte. Danach nahm Lucas Imbiriba sich noch ausgiebig Zeit, um mit den Fans zu sprechen, für Fotos zu posieren und CDs zu signieren. „Die Stimmung in Hürth ist wirklich hervorragend“, freut er sich nach dem Konzert. „Der Jazzkeller ist eine tolle Location, in der man von der Bühne aus einen wirklich intensiven Kontakt zum Publikum hat. Die Warmherzigkeit der ehrenamtlich arbeitenden Vereinsmitglieder und die Begeisterung der Besucherinnen und Besucher sind wunderbar. Das war wirklich die bislang beste Stimmung auf meiner Tournee!“
Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs, freute sich über diese Anerkennung. „Es ist schön zu hören, dass das Herzblut, das wir in unsere Arbeit für den Jazz stecken, so deutlich wahrgenommen wird. Auch Gäste, die heute zum ersten Mal bei uns waren, haben uns sehr positive Rückmeldungen gegeben“, ließ Reiners im Anschluss an den Abend wissen, um gleich auf das nächste Event hinzuweisen: „Nach diesem Spitzenkonzert mit Star-Gitarrist Lucas Imbiriba gibt es am 31. März ein Wiedersehen mit Walter Fischbacher. Der Pianist kommt mit seinem Phischbacher Trio und einem Programm rund um die Beatles in den Jazzkeller. Da darf man keinesfalls fehlen!“