Der Jazztradition verpflichtet
James Carter im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Technik stellt für ihn längst keinerlei Hürde mehr da. James Carter muss nicht nachdenken, wie er was spielen kann. Der Saxofonist aus Detroit setzt seine Instrumente an den Mund und legt los.
Und gleich in der ersten Nummer seines Auftritts im Jazzclub „domicil“ zeigt der Amerikaner fast seine ganzen Facetten. Denn das Stück beginnt lässig und steigert sich urplötzlich.
Dann wird James Carter zum Berserker auf seiner Kanne, lässt das Saxofon quietschen und schreien und in hohen Eruptionen aufstöhnen. Dies alles aber bindet er in die pulsierende Musik seiner Klasse-Band ein.
Der Jazztradition hörbar verpflichtet, Carters Musik wurzelt im swingenden afroamerikanischen Jazz, im Blues und im Bop, sucht das James Carter Quintet in Dortmund dennoch immer das gewisse Etwas in seinen Interpretationen. Der Jazz marschiert meistens stramm nach vorne und James Carter ist dabei in allen Tempi und Stimmungen ein Vulkan, der klangliche Ausbrüche mag.
Explosiv klingen die fremden und eigenen Kompositionen an diesem Abend, die vor allem Drummer Leonard King und Bassmann Ralphe Armstrong harmonisch und rhythmisch immer fein zusammen flechten.
Das macht Spaß. Und Spaß versteht auch James Carter. Einem klirrenden Glas im Saal begegnet er im ähnlichen Ton auf dem Saxofon. Und wie sich eine lästige, umherschwirrende Fliege anhört, auch das demonstriert der klangtechnisch experimentierfreudige Amerikaner mal eben ganz kurz auf seinem Saxofon.