Dicht vollgepacktes Programm
Die 23. Hürther Jazznacht
TEXT: Günter Reiners | FOTO: Harald Haenßgen
Mit einer schier unüberschaubaren Fülle an Angeboten begeisterte die Hürther Jazznacht am 1. Oktober das Publikum im Bürgerhaus: Zwölf Ensembles auf fünf Bühnen machten Jazzfans von nah und fern die Wahl schwer, denn im dicht vollgepackten Programm folgte Highlight auf Highlight. Für die 23. Ausgabe des Großevents ließen die Veranstalter des Jazzclubs, der am 9. November sein 30-jähriges Bestehen feiert, bewusst internationale Stars und junge Künstler aufeinandertreffen. Junge Künstler waren auch dafür zuständig, das Programm der Jazznacht um 19 Uhr an der Theke des Bürgerhauses zu eröffnen: Das preisgekrönte Quintett «Soundprinter», das sich rund um den 1997 geborenen Jazz-Trompeter Ferdinand Schwarz formierte, elektrisierte das Publikum schon nach wenigen Takten und überzeugte durch seinen modernen, selbstbewussten Sound. Kurz darauf sorgten die «Jive Sharks» bei ihrem aufsehenerregenden Einzug in den Römersaal für die Eröffnung des großen Bühnenprogramms. Die swing-verrückte Formation, die Musiker aus allen Ecken der Bundesrepublik vereint, stürzte sich munter in einen Mix aus Jive, Jazz, Boogie und Cajung, der in die Beine ging und das Programm auf einen ersten Höhepunkt zusteuern ließ.
Sinnliche Blues-Röhre
Währenddessen drängten die Jazzfreunde ins Untergeschoss, um beim Auftritt von «Sydney Ellis & her Midnight Preachers» eine der beeindruckendsten Jazz- und Bluesstimmen der Jetztzeit erleben zu können. Die Sängerin, die sich freute, nach langer Zeit einmal wieder in Hürth zu sein, begeisterte das Publikum mit ihrer sinnlichen Blues-Röhre, unfehlbarer Musikalität und einnehmender Bühnenpräsenz. Im Römersaal konnte man derweil das «JugendJazzOrchester NRW» zusammen mit verschiedenen Solisten erleben. Der Trompeter Frederik Köster bewegte sich begleitet vom Orchester mühelos zwischen sensiblem Lyrismus und ausdrucksstarker Power. Die aus dem «ZDF-Jazzclub» bekannte Sängerin Silvia Droste zeigte sich neben der groovenden Bigband in ihrem Element. Erstaunliche Reife für ihr junges Alter bewies die 21-jährige Sängerin Charlotte Illinger, die sich souverän gegenüber dem kompakt strahlenden Bläsersound durchsetzte.
Spritziger Dialog
Einen weiteren Jungstar konnte man gleichzeitig in der Gastronomie erleben. Der 16-jährige Violinist Sunny Franz, Sohn des berühmten Musikers Romeo Franz, führte das «Romeo Franz Ensemble» an und zeigte in Titeln wie «Night and day» oder «I Can't Give You Anything but Love» eine mitreißende Mischung aus klassischem Jazz und exzellenter Sinti-Musik. Gypsy-Jazz in spannender Kombination prägte auch das Konzert des Marcus Schinkel Trios. Das Ensemble rund um den Jazzpianisten, der sich seit früher Jugend durch Ludwig van Beethovens Musik inspirieren lässt, entfaltete im energiegeladenen Zusammenspiel mit Joscho Stephan einen spritzigen Dialog zwischen Klaviersonate, Gypsy-Jazz und lateinamerikanischen Rhythmen.
Der 1998 geborene Hammond-Organist Simon Oslender und der Posaunist Bernd Lechtenfeld heizten zusammen mit «Five together» in der Gastronomie dem Publikum ein, während das « Tobias Hoffmann Trio» im Clubraum für sphärischen Ausgleich sorgte. Ebenfalls im Clubraum konnte man sich im Anschluss von Marius Peters Gitarrenzaubereien faszinieren lassen. Im Zusammenspiel mit ihrem Gast, dem Saxophonisten und Flötisten Heiner Wiberny , bewiesen sich die Mitglieder des « Marius Peters Trios» erneut als herausragende Ensemblemusiker.
Zwischen Soul, Pop und Jazz
«Clara and the Navigators», eine weitere, junge Formation des Abends, hatte um Mitternacht an der Theke des Bürgerhauses ihren Auftritt. Mit tiefer, souliger Stimme wagte sich Clara Terhag an Nummern wie «Black Coffee», die von großen Vorbildern wie Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan unsterblich gemachten wurden. Gleichzeitig verführte Twana Rhodes, die seit Jahren eine enge Verbindung zum Jazzclub Hürth pflegt, im Untergeschoss ihre Fans. In intelligenten Texten setzte sie sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen und den alltäglichen Herausforderungen des Lebens auseinander, bewegte sich musikalisch zwischen Soul, Pop und Jazz und sorgte für Stimmung bis 1 Uhr nachts. Wer da noch nicht genug hatte, konnte anschließend noch zum jazz-rockigen Sound von «globalBEAT» rund um den Chapman-Stick-Virtuosen Christian Becker weiterfeiern. Gegen 2 Uhr strahlte Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, zufrieden: „Trotz des langen Wochenendes, das viele für eine Kurzreise nutzen, haben sich zahlreiche Musikfreunde dazu entschlossen, uns die Treue zu halten und das fantastische Angebot der 23. Hürther Jazznacht zu nutzen. Wir haben wieder einmal bewiesen, dass Hürth durchaus mit den großen Jazzstädten Köln und Leverkusen konkurrieren kann“, zeigte sich Reiners überzeugt und wies auf das kommende Highlight im Programm des Jazzclubs hin: „Am 30. Oktober gibt es im Jazzkeller kontrollierten Piano-Trio-Wahnsinn mit «phishbacher, lohninger & band» zu erleben. Das sollte man auf keinen Fall verpassen!“